Der kühle und nasse Frühling hat sie eingebremst, doch jetzt sind sie aktiv und bereit zuzustechen. „Bisher hatten wir in etwa so viele Meldungen wie im Vorjahr. Aber ich gehe davon aus, dass der Trend der vergangenen Jahre anhält und sich die Zecken in Tirol noch weiter ausbreiten“, fasst Mediziner Gernot Walder zusammen. Nachweise gibt es bereits in Höhen bis zu 2000 Metern.
Der Osttiroler Facharzt für Infektiologie und Tropenmedizin betreibt seit Jahren ein Zecken-Monitoring, für das ihn Jäger, Förster und andere Freiwillige mit Daten versorgen. Das Monitoring möchte Walder nun auf institutionelle Beine stellen. „Vorstellbar ist, dass wir eine App entwickeln, auf der die regionale Verbreitung gut abgebildet ist“, sagt Walder.
Blutsauger sind bis in den Spätherbst aktiv
Die regionale Verbreitung hat sich laut Walder in den vergangenen Jahren rasant entwickelt. „Wir haben bereits Nachweise von Almen auf rund 2000 Metern Höhe“, verweist der Mediziner auf eine Folge der Erderwärmung.
Die zweite: die Zeckensaison endet nicht wie früher im September. „Heute ist es eher November. Im Lienzer Becken haben wir auch schon im Winter Aktivitäten dokumentiert“, erläutert der Osttiroler.
Bisher hatten wir in etwa so viele Meldungen wie im Vorjahr. Aber ich gehe nun davon aus, dass der Trend der vergangenen Jahre anhält und sich die Zecken in Tirol noch weiter ausbreiten. Auch nach oben.
Dr. Gernot Walder aus Osttirol, Facharzt für Infektiologie und Tropenmedizin
Foto: Walder
Bisher wurden 18 heimische Zeckenarten in Österreich beschrieben, nicht alle befallen Menschen. Immer wieder werden auch exotische Exemplare eingeschleppt. So wie die tropische Riesenzecke. Die wurde 2018 erstmals in Österreich nachgewiesen. In seiner Datenbank hat Walder noch keinen Eintrag dazu. Dass Riesenzecken auch in Tirol auftauchen, sei wahrscheinlich, sagt er. Die Gefahr einer Etablierung und Verbreitung sieht der Fachmann derzeit aber noch nicht.
Seit 2009 mehr als 300 FSME-Fälle in Tirol
Auch ohne neue Arten bereiten die Blutsauger viel Ärger. Laut Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES) sind mehr als 30 Prozent der in unseren Breiten häufigsten Zeckenart mit Borrelien infiziert. Die Bakterien können beim Menschen das Nervensystem befallen und dort massive Störungen auslösen. Gegen Borreliose gibt es keine Impfung, aber gegen Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME), die im schlimmsten Fall tödlich endet. Seit 2009 wurden mehr als 300 FSME-Fälle in Tirol registriert, acht davon im ersten Halbjahr 2022.
Täglich kontrollieren und Zecken rasch entfernen
Damit lag Tirol an der Spitze der Statistik, nur in Oberösterreich gab es mehr Fälle. Mediziner Walder nennt zwei wichtige Gegenmaßnahmen: Die FSME-Impfung und nach einem Ausflug ins Grüne den prüfenden Blick über den gesamten Körper, um die Blutsauger rasch zu entfernen. Die Zecken halten sich in Bodennähe an Grashalmen oder auf Totholz auf und werden bei Kontakt abgestreift!
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