Nirgends wurden im Vorjahr mehr islamistische Straftaten verübt als in Oberösterreich. Damit liegt das Land ob der Enns sogar noch vor Wien und Niederösterreich. Zudem bemerkt der Staatsschutz, dass Radikale seit etwa einem Jahr gezielt versuchen, junge einheimische Mädchen anzuwerben.
Es begann harmlos. In einer Linzer Schule kamen oberösterreichische Mädchen erstmals über muslimische Mitschülerinnen mit dem Islam in Kontakt. Mehrere wären daraufhin konvertiert und nur mehr verschleiert aus dem Haus gegangen. Einige – die Zahl soll im einstelligen Bereich liegen – hätten sich so weit radikalisiert, dass sie bereit gewesen wären, sich dem Islamischen Staat (IS) anzuschließen, zu heiraten und Kämpfer für den IS zu gebären.
Mädchen im Visier
Michael Tischlinger, Leiter des Landesamt Staatsschutz und Extremismusbekämpfung, bestätigt, dass radikale Islamisten auch hierzulande seit etwa einem Jahr verstärkt Jagd auf einheimische Mädchen machen. Er nennt ein Beispiel: „In Linz haben Eltern eine 14-Jährige, die zuvor konvertiert war, als vermisst gemeldet. Sie hatte sich dem IS angeschlossen und ist freiwillig nach Deutschland ausgereist, um dort zu heiraten. Als sie zurückwollte, durfte sie nicht und wurde vor ihren Eltern versteckt. Wir haben sie gefunden und traumatisiert zurückgeholt.“
Bereits Kinder aus „arrangierten“ Ehen
Die 14-Jährige sei noch nicht schwanger gewesen, es soll aber bereits eine einstellige Anzahl an Kindern geben, die aus solchen „arrangierten“ Ehen hervorgegangen seien. Dass Jugendliche in persönlichen Gesprächen radikalisiert werden, kommt in der Praxis selten vor. Die Vermittlung von islamistischen Inhalten würde mittlerweile fast ausschließlich über das Internet passieren. Da reiche ein Handy, Dritte brauche es nicht.
Auswertung der Handys dauert
In den vergangenen zwei Jahren hat der Verfassungsschutz in Oberösterreich etliche Hausdurchsuchungen durchgeführt und dabei zahllose IS-Flaggen, verbotene Bücher sowie Handys und Laptops gefunden – oft mit tausenden Dateien. Die Auswertung der Datenträger sei schwierig und zeitintensiv: „Wir haben so viele Handys sichergestellt, dass wir kaum nachkommen. Eines auszulesen dauert durchschnittlich ein halbes Jahr. Fast immer brauchen wir dafür Dolmetscher“, so Tischlinger.
Österreich in Statistik auf erstem Platz
Im Vorjahr wurden in Oberösterreich laut Verfassungsschutzbericht 85 islamistische Straftaten verübt – um 24 mehr als im Jahr 2023. Damit führt das Land ob der Enns diese Statistik mit großem Abstand an, gefolgt von Niederösterreich und Wien. Wie viele Personen bei uns vom Verfassungsschutz als Gefährder eingestuft werden, will Tischlinger nicht sagen, aber „für jede dieser Personen gibt es Maßnahmen.“
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