Englands Fußball trauert um eine seiner größten Legenden. Das frühere Manchester-United-Idol Bobby Charlton ist mit 86 Jahren gestorben. Das gab sein langjähriger Klub am Samstag bekannt. Mit dem englischen Nationalteam war der Offensivmann 1966 im eigenen Land Weltmeister. In 106 Länderspielen erzielte er 49 Tore.
In Manchester war Charlton einer der Schlüsselspieler der sogenannten „Busby Babes“, der legendären United-Mannschaft, die zahlreiche Titel gewann - darunter 1968 den Meistercup und dreimal den Ligatitel. In 758 Spielen für den Club gelangen der Allzeitgröße in 17 Jahren 249 Treffer. Nach seinem Karriereende 1973 fungierte der frühere Weltklasse-Kicker noch 39 Jahre als Direktor der „Red Devils“, in deren Nachwuchsschmiede er selbst ausgebildet worden war.
„Sir Bobby wird immer als ein Gigant des Spiels in Erinnerung bleiben“, hieß es im Nachruf auf der Klub-Website. Charlton sei ein Held für Millionen gewesen. „Nicht nur in Manchester oder im Vereinigten Königreich, sondern überall dort, wo Fußball auf der Welt gespielt.“ Das sah auch die englische Stürmerlegende Gary Lineker so. „Er mag nicht mehr unter uns sein, aber er wird fußballerische Unsterblichkeit haben“, meinte der WM-Torschützenkönig von 1986. „Ein wahrlich wunderbarer Fußballer und ein wirklich liebenswerter Mann.“
Starb im Beisein der Familie
Charlton hinterlässt seine Frau Norma, zwei Töchter und mehrere Enkelkinder. Laut einer Stellungnahme sei er im Kreis seiner Familie verstorben. Die Familie drückte „allen, die zu seiner Pflege beigetragen haben und den vielen Menschen, die ihn geliebt und unterstützt haben“, ihre Dankbarkeit aus. „Darüber hinaus bitten wir, dass die Privatsphäre der Familie zu diesem Zeitpunkt gewahrt wird.“
Seine Frau hatte Charlton im Jahr nach einem Ereignis kennengelernt, das sein Leben wie seine Karriere geprägt hatte - der Flugzeug-Katastrophe von München. Im Februar 1958 war Manchester United auf dem Heimweg von einem Europacup-Spiel in Belgrad. Nach einer Zwischenlandung in München hatte die Maschine bei schlechtem Wetter Startprobleme.
„Wir sind gar nicht erst abgehoben“, erinnerte sich Charlton Jahrzehnte später sichtlich bewegt. „Wir sind in ein Haus gekracht und ich glaube in ein paar andere Hindernisse. Es war einfach ein Alptraum.“ 23 Menschen kamen bei dem Unglück ums Leben. Charlton war wie Trainer Matt Busby einer der 21 Insassen, die den Absturz überlebten. „Ich hatte einfach Glück, dass ich auf dem richtigen Platz saß“, sagte Charlton später. Mit ihm ist nun aber auch der letzte Überlebende des Unglücks verstorben.
Titel wurde zum Standard
Irgendwie musste es mit United auch nach der Tragödie weitergehen. „Wir mussten uns besonders anstrengen“, sagte Charlton. Zehn Jahre später gelang der Triumph im Europacup der Landesmeister, dem Vorläufer der Champions League. „Es wäre einfach nicht richtig gewesen, wenn ManUnited nie den Europacup gewonnen hätte“, sagte Charlton der BBC. „Aber dann wurde das ja Standard.“ Das 4:1 im Finale gegen Benfica Lissabon war der vielleicht emotionalste Moment seiner Karriere. Im Finale erzielte er zwei Tore.
Dreimal haben die „Red Devils“ bisher in Meistercup bzw. Champions League triumphiert. Der Club ist eine der Größen des Weltfußballes geworden. Charlton hat ihm wie kaum ein anderer seinen Stempel aufgedrückt. 1994 wurde er von Queen Elizabeth II. zum Ritter geschlagen. Mit seiner Stiftung „Find A Better Way“ setzte sich „Sir Bobby“ gegen Landminen ein und unterstützte die Prothesen-Forschung. Der gute Zweck lag dem bescheidenen Star stets am Herzen.
Auch neben dem Platz verehrt
„Er war immer erfolgreich - aber vor allem darin, anderen Menschen zu helfen“, lobte England-Star David Beckham, der von Charlton entdeckt worden war, zu dessen 80. Geburtstag. „Er wird auf dem Spielfeld verehrt, aber noch mehr daneben.“ 2020 wurde bekannt, dass Charlton an Demenz erkrankt war. Er war bereits der fünfte Spieler aus der Weltmeister-Elf von 1966, bei dem die Krankheit diagnostiziert wurde. Auch seine bereits verstorbenen Teamkameraden Nobby Stiles, Ray Wilson, Martin Peters und sein Bruder Jack Charlton litten darunter.
Durch das Ableben von „Sir Bobby“ ist Geoff Hurst nun der letzte Überlebende von Englands bisher einzigem Weltmeister-Team. „Sehr traurige Nachrichten“, schrieb der Finalheld und Schütze des „Wembley-Tores“ im Endspiel gegen Deutschland (4:2 n.V.) auf X (früher Twitter). Mit Charlton sei „eine der wahren Größen“ gestorben. Hurst: „Wir werden ihn nie vergessen - und auch der Fußball nicht. Ein großartiger Kollege und Freund, er wird über den Sport hinaus im ganzen Land schmerzlich vermisst werden.“
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