Am Stammtisch, am Adventmarkt, beim Familientreffen, der Weihnachtsfeier: Irgendwann landet das Gespräch bei der Politik. Stehen wir Österreicher doch vor einem Wahljahr, in dem die Karten im Parlament und so im Kanzleramt neu gemischt werden. Und was hört man da so bei diesen vorweihnachtlichen Plaudereien? Ärger über die Politik und die Parteien, Frust über die Spitzenkandidaten, die um unsere Stimmen buhlen. Das, was man da so hört, wurde soeben durch den APA/OGM-Index, bei dem das Vertrauen der Österreicher in ihre Spitzenpolitiker in unregelmäßigen Abständen abgefragt wird, in drastischer Deutlichkeit bestätigt. Die aktuellen Ergebnisse: verheerend. Was dabei besonders heraussticht: Gerade die (vermutlichen) Spitzenkandidaten der drei großen Parteien „genießen“ ein besonders niedriges Vertrauen. In der „Hitparade des Grauens“ der 27 wichtigsten Bundespolitiker klassieren sich die Parteichefs von SPÖ, ÖVP und FPÖ auf den hintersten Plätzen. Und so darf es nicht verwundern, dass die Menschen beim Familientreffen, der Weihnachtsfeier oder am Adventmarkt sich schaudernd meist ganz rasch vom Thema Politik abwenden.
Schlechte Nachred´. Warum wohl haben die Österreicher kaum noch Vertrauen in die Politik und die Politiker? Die Politiker selbst fühlen sich ja oft von den Journalisten, vor allem auch von den Wählern missverstanden. Sie wundern sich, warum sie so eine schlechte Nachred´ bei den Menschen im Land haben. Dabei müssen sie sich gar nicht wundern, bei dem Umgang, den sie untereinander in aller Öffentlichkeit pflegen. Dieser Thematik widmet sich heute auch Polit-Professor Peter Filzmaier in seiner Analyse in der Sonntags-„Krone“. Er fragt sich - rhetorisch natürlich - ob Parteien und Politiker einander im Kampf um Stimmen wirklich permanent schlechtmachen müssen. Seine Antwort lautet - wenig überraschend - nein. Er nimmt als Beispiel die Mobiltelefon-Branche, die genauso um Kunden buhlt wie die Politik um Wähler. Aber in dieser wie so gut jeder anderen Branche (Politik und wahrscheinlich Medien ausgenommen) würde man nicht auf die Idee kommen, Negativwerbung zu betreiben. Ganz einfach: Weil man damit der ganzen Branche schadet und letztlich sich selbst. Politiker und Parteien hätten nicht den Grundsatz verstanden, dass man das Gesamtimage der eigenen Branche schützen muss. Filzmaier wörtlich: „Jede Wette, dass in den Wahlkämpfen 2024 - und nicht nur da, sondern auch in Untersuchungsausschüssen - zu einem hohen Prozentsatz Mitbewerber und Medien attackiert werden.“ Der Polit-Professor schreibt, man könnte zynisch meinen, es wäre ja allein das Problem der Politik, wenn sie jedwedes Vertrauen in ihre Marke und Branche zerstören. Doch die Parteien kapierten nicht, dass ihre Branche nicht Wahlkampf heiße, sondern Demokratie. Filzmaier: „Hier können wir uns keine Pleiten leisten. Es ist daher furchtbar, wie sehr der so negativ orientierte Politikstil der Demokratie schadet.“ Und es ist furchtbar - siehe oben - wenn die Menschen das Vertrauen in die Politik verlieren und sich von ihr abwenden.
Kommen Sie gut durch den Sonntag!
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