Nur ein kleiner Hund überlebte das Blutbad: Drei Tote wurden in einem abgelegenen Haus im idyllischen St. Peter am Kammersberg gefunden, ein 47-jähriger Lehrer steht unter Mordverdacht.
Die Berufsschule Murau trägt Trauer. Eine schwarze Fahne wurde neben dem Eingangstor gehisst, sie flattert im Juniwind, der einzelne Regentropfen vor sich hertreibt. Wenn man sich umhört, wird schnell klar: Hier übersteigt es die Vorstellungskraft eines jeden, dass er, der beliebte Kollege, der Lehrer, der von Schülern als umgänglich beschrieben wird, ein Mörder sein könnte.
Und doch, so der Verdacht, dürfte es so sein. Drei Leichen wurden Dienstagabend im idyllisch am Berg gelegenen Mietshaus des Pädagogen, der auch Jäger war und mehrere Waffen legal besaß, gefunden. Die seiner wesentlich älteren Gattin (65), einer deutschen Staatsbürgerin (62) und seine eigene.
Obduktion bestätigt erste Vermutungen
Die Polizei ging rasch von Doppelmord und Suizid aus - davon, dass der 47-Jährige die Frauen mit einem Revolver, den man in seiner unmittelbaren Nähe gefunden hatte, im Erdgeschoß erschossen hat.
Die von der Staatsanwaltschaft Leoben angeordnete Obduktion bestätigte das nun: Die Gattin traf laut Obduktionsergebnis eine Kugel im Oberkörper; die Deutsche wurde zweimal getroffen. Dann richtete er die Waffe gegen sich selbst; direkt aufs Herz. Nur der Hund, der vom Paar über alles geliebte „Mogli“, wurde verschont. Er befindet sich in einem Tierheim. Die auf den Jäger registrierte Tatwaffe wird noch kriminaltechnisch untersucht.
Deutsche führte Hotel in Deutschland
Das Motiv für die Bluttat liegt noch im Dunkeln. Allerdings war der 47-Jährige schon länger mit der deutschen Hotelchefin Franziska F. aus Sachsen bekannt, woraus sich eine Liebschaft entwickelt hatte. Kürzlich reiste er zu ihr, letzten Samstag fuhren sie per Mietauto in die Steiermark zurück. Gerüchte über Streitereien des Ehepaares machten die Runde. Ob es wegen seiner Affäre war, ist allerdings nicht bekannt.
Mutmaßlicher Täter lebte zurückgezogen
Die 2000-Seelen-Gemeinde ist jedenfalls im Schockzustand: „Wir sind alle sehr betroffen“, sagt Bürgermeister Herbert Göglburger. Der den Verdächtigen zwar kannte, „aber nicht gut. Er ist erst 2020 zugezogen, hat sich nicht am Gemeindeleben beteiligt, zurückgezogen gelebt.“ Nur ein Haus ist in der Nachbarschaft, man hätte aber kaum Kontakt gehabt, die Bewohner waren zur Tatzeit auch auf Urlaub.
Das Paar hat harmonisch gewirkt, alles picobello in Schuss gehalten. Das Haus werde ich nicht behalten, ich kann gar nicht mehr reingehen.
Hausbesitzer Herbert Tockner
Adoptivtochter lebte nicht im Mordhaus
Ein sehr gepflegtes Anwesen, auf dem Berg, weit weg von allem. „Es hätte mein Alterswohnsitz werden sollen“, sagt Vermieter Herbert Tockner, der sich damals unter 15 Anwärtern für den Lehrer und seine Frau entschieden hat. „Jetzt aber hab ich jede Freude daran verloren.“ Er selbst kannte das Paar, „die zwei haben immer sehr harmonisch gewirkt. Es gab auch eine Adoptivtochter, die allerdings nicht hier lebte.“
Die Postlerin kommt vorbei, will ein Paket abgeben. „Bitte wieder mitnehmen“, sagt Herbert Tockner. „Hier wohnt niemand mehr.“
Ein Verbrechen in der heilen Welt
Nur eine kurze Distanz entfernt liegt der Campingplatz, vor allem Urlauber aus Holland genießen hier in St. Peter am Kammersberg gerade ihren Aufenthalt. „Ein Verbrechen? Hier?“, sagt einer fassungslos. Ja, hier, am Land, wo die Welt noch so heil scheint.
Wenn Sie sich in einer psychischen Ausnahmesituation befinden oder Suizidgedanken haben, wenden Sie sich bitte an die Telefonseelsorge unter der Telefonnummer 142 - gratis und rund um die Uhr.
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