Wien

Auf den Spuren von Gustav Klimt

Reisen & Urlaub
11.12.2025 10:00

Seine Kunst ist in aller Welt bekannt, löst Begeisterung aus, erzielt Höchstpreise. Touristen kommen, um „sein“ Wien zu entdecken. Es zahlt sich aus, auf Klimts Spuren die Stadt zu entdecken. Hier einige der wichtigsten und interessantesten Stationen.

Wir beginnen unseren Wien-Spaziergang beim Burgtheater. Warum hier? Was hat Klimt mit der bedeutendsten Theaterbühne im deutschsprachigen Raum zu tun? Die Brüder Gustav und Ernst Klimt sowie Franz Matsch – zusammen die Künstler-Compagnie – haben die imposanten Deckengemälde in den beiden Prunktreppenhäusern geschaffen. Von 1886 bis 1888 hat das Künstlertrio in luftiger Höhe gemalt. Die Deckenmalereien zählten zu den größten Aufträgen ihrer Zeit und jetzt, nur bis Juni 2026, kann man die berühmten Bilderzyklen in einer Sonderführung erleben.

Das ist außergewöhnlich, weil die Feststiege links (Landtmann-Seite), die den Erzherzögen vorbehalten war, momentan renoviert wird. Was bedeutet: Man kann das Gerüst begehen und die Gemälde in 18 Meter Höhe aus nächster Nähe sehen. Weil es eben eine Baustelle ist, sind es sehr kleine, exklusive Gruppen. Ich bin nicht schwindelfrei, aber als ich so nahe die detailreichen und historisch fundierten Darstellungen betrachte, bin ich froh, über meinen Schatten gesprungen zu sein – es ist schlicht und einfach erhebend!

„Shakespeares Globe-Theater“ von Gustav Klimt auf der Kaiserstiege des Burgtheaters
„Shakespeares Globe-Theater“ von Gustav Klimt auf der Kaiserstiege des Burgtheaters(Bild: Eva Manhart)
Die Entwürfe der gleichen Szene, die im Müll entdeckt und gerettet wurden
Die Entwürfe der gleichen Szene, die im Müll entdeckt und gerettet wurden(Bild: Eva Manhart)

Unser Klimt-Rundgang führt uns dann zur sogenannten Kaiserstiege, wie das rechte Treppenhaus (Volksgarten-Seite), das nur dem Kaiser vorbehalten war, genannt wird. Dieses erstrahlt nach der Renovierung in voller Pracht, ist bereits gerüstet für das 250-Jahre-Jubiläum, welches das Burgtheater in der Spielzeit 2025/26 feiert. Karl Heindl, zuständig für Sicherheit, Publikumsservice und Führungen, weist vor allem auf „Shakespeares Globe-Theater“ von Gustav Klimt hin.

Die Erzherzogstiege, wo Sonderführungen bis Juni angeboten werden.
Die Erzherzogstiege, wo Sonderführungen bis Juni angeboten werden.(Bild: Eva Manhart)

 Das Gemälde zeigt eine Aufführung von „Romeo und Julia“ im Globe-Theater, das 1599 in London errichtet wurde und vor allem durch die Aufführungen von William Shakespeares Stücken Bedeutung erlangte. Klimt verewigte sich in dem Bild selbst, mit Halskrause, sowie seinen Bruder Ernst und Franz Matsch, mit dem er in die (Kunstgewerbe-)Schule ging, als Theaterbesucher. Das ist das einzige bekannte Selbstporträt von Gustav Klimt. In der Darstellung „Altar des Dionysos und Thespiskarren“ hat Gustav Klimt Katharina Schratt gemalt. Wir erfahren an dieser Stelle eine Anekdote: Kaiser Franz Joseph schaute angeblich nicht einfach hinauf zu dem Deckengemälde, wenn er über die Treppe schritt, sondern tat dies indirekt über einen Spiegel auf einem goldenen Stecken – so die Legende.

Die Treppenhäuser sind identisch, je etwa 26 Meter lang und über 12 Meter breit, geschmückt jeweils mit fünf Gemälden pro Seite, darunter zwei Giebelfelder. Das Burgtheater wurde im Zweiten Weltkrieg schwer beschädigt, erhalten blieben nur wenige Bereiche, darunter diese zwei prunkvollen Treppenhäuser, für die die jungen Künstler vom Kaiser mit dem Goldenen Verdienstkreuz mit Krone ausgezeichnet wurden – und die dadurch schlagartig sehr bekannt wurden. Wenn der Kaiser die eine Treppe benützte, die Erzherzöge die andere – so nahmen die Zuschauer die Publikumsstiege, um zu den Vorstellungen zu gelangen.

Abgerundet wird die Führung mit der Besichtigung des Angelika Prokopp Foyers, wo einige der originalen „Klimt-Kartons“ zu sehen sind. Hier kommt übrigens unser Führer Karl Heindl wieder ins Spiel. Als er als junger Mann im Burgtheater zu arbeiten begann, fielen ihm bei einer Entrümpelung „Papierberge“ auf und er erkannte Figuren von den Deckengemälden. Es stellte sich heraus, dass es sich um die Entwurfzeichnungen von Klimt handelte, ein Schatz, der dank ihm erhalten geblieben ist.

Info: Burgtheater, Universitätsring 2, 1010 Wien, www.burgtheater.at 
Führungen: bis Juni 2026 (www.tickets.burgtheater.at)

Klimt Villa
Im 13. Wiener Bezirk befindet sich versteckt zwischen Wohnhäusern ein Juwel: das letzte Atelier des Künstlers, in dem einige der weltbekannten Bilder entstanden. Klimt nützte ein Gartenhaus, das auf einem großen Grund in Hietzing stand, zwischen 1911 bis zu seinem Tod 1918. Das Gartenhaus gibt es noch, es ist jetzt ein Haus im Haus, nämlich in der Villa, die Klimt nicht mehr erlebte. Nach seinem Tod begannen die Eigentümer des Gartenhauses dieses zu erweitern, schließlich entstand rundum eine neobarocke Villa, die heute der Republik gehört und eine wechselvolle Geschichte hinter sich hat.

Die Klimt-Villa beherbergt das letzte Atelier des Künstlers. Jeden Samstag & Sonntag finden ...
Die Klimt-Villa beherbergt das letzte Atelier des Künstlers. Jeden Samstag & Sonntag finden öffentliche Führungen um 11 & 14 Uhr statt.(Bild: Eva Manhart)
(Bild: Eva Manhart)
(Bild: Eva Manhart)

Das zuständige Ministerium übertrug schließlich den Fruchtgenuss mit Auflagen, wie die ehemaligen Atelierräume der Öffentlichkeit als Gedenkstätte zugänglich zu machen, an das Kuratorium für künstlerische und heilende Pädagogik. Die Räumlichkeiten wurden anhand von Fotografien von Moritz Nähr aus dem Jahr 1918 sowie auch von überlieferten Beschreibungen etwa von Egon Schiele rekonstruiert.

Die Möbel des Empfangszimmers, im Original nach Entwürfen von Josef Hoffmann, hergestellt von der Wiener Werkstätte, sind von der HTL Mödling nachgebaut und geben einen guten Eindruck, wie es hier zur Zeit Klimts ausgesehen hat. An der Nordseite befindet sich das Atelier mit Reproduktionen der Gemälde „Dame mit Fächer“ (1917/18, es erzielte 2023 in London einen Verkaufspreis von 108,8 Millionen Dollar) und „Die Braut“ (1917/18, unvollendet), wie man sie auf den alten Fotografien von Moritz Nähr sieht.

Info: Feldmühlgasse 11, 1130 Wien, www.klimtvilla.at 

Die Villa ist von Mittwoch bis Sonntag (und an Feiertagen) von 10 bis18 Uhr geöffnet.

Veranstaltungs-Tipp: Adventzauber in der Klimt Villa an jedem Adventsonntag, Tickets: www.klimtvilla.at/veranstaltungen 

Permanente Ausstellung „Klimt Lost“: „Gerade in Wien, aber auch weltweit scheint Klimt allgegenwärtig. Seine Kunst ist zum Allgemeingut geworden. Vergessen wird, was im Zusammenhang mit seinen Werken und seinem Leben verloren gegangen ist: Raubkunst, zurückgegebene Kunst, verschwundene Kunst und unzählige Geschichten über Sammler, Täter und Opfer.“

Secession
Die Secession wurde 1897 von einer Gruppe von Künstlern um Gustav Klimt gegründet, die sich vom konservativen Künstlerhaus abgespalten hatte. Klimt war auch der erste Präsident. Das markante Ausstellungsgebäude, ebenfalls Secession genannt, wurde vom Otto-Wagner-Schüler Josef Maria Olbrich konzipiert und 1898 eröffnet. Auch heute ist es noch ein einzigartiger Ort für zeitgenössische Kunst und für den einzigartigen Beethovenfries.

In der Secession ist der Beethovenfries ausgestellt.
In der Secession ist der Beethovenfries ausgestellt.(Bild: Eva Manhart)
Detail aus dem Beethovenfries
Detail aus dem Beethovenfries(Bild: Eva Manhart)

Der monumentale Fries ist 34 Meter breit und zwei Meter hoch. 1902 wurde er für eine Hommage an Ludwig van Beethoven erstmals ausgestellt. In sieben Teile zerlegt, wurde er 1903 an einen Sammler verkauft. 1973 erwarb ihn die Republik, restaurierte ihn. Seit 1986 ist der Fries in einem eigens dafür geschaffenen Raum in der Secession der Öffentlichkeit zugänglich. Beim Betrachten dieses kostbaren Werkes kann man sich einen Kopfhörer leihen und Beethovens 9. Symphonie (4. Satz) genießen – ein Raum- und Klangerlebnis.

Info: Secession, Friedrichstraße 12, 1010 Wien, www.secession.at 

Leopold Museum
Über die bedeutende Sammlung von Rudolf Leopold und seiner Ehefrau Elisabeth ausführlich zu schreiben, würde ein Buch füllen. Das 2001 eröffnete Kunstmuseum beherbergt mehr als 8300 Werke, darunter nicht nur die umfangreichste Egon-Schiele-Sammlung, sondern auch große Werkkomplexe von Gustav Klimt und anderen Künstlern des Wiener Jugendstils. Bei der Online-Sammlung werden 117 Ergebnisse „Gustav Klimt“ angezeigt wie – um nur ein Beispiel zu nennen – „Tod und Leben“. Am besten also das Museum selbst besuchen, es hat täglich außer Dienstag von 10 bis 18 Uhr geöffnet.

Info: Leopold Museum, MuseumsQuartier Wien, Museumsplatz 1, 1070 Wien, www.leopoldmuseum.org 

Belvedere Museum Wien
Wer sich für Klimt interessiert, kommt am Belvedere Museum nicht vorbei. Die weltbekannte Sammlung zeigt Glanzstücke österreichischer Kunst vom Mittelalter bis zur Gegenwart. Vielleicht das berühmteste Bild: „Der Kuss“ (Liebespaar), 1908, zu sehen in der Dauerausstellung. „Ein Must für jeden Wien-Besucher“, so Stefan Musil in seiner großen Klimt-Geschichte in der „Krone bunt“ vom vergangenen Sonntag.

Info: Oberes Belvedere, Prinz-Eugen-Straße 27, 1030 Wien, Montag bis Sonntag, 9-18 Uhr, www.belvedere.at 

Kunsthistorisches Museum
Wie im Burgtheater an den Prunkstiegen, hat Klimt mit seinem Bruder Ernst und Franz Matsch an der künstlerischen Gestaltung des Stiegenhauses gearbeitet. Die Künstler-Compagnie hat 40 „Zwickel- und Intercolummnibilder“ geschaffen, die die Flächen zwischen Bögen und Säulen mit Symbolfiguren zur Kunstgeschichte ausgestalteten.

Info: Kunsthistorisches Museum, Maria-Theresien-Platz, 1010 Wien, www.khm.at 

Wien Museum
Das Wien Museum am Karlsplatz beherbergt einige der Hauptwerke von Gustav Klimt: „Emilie Flöge“, „Pallas Athene“ und das Frühwerk „Innenansicht des Burgtheaters“ (1887). Diese drei Bilder sind Teil der überaus interessanten Dauerausstellungen, die übrigens jeden ersten Sonntag im Monat kostenfrei zugänglich sind.

Info: Wien Museum, Karlsplatz 8, 1040 Wien, www.wienmuseum.at 

Nicht nur für Touristen!
Wien ist die Stadt Gustav Klimts. Es gibt viel zu entdecken – wo anfangen, wo aufhören? Ich habe mit meinem Rundgang auf den Spuren des Künstlers deswegen im Burgtheater begonnen, weil es nur momentan die großartige Gelegenheit gibt, bei einer Sonderführung das Gerüst in 18 m Höhe zu begehen und so die Bilder aus nächster Nähe zu sehen. Das ist einzigartig, exklusiv und wird in dieser Form für die nächsten Jahrzehnte nicht mehr möglich sein.

Theo’s Tea Time by Paul Gamauf: Im Palais Hansen wird jeden Nachmittag ein von einem Sternekoch ...
Theo’s Tea Time by Paul Gamauf: Im Palais Hansen wird jeden Nachmittag ein von einem Sternekoch kuratierter Afternoon Tea angeboten.(Bild: Minor Hotels)

Es ist natürlich erhebend, etwa den „Kuss“ im Original zu sehen oder durch das Leopold Museum zu gehen, das eine wahrhaft große Anzahl an Werken an einem Platz zugänglich macht. Die Auswahl der Stationen ist nicht vollständig und in der Reihenfolge willkürlich, ein Tag reicht keineswegs aus, um alles zu besichtigen … und wer einen Städtetrip in der eigenen Stadt, im eigenen Land macht, „muss“ natürlich auch genießen. Ich bin etwa auf der Ringstraße geblieben, habe im Palais Hansen eine ganz besondere, modern interpretierte Tea Time genossen.

Das Haus war und ist Teil des Ringstraßenprojekts, heute beherbergt es das Luxushotel Anantara (Schottenring 24). Um die Atmosphäre zu erleben, muss man aber nicht zwingend übernachten oder im Sterne-Restaurant essen, es ist auch eine Auszeit vom Alltag, in der herrlichen Lobby Tee zu trinken, kleine Häppchen zu essen und den Charme eines Ringstraßen-Gebäudes kennenzulernen. Also keine Scheu, reinspaziert, das Hotel ist nicht nur für Touristen aus aller Welt da – und Sie werden sich nicht wundern, dass als Coffee Table Book ein Werkverzeichnis von Klimt aufgeschlagen am Tisch liegt und Lust auf einen Rundgang macht!

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