Ameisen werden aufgrund ihrer Bedeutung für das Öko-System gerne als „Gesundheitspolizei des Waldes“ bezeichnet. Manchmal benötigen Waldameisen jedoch selbst Hilfe. Zum Beispiel dann, wenn ihr Hügel bei einem Straßenprojekt im Wege ist. Die „Krone“ hat zwei Ameisenheger bei ihrer Arbeit begleitet.
Diesmal ist es ein Ameisenhaufen im weststeirischen Sulzhof, der umgesiedelt werden muss. Wiesen-Waldameisen haben sich ihr Zuhause in einem Garten unter einem Fichtenzaun eingerichtet. Treffpunkt ist um halbsechs Uhr morgens, Ortsstellenleiter Josef Kremser hat da bereits alles auf seinem Anhänger, was es für den Einsatz braucht: Behälter für den Ameisenhaufen, ein Sack mit getrockneten Fichtennadeln, Paraffin und Melasse.
In der Früh herrscht noch Ruhe
Beim Eintreffen an Ort und Stelle ist es noch dämmerig. „Das ist die beste Zeit“, weiß Kremser. Denn wenn es hell wird, machen sich auch die fleißigen Tierchen an die Arbeit...
Tochter Gudrun bestreicht zunächst den oberen Rand der Behälter mit Paraffin. „Das mögen die Ameisen nicht, so bleiben sie während des Transportes in den Gefäßen.“ Das wahre Ausmaß des Ameisenhaufens ist auf den ersten Blick gar nicht ersichtlich, denn vieles spielt sich unterirdisch ab. „Ich bin zwar nicht empfindlich, aber heute registriere ich die Ameisensäure stark“, kommentiert Gudrun die Gerüche, während sie mit den Händen den Hügel nach und nach in die mitgebrachte Tonne überträgt.
Königin als zentrales Element
Das Wichtigste: dass auch die Königin dabei ist. „Mitunter sind es sogar mehrere. Sie sind größer als die übrigen Ameisen und sichern durch das Legen von Eiern das Überleben des ganzen Volkes“, wissen die Experten.
Seinen neuen Standort erhält der Ameisenhaufen aus Sulzhof diesmal im Wald von Josef Kremser. Die Berg- und Naturwacht ist aber auch mit anderen Waldbesitzern ständig in Kontakt, um zu gewährleisten, dass die für den Waldboden überaus wichtigen Lebewesen nach ihrer „Evakuierung“ eine neue Bleibe finden. Am besten umgeben von Fichtenbestand und in sonniger Lage.
Honigtau, die zuckerhaltige Ausscheidung der Blattläuse, gehört zur Lieblingsnahrung der Waldameisen. Auf dem Speiseplan steht jedoch auch Kadaver, und somit räumen die Insekten den Wald auf.
60.000 kleine Krabbler im Auto
Bei der Rückfahrt sind etwa 280 Liter Material und 60.000 Ameisen mit an Bord. In den meisten Fällen ist jedoch auch noch eine Nachsiedelung notwendig. Die neue „Wohnadresse“ wurde schon im Vorhinein erkundet. Der Boden wurde etwas abgeschürft, dann leeren die beiden den Behälter aus. Der ursprüngliche Ameisenhaufen nimmt zirka 20 Kilometer entfernt wieder Gestalt an. Zwei Holzscheite aus Fichte, mit Einschnitten und Melasse präpariert, werden in den Haufen integriert. „Als Notration und zur Stressberuhigung“, erklärt Josef Kremser. Zu guter Letzt wird der Hügel noch mit Fichtennadeln bedeckt.
Die Ameisen sind rasch wieder fleißig auf den Beinen. Passt das Nest, geht es den Larven und der Königin gut? „Das sind Themen, die sie jetzt beschäftigen“, weiß Gudrun Kremser. Dazu werden Luftlöcher gegraben und die Nahrungsversorgung wieder in Gang gesetzt.
Ameisenhaufen, die zum Übersiedeln sind, können bei der Landeswarnzentrale unter der Nummer 0316/87777 übrigens gemeldet werden. Josef Kremser betont: „Wir würden uns über neue Mitglieder bei der Berg- und Naturwacht Eibiswald sehr freuen und möchten mit unserer abwechslungsreichen Tätigkeit vor allem auch das Interesse der Jugend wecken.“
Josef Fürbass, Kronen Zeitung
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