Österreichs Eishockey-Nationalteam hat in Stockholm den nächsten und historischen Entwicklungsschritt geschafft. Zum zweiten Mal in der Neuzeit steht die ÖEHV-Auswahl im Viertelfinale einer Weltmeisterschaft und bestätigte den Aufwärtstrend eindrucksvoll.
Guter Teamspirit, eine gute Mischung aus Jung und Alt, herausragende Talente und Kontinuität in der Mannschaft und im Trainerteam haben aus der einstigen Fahrstuhlmannschaft eine echte A-Nation gemacht.
Österreich hat den geschenkten Aufstieg 2022 (aufgrund des Ausschlusses von Russland und Weißrussland wegen des Ukraine-Kriegs) perfekt genutzt und hält sich seither in den Top 16 der Welt. Zum vierten Mal wurde der Klassenerhalt geschafft, heuer gelang auch der nächste Schritt.
In Prag gelangen Sensationen gegen Finnland (3:2) und Kanada (6:7 n.V.). Heuer war man gegen die Top-Nationen Finnland (1:2) und Schweden (2:4) nah dran an einem Punktegewinn, gegen die Slowakei (2:1 n.P.), Frankreich (5:2), Slowenien (3:2 n.P.) und Lettland (6:1) wurden gleich vier Siege eingefahren. Herausragend, so betonten Teamchef und Spieler unisono, sei in Stockholm die Stimmung im Team gewesen. „Unser Zaubertrank ist die Mannschaftschemie“, sagte etwa Verteidiger Dominique Heinrich.
Ein Stamm wurde gefunden
Teamchef Roger Bader nennt das Beat-Covid-Turnier in Ljubljana im April 2021 als Einstieg in die Erfolgsgeschichte. Der seit neun Jahren amtierende Schweizer nominierte damals viele junge Spieler, die mittlerweile den Kern des Teams bilden.
Die Kadertiefe wurde größer, selbst Ausfälle von fünf Stürmern (Marco Rossi, Manuel Ganahl, Benjamin Nissner, Mario Huber, Ali Wukovits) konnte heuer kompensiert werden. Die Verteidigung ist mit vier Spielern über 1,87 m groß und mit nur zwei Spielern über 28 Jahre jung. Auch die jahrelange Problemzone Tor hat sich stabilisiert. David Kickert hat zwei starke WM-Turniere gespielt, mit dem im Dezember eingebürgerten Finnen Atte Tolvanen erhielt das Team für die nächsten Jahre hochkarätige Verstärkung, der 19-jährige Benedikt Oschgan ist ein Versprechen für die Zukunft.
Starke Talente
Zu 17 Spielern aus der heimischen ICE-Liga kommen Legionäre aus der NHL und den europäischen Topligen Schweiz und Schweden, die den Unterschied ausmachen. Herausragend war NHL-Stürmer der Detroit Red Wings Marco Kasper, der mit Peter Schneider und Dominic Zwerger die stärkste Offensivlinie bildete. „Marco hat Riesenschritte gemacht in den letzten zwei Jahren. Er zieht die Spieler mit, ist auch vom menschlichen her wirklich toll. Er ist eine Lokomotive für uns“, sagte Bader und lobte im gleichen Atemzug Vinzenz Rohrer. „Wenn man sieht, wie der spielt, das ist auch Wahnsinn“, meinte der Teamchef über den von den Montreal Canadiens gedrafteten 20-Jährigen.
Der ebenfalls von den Montreal Canadiens gedraftete 20-jährige Verteidiger David Reinbacher fehlte, weil er mit dem Farmteam im AHL-Play-off engagiert ist. Mit dem 18-jährigen Gregor Biber, vom NHL-Club Utah gedraftet, hofft das nächste Talent auf eine große Karriere. Nicht mehr zählen kann man auf Verteidiger Dominique Heinrich, der seine Karriere höchstwahrscheinlich beendet. Im Sturm werden bald Kapitän Thomas Raffl (38) und Brian Lebler (36) ersetzt werden müssen, aber der Stamm kann noch lange zusammen spielen.
Einfaches Spiel als Erfolgsfaktor
Mit wenig Risiko in der Defensive, einfachem und geradlinigem Spiel und viel Forechecking geht das ÖEHV-Team seit Jahren ans Werk und hat sich dabei immer weiter entwickelt. Eingespielt wird die Taktik auch in einer intensiven Vorbereitung. Österreich ist mittlerweile gern gesehener Testgegner von Top-Teams, wie die Gastspiele von Weltmeister Tschechien und Rekordweltmeister Kanada in der WM-Vorbereitung beweisen. Rund 500.000 Euro kosten die fünf Trainingscamps im Frühjahr, gut investiertes Geld, wie schon Platz zehn im Vorjahr gezeigt hat.
Einen Monat nach dem erstmaligen Aufstieg des österreichischen Frauenteams in die A-WM sorgten die Männer in Stockholm für die nächsten Jubelszenen. Die sportlichen Erfolge haben aber auch Probleme hinter den Kulissen verdeckt. Der Eishockeyverband durchlebt finanziell schwierige Zeiten und hat laut Präsident Klaus Hartmann im vergangenen Jahr ein operatives Minus von 300.000 Euro eingefahren.
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