Kranke in überfüllten Notaufnahmen am Boden gelagert. Menschen warten - mit Beschwerden und Schmerzen - monatelang auf einen Termin beim Facharzt. Hausärzte nehmen keine neuen Patienten auf, weil sie schon für die bestehenden keine Zeit mehr haben. Freie Kassenstellen, wohin das Auge blickt, überlastete Ärzte, überlastetes Pflegepersonal. So viele Fronten, an denen sich die Ärztekammer einsetzen könnte, für ihre Mitglieder und für die Kranken, die Hilfe Suchenden. Stattdessen streitet sie. Erst mit sich selbst und untereinander, nun mit dem Gesundheitsminister, der das System reformieren will. Sie droht mit Kündigung des Kassenvertrages und steckt nun zehn Millionen Euro in eine Kampagne gegen eben die Reformpläne. Eine Summe, um drei Millionen höher als die Wahlkampfkostenobergrenze pro Partei bei der Nationalratswahl 2019. Oder, wie „Krone“-Kolumnistin Conny Bischofberger es formuliert: „Diese Standesvertretung schwimmt offenbar im Geld, während kranke Menschen fürchten müssen, dass der Kampf um Macht und Geld auf ihrem Rücken ausgetragen wird.“
Wie viel Geld es ist, mit dem die Kammer um sich wirft? Die „Krone“ rechnet es den Göttern in Weiß vor: Der Förderstart für 66 Primärversorgungszentren wäre damit gesichert - und damit die Ambulanzen im ganzen Land entlastet. 333 zusätzliche Medizinstudienplätze könnte man schaffen - und damit den Mangel an Kassenärzten bekämpfen. Zwei neue, mittelgroße Rettungsstationen oder 40 neue Rettungsfahrzeuge wären finanziert - und damit lange, lebensgefährliche Wartezeiten verkürzt. Ja, diese Rechnung ist einfach und zugespitzt. Nein, zehn Millionen Euro retten das marode heimische Gesundheitssystem keineswegs. Eine sinnvolle, nachhaltige Reform täte das hingegen schon. Ihr dürfen keine Befindlichkeiten im Weg stehen. Und schon gar keine millionenschweren Werbekampagne. Der Gesundheitsminister betont gerne, er wolle sich keiner Wiederwahl stelle, müsse daher nicht auf Befindlichkeiten achten und könne sachlich und im Sinne der Österreicher handeln. Jetzt hat er die Chance, das zu beweisen. Doch die Zeit wird knapp, der Kampf hart. (ts)
Kommen Sie gut durch den Donnerstag!
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