„Mörbisch schreibt Geschichte“: Jeden Sonntag startet unter dieser Botschaft eine Tour entlang des früheren Eisernen Vorhangs. Gestoppt wird an denkwürdigen Orten, wo einst Menschen um ihr Leben bangen mussten. Auf dem Neusiedler See waren Fischer und Schilfschneider Opfer der angespannten Lage.
Jahrzehntelang war Europa in zwei Machtblöcke geteilt, getrennt durch den Eisernen Vorhang. Stacheldraht, Wachtürme, Minenfelder und mit Maschinenpistolen bewaffnete Soldaten unterbanden jeglichen Kontakt zwischen den Bewohnern dies- und jenseits der Grenze. Sowohl auf dem See-, als auch auf dem Landweg wagten verzweifelte Menschen die Flucht. Doch meist blieb es beim Versuch.
Fischer in Ungarn in Haft
Die ganze Tragweite des politischen Diktats bekamen oft auch Fischer aus Mörbisch am eigenen Leib zu spüren. „Auf dem Neusiedler See kam es immer wieder zu Zwischenfällen. Im März 1953 wurden vier Petrijünger von ungarischen Grenzsoldaten festgenommen. Ein Burgenländer, der sich gewehrt hat, war schwer verletzt worden“, ist den geschichtlichen Aufzeichnungen zu entnehmen. 42 Tage saßen die Fischer in Haft.
Schilfschneider durch Schüsse getötet
Tödlich traf es einen Schilfschneider aus Mörbisch, der sich im April 1957 angeblich auf ungarischem Gebiet befunden hatte. Als ihn ungarische Soldaten anhalten wollten und er versucht hat, zu flüchten, eröffnete die Grenzwache das Feuer. Der Arbeiter wurde mit schweren Verletzungen ins Krankenhaus nach Sopron gebracht. Während der Operation verstarb er.
Strom abgeschaltet
Nach vielen dramatischen Vorkommnissen war schließlich im Mai 1989 in Ungarn verkündet worden, entlang des Eisernen Vorhangs den Strom abzuschalten. „Das 35-Jahre-Jubiläum dieses historischen Ereignisses nehmen wir zum Anlass, um an jene zu erinnern, die beim Kampf für die Freiheit ihr Leben aufs Spiel gesetzt haben“, erklärt Bettina Zentgraf, Bürgermeisterin von Mörbisch.
35 Kilometer lange Fahrt
An jedem Sonntag bis Oktober findet nun eine Radtour entlang des einstigen Eisernen Vorhangs statt. „Die Fahrt erstreckt sich über 35 Kilometer, dauert etwa vier Stunden und kann mit dem E-Bike problemlos bewältigt werden“, sagt Wolfgang Bachkönig, der viele Stunden in die Aufarbeitung der Geschichte investiert und die historische Tour leitet.
Helden von einst
Die Zeitreise führt unter anderem an jenen Ort, wo sich beim Ungarnaufstand 1956 und im Jahr 1989 tausende Flüchtlinge in den Westen durchgeschlagen hatten. An wahre Heldentaten erinnert das rostige Gitter am „Tor der Freiheit“.
Anmeldungen für die Radtour, die um jeweils 14 Uhr beim Tourismusbüro Mörbisch oder je nach Vereinbarung startet, sind unter 0664/865 32 79 erbeten.
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