Carnuntum, die Marchfeldschlösser, der Nationalpark Donau-Auen, urige Kellergassen und edle Tropfen machen den östlichsten Teil Niederösterreichs kulturell und kulinarisch außergewöhnlich.
Laute Befehle hallen über den Platz. Grimmig dreinblickende Männer mit Schwertern, großen, bunt bemalten Holzschilden und Lanzen folgen der Choreografie des Centurio, der sie in den unterschiedlichsten Formationen auf dem Exerzierplatz aufmarschieren lässt. So oder so ähnlich könnte es bereits vor 2000 Jahren ausgesehen haben, als hier die ersten römischen Legionen zum Schutz des Donaulimes stationiert waren. Wir sind in Carnuntum, das sich während seiner Hochblüte über zehn Quadratkilometer erstreckte. 50.000 Einwohner zählten Militärlager und Zivilstadt während ihrer Blütezeit und machten Carnuntum damit zu einer Weltstadt. Heute zählt die Römerstadt zum UNESCO-Weltkulturerbe.
Ein komplett rekonstruiertes römisches Stadtviertel gibt Einblicke in das Leben der Menschen. Geschäfte, Villen und eine Therme wurden zum Teil auf den Grundmauern der antiken Bauwerke errichtet. Dass die Römer hier bereits Weinbau betrieben, ist belegt. Man schätzte den Rebensaft als Genussmittel, trank ihn pur oder mit Wasser verdünnt, versetzte ihn mit den unterschiedlichsten Gewürzen. Heute finden in der Weinbauregion Carnuntum, die sich vom südöstlichen Stadtrand Wiens bis vor die Tore der slowakischen Hauptstadt Bratislava erstreckt, neben verschiedenen Weißweinen besonders Rotweinsorten beste Voraussetzungen.
Spitzenreiter sind die heimischen Sorten Blauer Zweigelt und Blaufränkisch, aber auch Cabernet Sauvignon und Merlot werden gerne ausgebaut. Und gerade jetzt, wo sich der Sommer seinem Ende zuneigt, beginnt in Niederösterreich die „fünfte Jahreszeit“. Bereits seit drei Jahrzehnten bietet der „Weinherbst“ den Rahmen für eine Reihe stimmungsvoller Veranstaltungen.
Weintaufen, Verkostungen, Winzerkirtage oder Kellergassenfeste – Gründe, das Weinbaugebiet zu besuchen, gibt es genug. Dank der Nähe zum Flughafen Schwechat, guter Bahnanbindungen und der kurzen Distanz zu Wien fällt der Ausstieg aus dem Alltag leicht. Über 100 Kilometer Weit- und Rundwanderwege, ca. 400 Kilometer gut beschilderte Radwege, der Nationalpark Donau-Auen und die Marchfeldschlösser runden das umfangreiche Freizeitangebot ab.
Erste Adresse für einen Besuch im Nationalpark Donau-Auen ist Schloss Orth, das seit Umbau und Renovierung 2005 das Besucherzentrum des Nationalparks Donau-Auen beherbergt. Der 96 Quadratkilometer große Nationalpark, der sich beidseits der Donau von der Wiener Lobau bis zur Mündung der March erstreckt, schützt eine vielfältige Tier- und Pflanzenwelt.
Siebenundzwanzig Gärtner kümmern sich heutzutage um den 16 Hektar großen, auf sieben Terrassen angelegten Barockgarten von Schloss Hof, neben Orth, Niederweiden, Eckartsau, Marchegg das wohl bekannteste der fünf Marchfeldschlösser. 1725 erwarb Prinz Eugen von Savoyen das Kastell aus dem 17. Jahrhundert und ließ es zu einer großartigen Schlossanlage erweitern. Seine Blütezeit erlebte Schloss Hof unter Maria Theresia, die das Anwesen dreißig Jahre später für ihren Gemahl Kaiser Franz Stephan erwarb.
Nach zwei Weltkriegen und der Besetzung durch die Rote Armee mussten Schloss und Gärten komplett saniert werden. Seit 2005 erstrahlt die Anlage in neuem Glanz und ist einem breiten Publikum zugänglich. Neben zahlreichen Veranstaltungen widmet sich derzeit eine Sonderausstellung dem 300-jährigen Bestehen und der Persönlichkeit Prinz Eugens, dessen letztes großes Projekt, die spektakuläre Gartenanlage, eindrucksvoll das Lebensgefühl der Oberschicht im 18. Jahrhundert widerspiegelt.
Eva Bukovec
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