Klangwolke bei der Styriarte 2023: Mei-Ann Chen dirigiert das international besetzte Styriarte Youth Orchestra in der Grazer Helmut-List-Halle durch Beethovens „Eroica“. Die Inszenierung lenkt dagegen ab.
Welche von Beethovens Symphonien hätte man entsprechend dem „Held:innen“-Motto spielen sollen, wenn nicht die Dritte? Es geht um Krieg, um Hoffnung, um Freiheit, um Gleichheit – Themen, die heute so relevant sind wie zu Zeiten des jungen Ludwigs.
Im Styriarte Youth Orchestra kommt die Konzertmeisterin aus der Ukraine, der Trompeter aus Russland, die Violinistin aus Venezuela und der Paukist aus Österreich. Was sie alle verbindet: Auf den ersten Blick in der List-Halle und in der Fernseh-Übertragung des ORF sind es die weißen Unterleiberl und die nackten Füße; auf den zweiten, dass Mei-Ann Chen sie durch den ersten Satz treibt, als wäre ihr Taktstock eine Peitsche.
Man hört den jugendlichen Elan des toll eingespielten Orchesters sofort – doch dann beginnt die Inszenierung. Aufstehen. Briefchen austauschen. Lichtershow. Adrian Schvarzstein und Jūrate Širvytė zeichnen für diese performativen Elemente verantwortlich. Leider scheint das die Musiker abzulenken, immer wieder franst der Klang aus.
Im Trauermarsch fallen Orchester-Mitglieder zu Boden und müssen Schwarz-Weiß-Bilder an eine Wäscheleine klipsen. Die beiden Darsteller gehen aufeinander zu und wieder weg – was das alles heißen soll, erschließt sich nicht wirklich. Gerade in den ruhigen und ruhigsten Momenten wünscht man sich, Chen würde etwas Tempo und Aufregung rausnehmen, der Musik mehr Raum zum Atmen lassen.
Obwohl dann jemand eine Melone isst, ist im vierten Satz die Welt wieder in Ordnung. Die Musiker klingen wie ein vor Leidenschaft lodernder Klangkörper. Sie haben Spaß, streichen und blasen und pauken gemeinsam – ein wirklich schöner Abschluss für ein über weite Strecken gelungenes Konzert.
In der ORF-TV-Thek ist das Konzert noch bis 21.7. nachzusehen. Am 20. August um 11.05 Uhr wird es auf 3sat ausgestrahlt.
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