Es ist immer noch ein Tabuthema, wenn es mit dem Kinderwunsch nicht auf natürliche Weise funktioniert. Die moderne Medizin bietet Hilfestellungen, wie die Eizellenspende. Die „Krone“ hat sich mit diesem Thema befasst.
Im Leben von jungen Frauen geht es primär darum, nicht schwanger zu werden. Bereits im Aufklärungsunterricht wird den Teenies eingetrichtert, wie schnell es „einschlagen“ kann. Ist später der Kinderwunsch dann einmal da, geht er oft nicht so leicht in Erfüllung, wie erwartet. Daher wäre laut Experten eine ganzheitlichere Aufklärung - also auch in Sachen Fertilität - gefragt: „Die Eizellen der Frau werden im frühen Embryoalter angelegt. Mit dem fortgeschrittenen Lebensalter werden es weniger, zudem können sie Schaden nehmen“, erklärt die Gynäkologin Anna Aulitzky. Zugunsten von Ausbildung und Karriere verschieben viele Paare die Familiengründung immer weiter nach hinten. „Frauen bekommen heutzutage nicht mehr im idealen biologischen Alter ihre Kinder“, so Aulitzky, die in einer Kinderwunschklinik tätig ist.
Die Psychologin Julia König aus Lustenau weiß aus eigener Erfahrung, was es heißt, wenn der Weg zum Wunschkind lang und steinig ist. Das hat sie dazu bewogen, gemeinsam mit einem Facharzt ein Portfolio für eine psychosoziale Behandlung in Kinderwunschzentren zu entwickeln. „Die psychische Belastung ist ja schon da, wenn man das erste Mal in eine Kinderwunschklinik kommt. Diese ist sozusagen die letzte Station - noch dazu verbunden mit riesigen Hoffnungen“, erzählt König. Den wenigsten Paaren sei bewusst, dass selbst bei Ausschöpfung aller medizinischen Möglichkeiten noch ein jahrelanger „Leidensweg“ auf sie zukommen kann. „Das ganze Leben wird um den Kinderwunsch herum geplant“, so Aulitzky. Frauen, die sehnlichst auf ein Kind warten, nehmen viel auf sich - psychisch, körperlich und finanziell. Dazu kommen noch die sozialen Faktoren: „Wenn im Umfeld etwa ständig Babynews eintrudeln, erzeugt das großen Stress.“
Die Eizellen der Frau werden im frühen Embryoalter angelegt. Mit dem fortgeschrittenen Lebensalter werden es weniger.
Anna Aulitzky, Fachärztin für Gynäkologie und Geburtshilfe
Viele Paare versuchen über Jahre, schwanger zu werden. Bleiben die Bemühungen einer künstlichen Befruchtung mit In-vitro-Fertilisation oder einer Intrazytoplasmatischen Spermieninjektion (ICSI) erfolglos, bleiben als Ultima Ratio Samen- oder Eizellenspenden. Während eine Samenspende sehr präsent ist, sind Eizellenspenden immer noch ein Randthema - auch weil dafür in Österreich diverse Kriterien erfüllt werden müssen. In Finnland hingegen spenden Frauen ganz selbstverständlich ihre Eizellen - schon allein aus altruistischen Gründen, schließlich habe jeder das Recht auf Kind.
Der Erfolg ist nicht garantiert
Ist eine Spenderin gefunden, muss sie eine Stimulation durchlaufen. Mittels Punktion werden dann die Eizellen gewonnen. Diese werden mit dem Samen des Mannes befruchtet, damit Embryos entstehen, die sodann eingefroren werden. Man plant einen Zyklus und verpflanzt die Embryos in die Gebärmutter der Empfängerin. Den Rest muss dann die Natur erledigen. Daher gibt es keine Garantie: „Im Durchschnitt führen lediglich 30 Prozent der Transfers zu einer Schwangerschaft - und selbst dann hat man noch kein gesundes Baby“, benennt Anna Aulitzky die nüchterne Realität.
Läuft alles nach Plan, kann die Empfängerin des „Eizellen-Geschenks“ eine normale Schwangerschaft und Geburt erleben. Dennoch bleibt es genetisch nicht das eigene Kind, was Frauen vor Herausforderungen stellen kann: „Als Paar ist es immens wichtig, sich gut mit der Spende und ihren Folgen auseinanderzusetzen“, so Julia König, die als Kinderwunschcoach schon viele derartige Prozesse begleitet hat. Sie rät zu einer offenen Spende - man kennt dabei die Identität der Spenderin und kann später in Kontakt mit ihr treten - und zu einem ehrlichen Umgang. Gerade auch mit dem Kind: „Es ist ratsam, zwischen dem dritten und sechsten Lebensjahr mit dem Kind darüber zu sprechen.“
Sie selbst hat liebevoll illustrierte Bücher geschrieben, die bei Aufklärung unterstützen sollen: „Mein Ziel ist es, den Eltern eine Hilfestellung zu bieten und zu einer größeren Offenheit beizutragen.“
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