Tierische Gesellschaft

So wichtig sind Haustiere für ein gesundes Leben

Gesund
17.04.2024 06:00

Doktor auf vier Pfoten: Menschen mit einem Tier an ihrer Seite leben gesünder. Unsere Fellnasen schenken uns bedingungslose Liebe, halten uns fit, beugen Einsamkeit vor und machen rundum glücklich. Sie senken das Risiko an Herzinfarkt, Diabetes, Demenz oder Schlaganfall zu erkranken.

Tiere sind die besten Freunde, sie stellen keine Fragen und kritisieren nicht“, wusste schon Mark Twain. Diese Meinung teilen auch immer mehr Österreicher: Insgesamt leben in österreichischen Haushalten rund zwei Millionen Katzen, 766.000 Hunde und ungefähr 508.000 Kleintiere. Balsam für die Seele: Menschen, die ihre tierischen Lieblinge zur Familie zählen, sollen glücklicher und zufriedener als haustierlose sein.

Haustiere haben meist den Status eines vollwertigen Familienmitglieds und sind für einige sogar eine Art Kinderersatz: Sie schlafen im Bett, tragen Designer-Halsbänder und das Gourmet-Futter besteht nur aus besten Zutaten. So manch einer hat sogar seinen eigenen Instagram-Account: „Petfluencer“ heißen die in Szene gesetzten Social Media Stars. Ob Hase, Katze, Hund, Wombats oder Capybaras–kaum eine Tierart, die online nicht vertreten ist.

Gassigeher statt Couchpotato
Seit vielen Jahrtausenden leben Hunde und Menschen zusammen. Mit kaum einem anderen Tier gibt es so eine innige Beziehung. Er unterscheidet sich wesentlich von anderen Haustieren – denn wenn es um das Soziale geht, ist kein vierbeiniges Familienmitglied so kompetent. Ein Hund ist treu, menschenbezogen, ordnet sich ideal unter und hat Spaß an gemeinsamer Arbeit und Spiel.

Auch sonst scheinen Menschen mit einem Hund an ihrer Seite gesünder zu leben: Für Herrchen und Frauchen gibt es kaum etwas Schöneres, als mit ihren Vierbeinern durch Wald und Wiesen zu gehen. Dass sie auch bei Schlechtwetter ihr Haus verlassen dürfen, kommt natürlich ihrer Gesundheit zugute. Hunde können wesentlich dazu beitragen, Übergewicht, Stress und Bluthochdruck zu mildern.

Sie sollen auch das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen reduzieren und davor schützen, an Herzinfarkt, Diabetes, Demenz oder Schlaganfall zu erkranken–dies hatte ein internationales Medizinerteam der American Heart Association in einem medizinischen Fachjournal veröffentlicht. Ihr Fazit: Die körperliche Aktivität durch die täglichen Spaziergänge ist für die Gesundheit relevant, da Bewegungsmangel nun mal Risikofaktor Nummer eins vieler Krankheiten ist.

Laut WHO erreichen die meisten Hundebesitzer die empfohlene Bewegungszeit von 150 Minuten pro Woche. Hunde tun dem Herzen gut–und sorgen sogar dafür, dass es länger schlägt: Wissenschafter konnten nachweisen, dass Hundehalter nach einem Herzinfarkt eine bessere Chance auf Genesung haben: 94 Prozent der Infarktpatienten hatten nach einem Jahr überlebt, bei den anderen Probanden waren es lediglich 72 Prozent.

Sie beugen außerdem Allergien vor und stärken das Immunsystem: Unsere Lieblinge bringen zwangsläufig Bakterien mit ins Haus. Darunter befinden sich auch charakteristische Keime, die in hundefreien Haushalten kaum zu finden sind. Daher gibt es auch einen Zusammenhang zwischen einem Hund im Haus und einem verringerten Allergierisiko, berichten US-Biologen im Fachblatt „Plos One“.

Das gilt allerdings auch für Katzen: Kinder, die von Beginn an mit einer Katze zusammenleben, sollen ein stabileres Immunsystem haben und leiden später seltener an einer Katzenhaarallergie wie ihre Altersgenossen ohne Samtpfote. Auch in Büros ziehen vermehrt vierbeinige Kollegen ein. Hunde verbessern nachweislich das Arbeitsklima, senken das Stresslevel und fördern die Kommunikation unter Kollegen.

Aber nicht nur die „Krone“-Redaktion ist Vorreiter puncto hundefreundlicher Büros. Selbst bei großen Unternehmen, wie Xing, Trusted-Shop und Amazon sind vierbeinige Kollegen schon lange erlaubt. Auch „Google“ sieht sich als „Dog-Company“ und bezeichnet seine Zuneigung für seine hündischen Freunde als integraler Bestandteil seiner Unternehmenskultur.

In bester Gesellschaft – egal ob Hund oder Hamster
Haustiere können auch maßgeblich zur Verbesserung des Selbstbewusstseins beitragen. Vor allem schützen sie vor Einsamkeit und Ausgrenzung, da unser Nachwuchs seine Probleme meistens lieber Wuffi & Co. anvertraut, als mit Erwachsenen darüber zu sprechen. An manchen Schulen sorgen Präsenzhunde nachweislich für mehr Lernmotivation im Klassenzimmer.

Die geduldigen Lehrer auf vier Pfoten schulen soziale Kompetenzen wie Rücksichtnahme und Einfühlungsvermögen und wirken beruhigend und konzentrationsfördernd. Fakt ist: Haustiere beeinflussen unsere Psyche und machen resistenter gegen Stress. Das Streicheln der Tiere tut auch uns Menschen gut: Das weiche Fell, die großen Augen und ihr liebes Aussehen stimulieren unser Fürsorgeverhalten.

Verantwortlich für dieses Wohlgefühl ist das Kuschelhormon Oxytocin, das bei Berührungen und auch bei Blickkontakt zwischen Menschen und Fellnase (auf beiden Seiten) ausgeschüttet wird. Schon ihr Anblick entspannt uns: Dabei werden Hirnareale deaktiviert, die für emotionalen Stress zuständig sind. Der Forschungsbereich, der sich mit der Interaktion zwischen Menschen und Haustieren befasst, wird Anthrozoologie genannt.

Wissenschafter untersuchen, wie sich die Nähe zu Tieren auf unsere Gesundheit auswirkt. Sie kamen dabei zum Ergebnis, dass sich ihr heilender Einfluss auf verschiedenen Ebenen nachweisen lässt. Allein die Anwesenheit eines Tieres lässt den Blutdruck sinken und mindert die Herzfrequenz. Schon nach ein paar Minuten Fell streicheln, sinkt die Konzentration des Stresshormons Cortisol.

Ein nicht-sprechender Therapeut
Tiere können Erinnerungen an die Kindheit anregen, positive Gefühle hervorrufen und kognitiv stimulierend wirken. Das bestätigt auch Psychotherapeutin Mag. Doris Zöser. Sie nimmt ihren Therapiehund „Elli“, einen Labradoodle, regelmäßig in ihre Praxis in Mödling mit: „Elli wird im klinischen Kontext punktuell eingesetzt. Das bedeutet, dass wir gemeinsam zum Einsatz kommen.

Sie liebt es, weil sie weiß, dass es um sie geht und spürt, wenn jemand traurig ist. Sie ist wie eine Brücke, die manchmal Gefühle ermöglicht, die sonst eher vergraben bleiben.“ Auch für ältere Menschen ist die Anwesenheit von Tieren bereichernd: „Elli stillt das Bedürfnis nach Berührung und Körperlichkeit, das ihnen im Alltag fehlt. Besonders schön zu sehen ist es bei demenzerkrankten Patienten, hier wecken Tiere positive Erinnerungen.

Aggressives Verhalten wird gemindert – sie werden ruhiger und entspannter. Einige können sich sogar an die Therapiehündin erinnern“. In Pflegeheimen zeigen sich Patienten bei sozialer Interaktion interessierter, wenn Tiere mit dabei sind. Bei einigen Heimbewohner wird körperliche Aktivität gesteigert oder die Nahrungsaufnahme verbessert.

Tiere als Ruhepol
Über die heilsame Nähe von Pferden geht es unter anderem im Buch „Wie Tiere uns gesund machen“ von Dr. Rainer Wohlfarth und Bettina Mutschler: Reiten sei eine Art zum Psychiater oder Psychologen zu gehen. Klar ist, dass Pferde eine besondere Wirkung auf uns Menschen haben. Der Pferdemensch ist mit sich im Reinen, wenn er bei seinem Pferd ist.

Eine besondere Methode stellt die Reittherapie dar. Martina Wütherich unterhält seit 15 Jahren eine Partnerschaft mit der „Zukunftsschmiede“, einer Einrichtung für stationäre Psychotherapie in Pressbaum, in der sie mit drei ihrer Pferden Heilpädagogisches Reiten und Behindertenreiten anbietet.

Wohlfarth und Mutschler: „Tiere verkörpern den Augenblick, dass hier und jetzt: Sie bringen Struktur in den Alltag, vor allem, wenn das Gedankenkarussell wieder anfängt, holen sie einen ganz schnell zurück in die Realität. Sie können zu Fluchtpunkt und Ruhepol im durchtechnisierten und durchorganisierten Leben werden. Wir sehen uns nach emotionaler Sicherheit, Zugehörigkeit und psychischer Erholung.

Wird dies nicht erfüllt, erleben wir einen Zustand des Nicht-komplett-Seins, das bei uns oft das Gefühl der Leere, Traurigkeit und Sinnlosigkeit hinterlässt. Hier kann das Zusammensein mit Tieren gleichsam ein Wohlfühlort sein, der unsere Bedürfnisse besonders gut erfüllt. „Streicheln sorgt für Glückshormone, entspannt auch unser Herz und löst Ängste.“

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