Neue Dramatik in Graz

Theater-Festival: Die weibliche Wut trägt Früchte

Steiermark
25.05.2024 11:00

Dramatiker*innenfestival in Graz: „Du, Herbert“ im Burghof und „Juices“ im Theater am Lend vereinen politische Themen und Sprachkunst – ein Glück, solche Stücke in Graz zu sehen.

Das Blut spritz, das Bier zischt. Clara Liepsch reißt den Baseballschläger von der Werkzeugwand und drischt auf die Lehmstatue ein – einmal, zweimal, dreimal, bis ein Klotz auf den Boden fällt.Vera von Gunten zückt das Messer, sticht und sticht und sticht.

„Du, Herbert“ ist eine Gewalteskalation. Den Text von Lydia Haider, Judith Goetz und Marina Weitgasser hat Antje Schupp für das Schauspielhaus Wien inszeniert, für das Dramatiker*innenfestival wurde der Pavillon nun im Grazer Burghof aufgebaut. Was darin passiert, schockiert – nicht nur wegen der Brutalität, die die Schauspielerinnen an den Tag legen, sondern weil die Realität schockiert.

Clara Liepsch und Vera von Gunten gaben alles in „Du, Herbert“ (Bild: Marcel Köhler)
Clara Liepsch und Vera von Gunten gaben alles in „Du, Herbert“

Ein Jahr lang haben die Autorinnen Meldungen gesammelt: „Frau bewusstlos gewürgt“, „Baby zu Tode geschüttelt“, „Pensionistin ausgeraubt“, steht in den Überschriften. Die Täter sind immer Männer, und alle Männer verdichten sich symbolisch zu Herbert. Er verkündet ein Evangelium der Gewalt, das so bedrückend wie beeindruckend ist. Noch heute um 22 Uhr zu sehen.

Klassenkampf mit Humor
Im Theater am Lend gastierte am Donnerstagabend das Nationaltheater Mannheim mit „Juices“. Autorin Ewe Benbenek, Shootingstar der deutschen Theaterszene, beginnt ihr Stück mit mitreißenden Bruchstücken, kostet und lotet die Bedeutungen von Wörtern aus, ringt um die Sprache, streut popkulturellen Humor ein, und erst langsam materialisiert sich, worum es hier eigentlich geht: um eine polnische Frau, die als Arbeitsmigrantin in die BRD kommt. Darum, ob man als Kind einer solchen Mutter jemals Sicherheit vor dem Abrutschen hat und darum, ob man sich jemals zurücklehnen darf, wenn man weiß, dass andere Spargel stechen.

In der Inszenierung von Kamila Polívková mit Antoinette Ullrich, Rahel Weiss und Maria Munkert gerät das Stück über Klassismus und Rassismus zu einem Triumph auf allen Ebenen. Ein Glück, es in Graz zu sehen!Hannah Michaeler

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