Die steirischen Bäder verzeichnen bisher einen durchwachsenen Sommer. Auf einen traumhaften Juni folgte ein trister Juli, in Summe sind die Besucherzahlen vom Rekordjahr 2024 weit entfernt. Doch es ist nicht aller Tage Abend: Der gerade gestartete August könnte die Bilanzen noch retten.
Gerald Zaczek-Pichler trauert der ersten Ferienhälfte keineswegs nach: „Es war einer der bescheidensten Julis überhaupt“, sagt der Sprecher der Holding Graz, zu der der Großteil der Bäder in der Landeshauptstadt gehört.
So auch das altehrwürdige Margaretenbad in Geidorf, das sich beim „Krone“-Besuch Mitte der Woche von seiner besten Seite zeigt: Bei angenehmem Sommerwetter lädt das Becken zum gepflegten Abkühlen ein. Die Wasserfläche hat man in den Mittagsstunden praktisch für sich allein, die Handvoll Gäste verliert sich im von Gründerzeithäusern flankierten Areal.
Wenige Wochen davor war die Liegewiese noch Tag für Tag bestens belegt, entsprechend viel los war im Becken. Vom verfrüht ins Land gezogenen stabilen Hochsommer zehrt die Holding Graz noch immer: Per 31.7. liegt man laut Zaczek-Pichler bei rund 254.000 Besuchern und damit noch immer 6,4 Prozent über dem langjährigen Durchschnitt. Dramatisch dann der Einbruch im Juli: 24 Prozent unter dem Schnitt, nur 83.000 Besucher. Im Vorjahr waren es mit 150.000 Juli-Gästen beinahe doppelt so viele.
Rekord außer Reichweite
Das aus Betreibersicht sensationelle Hochsommerwetter des Vorjahres hat 2024 zum erfolgreichsten steirischen Badejahr überhaupt gemacht. Das wird sich heuer laut allen Prognosen nicht mehr ausgehen, egal wie sonnig und heiß die verbleibenden Ferienwochen auch verlaufen mögen.
Mit 254.000 Besuchern per 31.7. liegen wir 6,4 Prozent über dem langjährigen Durchschnitt. Der Juli lag aber 24 Prozent unter dem Schnitt und war einer der bescheidensten Julis überhaupt.
Gerald Zaczek-Pichler, Sprecher der Holding Graz
Bild: Jauschowetz Christian
Neues Stainzer Freibad kommt gut an – wäre da nicht das Wetter
Da hilft es auch nicht viel, wenn man heuer ein neues Schmuckkästchen fürs Freizeitvergnügen im Ort stehen hat, wie in Stainz: Im Mai wurde hier eine brandneue Anlage eröffnet, auf die sich die Region seit Jahren gefreut hatte. Das alte Bad aus den 70er-Jahren war nicht mehr sanierbar, so entschieden sich die Verantwortlichen in der Gemeinde einstimmig für einen Neubau. Das Ergebnis: 800 Quadratmeter Wasserfläche, sechs 25-Meter-Bahnen für Schwimmer, Sprungturm, Kinderbecken und eine 60 Meter lange Rutsche.
Insgesamt sieben Millionen Euro wurden investiert, und anfangs meinte es das Wetter auch gut mit den Stainzern. „Im Juni war‘s bei uns sehr voll, die Temperaturen haben gepasst, die Leute waren auch neugierig, es war ja alles neu“, sagt Bademeister Hannes Perstling nicht ohne Stolz. „Wir haben gleich gesehen: Das neue Bad wird sehr gut angenommen, wir haben über 1000 Saisonkarten verkauft.“
Bademeister schmunzelt: „Langweiliger Arbeitsplatz“
Im Juli dann das böse Erwachen: Durch das unberechenbare Wetter haben vor allem Familien mit Kindern ausgelassen, berichtet Perstling. Lediglich auf die Schwimmer in der Früh konnte man sich verlassen. Die kommen auch bei weniger guten Bedingungen, machen das Kraut aber auch nicht fett. „Wir hoffen natürlich, dass es die nächsten Wochen wieder richtig sommerlich wird, weil sonst ist das ein bisschen ein langweiliger Arbeitsplatz“, meint der Bademeister mit Galgenhumor.
Ähnliches hat Dominik Fussi von der Stadtgemeinde Trofaiach über das dortige Erlebnisbad zu berichten. Im Juli musste man sich mit im Schnitt 100 bis 150 Tagesgästen herumschlagen. Zum Vergleich: In der Rekordsaison 2024 waren es bis zu 1200. Der Einzugsbereich ist groß, schließlich ist die Stadt von allen Richtungen aus gut erreichbar. So hat man traditionell viele Gäste aus den Ballungsräumen Leoben oder Knittelfeld, auch aus Eisenerz kommen viele Besucher nach Trofaiach, seit das dortige Freibad 2019 geschlossen wurde.
Hartgesottene Frühschwimmer
Fussi hat die Saison noch nicht abgeschrieben und setzt auf einen starken August. Einstweilen zieht er vor den wetterfesten Frühschwimmern den Hut, auch wenn sie sich in der Bilanz kaum niederschlagen: „Zehn bis 15 kommen eigentlich immer, die lassen sich von nichts abhalten.“
Der Eindruck hat nicht getäuscht: Der Juli lag zwar temperaturmäßig nur minimal unter dem Schnitt, doch die Regentage haben den Freibädern das Geschäft verhagelt. Es war der nasseste Juli seit 2012, bilanziert der Wetterdienst Ubimet. Österreichweit wurden 45 Prozent mehr Niederschlag als im langjährigen Mittel verzeichnet, gleichzeitig ging die Zahl der Sonnenstunden um ein Viertel zurück – eine denkbar üble Kombination für die Freibad-Betreiber.
Die nächsten Tage sind noch unbeständig, spätestens ab Freitag geht es dann mit den Temperaturen bergauf.
Nikolas Zimmermann, Meteorologe bei Ubimet
Bild: UBIMET
Doch diese Phase sollte dem Ende zugehen. Der hartnäckige Tiefdruck-Einfluss klingt im Lauf der ersten Augustwoche ab, „eine Verbesserung im Vergleich zum Juli ist definitiv sichtbar“, sagt Ubimet-Experte Nikolas Zimmermann. Von Dienstag auf Mittwoch gelte es noch, eine Kaltfront zu übertauchen, spätestens ab Freitag geht es mit den Temperaturen dann deutlich bergauf. „Um den 10. August herum sollten wir im Süden dann sogar wieder leicht überdurchschnittliche Werte haben“, so der Meteorologe.
Nach Tiefdruck-Abzug überwiegen die trockenen Tage
Für die Monatsmitte sieht die Lage stabil aus, die Hitze sollte sich diesmal länger breitmachen. Und, besonders wichtig für Wasserratten jeden Alters: Die trockenen Tage sind deutlich in der Überzahl. Vor allem das Grazer Becken ist wetterbegünstigt, in der Obersteiermark ist wie üblich zu dieser Jahreszeit mit erhöhter Gewitterbereitschaft zu rechnen.
Kommentare
Willkommen in unserer Community! Eingehende Beiträge werden geprüft und anschließend veröffentlicht. Bitte achten Sie auf Einhaltung unserer Netiquette und AGB. Für ausführliche Diskussionen steht Ihnen ebenso das krone.at-Forum zur Verfügung. Hier können Sie das Community-Team via unserer Melde- und Abhilfestelle kontaktieren.
User-Beiträge geben nicht notwendigerweise die Meinung des Betreibers/der Redaktion bzw. von Krone Multimedia (KMM) wieder. In diesem Sinne distanziert sich die Redaktion/der Betreiber von den Inhalten in diesem Diskussionsforum. KMM behält sich insbesondere vor, gegen geltendes Recht verstoßende, den guten Sitten oder der Netiquette widersprechende bzw. dem Ansehen von KMM zuwiderlaufende Beiträge zu löschen, diesbezüglichen Schadenersatz gegenüber dem betreffenden User geltend zu machen, die Nutzer-Daten zu Zwecken der Rechtsverfolgung zu verwenden und strafrechtlich relevante Beiträge zur Anzeige zu bringen (siehe auch AGB). Hier können Sie das Community-Team via unserer Melde- und Abhilfestelle kontaktieren.