U-Bahn-Shooter

So fühlt sich die Postapokalpyse an: “Metro: Last Light”

Spiele
31.05.2013 14:56
Als THQ im Jänner in die Pleite rasselte, galt die Sorge der Gamer vor allem dem Fortbestand eines Spiels: "Metro: Last Light". Mit Deep Silver fand sich ein Publisher, der die Fertigstellung des Shooters finanzierte - zum Glück, denn das Spiel des ukrainischen Entwicklerstudios 4A Games in Kiew ist ganz großes Kino geworden. Nicht ganz so "laut" wie manch andere Titel vielleicht, dafür umso eindringlicher.

Mit dem Abschuss der Raketen auf der Oberfläche am Ende des Vorgängers "Metro 2033" (siehe Infobox) hätten die "Schwarzen" eigentlich ein für alle Mal ausgelöscht werden sollen, doch wie durch ein Wunder hat einer von ihnen überlebt. In den Tunneln der Moskauer Metro wächst nun die Angst vor ihrer Rückkehr. Artjom – sein Finger war es, der den Raketenzünder betätigte und das vermeintliche Schicksal der mysteriösen Wesen besiegelte – soll daher erneut in das nach einem Atomkrieg völlig zerstörte Brachland vordringen, das einst Moskau war, und beenden, was er begonnen hat.

Was der junge Held zu diesem Zeitpunkt allerdings noch nicht weiß: Der wahre Feind ist ein anderer. Gruppierungen wie die Faschisten des Vierten Reichs oder die Kommunisten der – wie passend – roten Linie versuchen verzweifelt, die wenigen verbleibenden bewohnbaren Gebiete der Metro an sich zu reißen. Während der Kampf wütet, suchen sie nach einer vernichtenden Geheimwaffe, die dem Bürgerkrieg ein schnelles Ende setzen soll.

Fesselnde Geschichte von Autor Gluchowski
Wie die Geschichte aus der Feder des russischen Autors Dmitri Gluchowski weitergeht, dessen Roman "Metro 2033" als Vorlage für beide Videospiele und ein ganzes "Metro"-Universum diente, sei an dieser Stelle nicht verraten, ist sie es doch, die "Metro: Last Light" auszeichnet und von der Konkurrenz gewöhnlicher Shooter abhebt. Ein ebensolcher möchte "Metro: Last Light" nämlich nicht sein. Vielmehr gleicht der Titel über weite Strecken einem interaktiven Film, der den Spieler von der ersten Sekunde an in die faszinierende Unterwelt der Metro eintauchen lässt.

Wie bereits im Vorgänger ist es vor allem die detaillierte Darstellung der Bewohner und ihres Lebens nach der atomaren Katastrophe unter Tage, die den Spieler fesselt und ihn am täglichen Überlebenskampf in den Tunneln teilhaben lässt. Für die packende Atmosphäre verantwortlich zeichnen zahlreiche, ebenfalls allesamt von Gluchowski verfasste Dialoge der Bewohner untereinander, denen man im Vorbeigehen lauschen kann. Wer möchte, kann sich gegen Bares auch in gewissen Etablissements vergnügen, sein Glück mit dem Schießen auf Ratten versuchen oder, etwas anspruchsvoller, einer mehr oder minder künstlerischen Darbietung in der Station unterhalb des einst renommierten Bolschoi-Theaters frönen.

Action bleibt nicht auf der Strecke
Action-Fans können jedoch aufatmen: Zwischen diesen teils ausgedehnten Passagen in den Stationen geht es immer wieder hoch her, zudem wird niemand dazu gezwungen, den Ausführungen der Bewohner zu folgen und sich in sie zu vertiefen - wer die "Metro"-Welt voll und ganz erleben möchte, tut jedoch gut daran. Die Action-Abschnitte selbst lassen sich in zwei Arten unterteilen: jene, die in der Metro stattfinden, und solche, die oberhalb dieser und somit in der toxischen Ödnis der Moskauer Ruinen mit ihren unberechenbaren Mutanten spielen.

Hier reicht die Luft zum Atmen nur für wenige Minuten, dann muss der Filter der Gasmaske gewechselt werden. Wer keinen Filter hat oder wessen Maske im Kampf beschädigt wird, der stirbt. Kurzum: Je länger man braucht, um sich wieder in die Metro zu retten, desto mehr wächst die Gefahr, sie gar nicht mehr zu erreichen. Besonders eindrücklich demonstriert wird dies, als sich Artjom einen Weg durch ein labyrinthartiges Sumpfgebiet zu bahnen versucht.

Zu glauben, dass es in den linearer gestalteten und toxikologisch weitgehend unbedenklichen Levels der Metro einfacher zugeht, ist aber ein Irrtum, wenngleich durchaus betont werden muss, dass sich das Überleben im Vergleich zum Vorgänger etwas leichter gestaltet: Zumindest auf der untersten Schwierigkeitsstufe findet man ausreichend Medizin, Munition und Waffen, um sich durchzuschlagen. Letztgenannte lassen sich übrigens wie gehabt an entsprechenden Stellen im Spiel anpassen. Größere Magazine, Laservisiere und dergleichen Extras mehr sind für den Erfolg zwar nicht zwingend erforderlich, verleihen dem Spiel aber zusätzlichen Tiefgang.

Viel Licht, nur ganz wenig Schatten
Dass die Auswahl der Waffen an sich relativ beschränkt ist, mag für manche Gamer enttäuschend sein, verdeutlicht aber umso mehr, wie sehr es den Bewohnern der Metro an nahezu allem fehlt. Als – geringfügig - störend empfunden wurden hingegen zwei Dinge: der aufdringliche russische Akzent der deutschen Synchronstimmen sowie die teils nur sehr langsam nachladenden Texturen auf der Xbox 360. Dies ist angesichts der ansonsten überzeugenden optischen Qualität von "Metro: Last Light" jedoch mehr als verzeihbar.

Vielfach kritisiert wird derzeit der Ausgang der Geschichte. Tatsächlich nimmt diese eine eher überraschende Wendung, wodurch das bis dahin vom politischen Konflikt der Metro-Bewohner geprägte Spiel einen fantastischen Touch bekommt. Wer die Bücher von Gluchowski kennt, weiß allerdings, dass die Metro schon immer ein gewisses übernatürliches Element umgab. Fans dürften mit dem Ende demnach wahrscheinlich weniger ein Problem haben als Außenstehende, die zum ersten Mal in düstere "Metro"-Welt vordringen.

Fazit: Drei Jahre nach dem Überraschungserfolg von "Metro 2033" präsentiert sich der Nachfolger nicht minder spannend und fesselnd: "Metro: Last Light" ist ein Paradebeispiel dafür, wie selbst Shooter den Gamer durch eine intelligente Erzählweise in virtuelle Welten eintauchen lassen können, ohne dabei aufgesetzt oder konstruiert zu wirken - sämtliche Handlungen des erfreulich gewöhnlichen Heldens Artjom sind plausibel und passieren aus der Not heraus. Kurzum: So realistisch wie hier wirkte die Postapokalypse nur selten. Bitte mehr davon.

Plattform: Xbox 360 (getestet), PS3, PC
Publisher: Deep Silver
krone.at-Wertung: 9/10

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