Fast wie Original

Was künstliche Körperteile aus 3D-Drucker können

Tirol
22.02.2024 09:00

Neue Technologien wie das 3D-Druckverfahren können die Medizin revolutionieren. Unter Federführung der Medizin-Uni Innsbruck wird gerade ein künstliches Augenlid entwickelt. Doch wofür das alles? Mediziner und Techniker erklären, wie und warum sie die Natur kopieren. 

Die Medizin Universität Innsbruck. An einem Tisch sitzen Studierende und sezieren gerade ein Auge, genauer gesagt ein Augenlid. Es ist kein menschliches Augenlid, sondern eine exakte Kopie aus einem 3D-Drucker. Die Demonstration soll zeigen, wie „echt“ nachgebaute Körperteile heute zuweilen schon sind. Und tatsächlich: Das künstliche Augenlid weist fast alle Eigenschaften auf, die das natürliche Pendant auch hat.

Studenten demonstrieren, wie sie mit dem Modellen chriurgische Techniken erlernen.
Studenten demonstrieren, wie sie mit dem Modellen chriurgische Techniken erlernen.(Bild: Christian Forcher)

Tiroler Firmen und Unis entwickeln „echtes“ Lid
Noch steckt das Projekt in der Entwicklungsphase. Das Land Tirol hat dafür 116.000 Euro in die Hand genommen. Wirtschafts-LR Mario Gerber sieht „großes Potenzial“ in Projekten wie diesem. Mit im Boot sind neben der Medizin-Uni das Management Center Innsbruck und die beiden Tiroler Firmen Eyecre.at GmbH und Addion GmbH. Gemeinsam soll der nun vorliegende Prototyp eines menschlichen Augenlids weiter verbessert werden.

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Rund eineinhalb Stunden dauert der Druck eines künstlichen Augenlids.

Alexander Hechenberger, Gründerder Addion GmbH

Doch wofür das alles? „Die künstliche Herstellung ermöglicht es, beispielsweise bestimmte Krankheitsbilder wie ein Gerstenkorn künstlich zu erzeugen und das 3D-Modell dann gezielt in der chirurgischen Ausbildung einzusetzen“, beschreibt Vize-Rektor Wolfgang Prodinger den Nutzen. Studierende üben also an künstlichen Körperteilen, was sie an Patienten können müssen. „Das Ziel ist die bessere Behandlung der Patienten“, bringt es Marko Konschake, Direktor des Instituts für klinisch-funktionelle Anatomie, auf den Punkt.

Auch künstliche Haut wird in der Lehre zum Üben eingesetzt.
Auch künstliche Haut wird in der Lehre zum Üben eingesetzt.(Bild: Christian Forcher)

Noch werden die hochkomplexen und schwierigen chirurgischen Techniken vor allem mit Hilfe von Körperspenden erlernt und perfektioniert. Wie berichtet, gehen an die 170 Körperspenden jedes Jahr an die Innsbruck Medizin-Uni.

Die Medizin setzt große Hoffnung auf Modelle
Für einige Fachgebiete gibt es zu wenig Körperspenden, um alle Mediziner umfassend schulen zu können. Daher setzt die Medizin große Hoffnung in künstliche Modelle. Diese werden immer besser. Doch eine 100-prozentige Kopie des Originals mit all seinen Eigenschaften - das ist extrem schwierig und darf als kleine Sensation angesehen werden. So eine soll mit dem 3D-gedruckten Augenlid „made in Tirol“ gelingen.

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Denkbar ist, dass wir einmal einen Bausatz aus künstlichen Körperteilen bieten können.

David Ortner, Gründer der Eyecre.at GmbH

Drucker erzeugt unzählige Materialmischungen 
„Europaweit gibt es nur fünf Drucker, die komplexe Strukturen wie jene des Augenlids überhaupt wiedergeben können“, erklärt Alexander Hechenberger, Gründer der Addion GmbH in Oberndorf und Besitzer eines dieser Hightech-Geräte. „Durch ein digitales Mischverfahren können wir Zehntausende verschiedene Materialeigenschaften erzeugen“, erzählt Hechenberger. Die Entwicklung des künstlichen Augenlids passiert gemeinsam mit der Kemater Firma Eyecre.at GmbH, die bereits künstliche Augen für Forschung und Lehre produziert. Firmengründer David Ortner zum aktuellen Projekt: „Wir gehen davon aus, dass rund 400 Materialmischungen für realitätsnahe Lider notwendig sein werden.“

Das 3D-Druckverfahren wird die Medizin nachhaltig verbessern. Davon sind alle Beteiligten überzeugt. Körperteile für Schulungszwecke sind nur ein Einsatzgebiet. Auch Prothesen werden immer besser. Nur bei Organen für Transplantationen bremsen Mediziner die Euphorie. Viele Teile des menschlichen Körpers sind zu komplex für die 3D-Technik. „Noch“, muss man wohl ergänzen.

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