Bizarrer Prozess

„KGB-Kommandant“ würgte grundlos Zimmernachbar

Steiermark
11.10.2024 18:40

Ein psychisch kranker Steirer ging im Maßnahmenvollzug grundlos auf einen Zimmernachbarn los. Wegen Mordversuchs mussten Geschworene am Freitag erneut über eine Einweisung entscheiden. Vor Gericht offenbart sich das ganze Ausmaß eines traurigen Schicksals, geprägt von schwerem Drogenmissbrauch.

Mit einer russischen Pelzmütze auf dem Kopf wurde ein 33-jähriger Obersteirer am Freitag in Begleitung von drei Justizwachebeamten in den Schwurgerichtssaal am Grazer Straflandesgericht vorgeführt. Er ist ausgemergelt, unsicher auf den Beinen und zittert. Gezeichnet von seinem traurigen Schicksal: jahrelanger Drogenmissbrauch – unter anderem Crystal Meth – und infolgedessen schwere psychische Erkrankungen, allen voran ausgeprägte paranoide Schizophrenie.

Der Mann befand sich bereits im Maßnahmenvollzug auf der forensischen Abteilung des LKH Graz II, wo er im Dezember einen Zimmernachbarn würgte, weil dieser angeblich den Schlüssel für seinen Schrank hatte – was nicht stimmte. Das Opfer bekam keine Luft mehr, Pfleger konnten Schlimmeres verhindern.

Bizarre Realitätsverzerrung
Nun mussten Geschworene wegen versuchten Mordes – bei dem der Mann eindeutig unzurechnungsfähig war – erneut über eine strafrechtliche Unterbringung entscheiden. „Es ist etwas ungewöhnlich, weil der Betroffene bereits im Maßnahmenvollzug ist“, erklärte die Staatsanwältin den Geschworenen eingangs.

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Ja, ich habe die sibirische Gefängniskrankheit.

Der 33-jährige Steirer

Die bizarren Aussagen des Steirers offenbaren das Ausmaß seiner Krankheit. Auf die Frage der vorsitzenden Richterin, ob er wisse, dass er krank ist, sagte der Invaliditätspensionist: „Ja, ich habe die sibirische Gefängniskrankheit.“ Seine Tat erklärte er damit, dass er sein Gewand zusammenpacken wollte, weil er an dem Tag „raus wollte“ – „Ich bin ja schon zehn Jahre gesessen.“

„Putin ist mein Kollege“
Sein Zimmernachbar habe ihm aber den Schlüssel für seinen Kleiderschrank nicht gegeben. „Lecter hat mir gesagt, ich soll ihn würgen“ – „Der Hannibal Lecter aus Schweigen der Lämmer?“, fragte der Gerichtspsychiater. „Nein, ein Tschetschene, den ich aus dem Rotlichtmilieu kenne“, entgegnete der gezeichnete Mann. Zudem sei er „KGB-Kommandant, Putin ist mein Kollege.“ 

Ein Pfleger, der beim Angriff dabei war und dazwischenging, erzählte als Zeuge: „Er war eigentlich immer höflich und zuvorkommend. Aber auch völlig unberechenbar. Was die Gefährlichkeit angeht, sticht er schon hervor.“ 

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Ich kenne ihn jetzt seit fast zehn Jahren und leider ist nur eine kontinuierliche Verschlechterung seines Zustands festzustellen.

Gerichtspsychiater Manfred Walzl

Das unterstreicht auch Gerichtspsychiater Manfred Walzl, der den vielfach vorbestraften Steirer als brandgefährlich einstuft und aktuell keine Besserung erwartet: „Ich kenne ihn jetzt seit fast zehn Jahren und leider ist nur eine kontinuierliche Verschlechterung seines Zustands festzustellen. Es kann jederzeit wieder zu schwerwiegenden Tathandlungen kommen, daher ist eine weitere Unterbringung unbedingt zu empfehlen.“ 

Dem folgten auch die Geschworenen in ihrer Entscheidung: Der Mann wird erneut eingewiesen. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig.

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