Schönste Wanderrouten

Mengschlucht – dem Rauschen des Wildbachs folgen

Vorarlberg
27.06.2025 13:50

Während der letzten Eiszeit haben die Kräfte der Natur die Mengschlucht bei Nenzing geformt. Bis heute hat sie sich stellenweise ihren Wildnis-Charakter bewahrt und beheimatet viele seltene Arten.

An sehr warmen Tagen gibt es für Outdoor-Fans zwei Möglichkeiten: entweder hoch hinaus in alpines Gelände oder aber tief hinab in schattige Schluchten. Beide Optionen haben ihren Reiz. Die heutige Tour führt in die Mengschlucht, welche sich in der Gemeinde Nenzing an der Grenze zum Fürstentum Liechtenstein befindet. Zwischen steilen Felswänden und rauschendem Wasser eröffnet sich einem dort ein noch recht ursprüngliches Naturerlebnis: Die Schlucht beeindruckt mit engen Durchgängen, moosbewachsenen Steinen und kleinen Wasserfällen. Ein idealer Ort, um den Unannehmlichkeiten eines Hitzetages zu entfliehen und die Kraft der Natur zu spüren.

Tipps und Infos

Typ: Schluchtenwanderung
Dauer: ca. zwei Stunden
Ausgangspunkt: Bushaltestelle Alpencamping Ausrüstung: Schuhe mit guter Profilsohle, bei Bedarf Wanderstöcke, Rucksack mit Getränk und Snack, dem Wetter angepasste Kleidung
Anmerkung: der Schluchtenweg sollte aufgrund der Rutschgefahr nur bei trockener Witterung begangen werden!
Einkehrmöglichkeiten: Restaurant Garfrenga beim Alpencamping, weitere Möglichkeiten direkt in Nenzing (zum Beispiel: Gasthaus Rössle oder Ristorante Castello)
Öffentliche Verkehrsmittel: Buslinie 550 (etwa ab Nenzing Bahnhof bis zum Campingplatz)

Es gibt mehrere mögliche Startpunkte, einer davon ist bei der Bushaltestelle des „Alpencamping“. Von dort folgt man der Straße ein kurzes Stück bergan Richtung Campingplatz. Beim ersten Wegweiser wird rechts abgezweigt und man wandert über einen Wiesenpfad aufwärts, bis dieser auf eine Forststraße mündet. Nun hält man sich links und im Schatten der Bäume geht es einige hundert Meter oberhalb des Campingplatzes entlang, bevor ein schmaler Weg wiederum links von der Forststraße in den Wald abzweigt. Eine Tafel weist darauf hin, dass man sich nun auf dem Mengschluchtweg befindet und ein Begehen auf eigene Gefahr erfolgt. In engen Serpentinen windet sich der Pfad dem immer lauter werdenden Rauschen des Wildbaches entgegen. Zu Gesicht bekommt man die Meng aber erst zu allerletzt, wenn man es bis auf den Boden der tief eingekerbten Schlucht geschafft hat. Diese wurde größtenteils während der letzten Eiszeit geformt und ist Teil des Gamperdonatals.

Die Mengschlucht bietet vielen seltenen Arten aus Flora und Fauna eine Heimat.
Die Mengschlucht bietet vielen seltenen Arten aus Flora und Fauna eine Heimat.(Bild: Bergauer Rubina)

Ein Werk, geschaffen in vielen Jahrtausenden
Über Jahrtausende hat sich das Wasser tief in den harten Schrattenkalk und die Flyschzonen des Rätikon-Massivs eingeschnitten – die steilen, teilweise senkrechten Felswände geben eindrucksvolle Einblicke in die tektonische Geschichte der Region. Durch das feuchte Mikroklima in der Schlucht gedeihen seltene Moose, Farne und Algen, die an den nassen Felswänden ideale Bedingungen vorfinden. Die nischenreichen Schluchtenbiotope haben Wildnis-Charakter, über weite Strecken sind in dem Gebiet zudem naturnahe Wälder zu finden. Auch Tiere wie Feuersalamander, Wasseramseln und verschiedene Fledermausarten sind dort heimisch. Der naturnahe Zustand des Wildbaches bietet darüber hinaus wichtige Lebensräume für wirbellose Kleinlebewesen und dient als Laichgebiet für Amphibien.

Rotes Waldvögelchen

Die Mengschlucht bietet einen Rückzugsort für einige gefährdete Arten. Darunter auch das Rote Waldvögelchen. Diese zarte, heimische Orchidee zählt zu den botanischen Kostbarkeiten Mitteleuropas und steht vielerorts unter strengem Schutz. Mit ihren schlanken, rötlich-violetten Blüten, die durch ihre Form an kleine Vögel erinnern, ist sie ein Farbklecks im dichten Unterholz. Die Pflanze bevorzugt lichte Laub- und Mischwälder auf kalkhaltigem Boden. Das Rote Waldvögelchen blüht meist im Juni und Juli und erreicht dabei eine Wuchshöhe von etwa 20 bis 60 Zentimetern. Es gehört zu den sogenannten mykotrophen Pflanzen: Das bedeutet, dass es in den frühen Lebensstadien auf eine Symbiose mit bestimmten Bodenpilzen angewiesen ist, um Nährstoffe aufzunehmen – eine Besonderheit, die es sehr empfindlich gegenüber Bodenveränderungen macht. Aufgrund dieser ökologischen Spezialisierung gilt die Art als Zeigerpflanze für naturnahe, ungestörte Waldlebensräume.

Rotes Waldvögelchen.
Rotes Waldvögelchen.(Bild: Bergauer Rubina)

Die Mengschlucht ist in etwa fünf Kilometer lang, beginnt bei Kühbruck und endet in Nenzing vor dem Ortsgebiet, wo die Meng in ein enges Steinbett gezwängt wird. Man hat die Möglichkeit dem Schluchtenweg in Richtung Kühbruck/Nenzingerberg oder in Richtung Nenzing Ortsmitte zu folgen. Auf beiden Strecken finden sich wildromantische Abschnitte. Noch bis zur zweiten Hälfte des 21. Jahrhunderts wurde der Wildbach zum Flößen genutzt, da geeignete Wege zum Abtransport des Holzes fehlten. Das geflößte Holz wurde an einem sogenannten Triftplatz nahe am Schluchtausgang aus dem Wasser geholt. Bei der sehr gefährlichen Flößerarbeit kam es immer wieder zu tödlichen Unfällen. Zwischen 1896 und 1897 errichtete die Familie Getzner im Eingangsbereich der Mengschlucht ein Kraftwerk für die Energieversorgung des Spinnereibetriebes. Die Anlage war bis 1984 in Betrieb. Heute kann noch die inzwischen verfallende Wasserfassung besichtigt werden. Wer nicht bis nach Nenzing wandern möchte, für den geht es über den Mengschluchtweg bergan wieder retour zum „Alpencamping“.

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