Eine Studie der Universität Wien, die die „Effekte des islamischen Religionsunterrichts in Österreich“ erforschen möchte, wie der Titel besagt, hat für gehörigen Wirbel in der muslimischen Community gesorgt. Die Muslimische Jugend (MJÖ) übt heftige Kritik an dem „tendenziösen Aufbau“ und der „stigmatisierenden Umsetzung“. Alles in allem sei es eine „rassistische“ Studie. Bildungsminister Martin Polaschek (ÖVP) distanziert sich von der Untersuchung, die Uni Wien bedauert die „Irritationen“.
Die betroffenen Jugendlichen würden von einem „Gefühl des Unbehagens und des Unverständnisses“ darüber berichten, dass ausschließlich muslimische Schülerinnen und Schüler an der Umfrage teilnehmen mussten, hieß es in einer Stellungnahme der MJÖ gegenüber der APA.
Wer kommt in die Hölle? Sind Männer Schwächlinge?
Wie berichtet, finden sich zwischen Wissensfragen über den Islam auch unterschiedliche Formulierungen, die offensichtlich die Gesinnung der Schüler abklären sollen. Diese sollen auch entscheiden, wer in die Hölle kommt, und eine Einschätzung abgeben, ob Männer Schwächlinge seien, wenn sie keine Gewalt anwenden. „Mich stört der Anblick von behinderten Menschen“ lautet eine weitere Aussage, die bewertet werden soll. Eine weitere: „Wenn Frauen in der Öffentlichkeit Miniröcke oder freizügige Kleidung tragen, signalisieren sie sexuelle Bereitschaft.“
Uni Wien will Faktenlage „rasch klären“
Neben der MJÖ forderten auch die Initiative Diskriminierungsfreies Bildungswesen und die Organisation für Zivilcourage und Anti-Rassismus-Arbeit die sofortige Einstellung der Studie sowie eine Stellungnahme des Rektors der Uni Wien. Dieser meldete sich tatsächlich wenig später. „Wir nehmen die Kritik ernst und werden uns gemeinsam mit der Universität Siegen um eine rasche Klärung der Faktenlage bemühen“, meinte Rektor Sebastian Schütze. Man bedaure, dass die Studie für Wirbel unter den muslimischen Schülern gesorgt habe.
Bildungsminister: „Studie wurde nicht von uns beauftragt“
Bildungsminister Polaschek beteuerte am Donnerstag am Rande einer Pressekonferenz, nichts damit zu tun zu haben: „Diese Studie ist nicht von uns in Auftrag gegeben worden.“ Das Projekt sei ihm nur aus den Medien bekannt. Der Minister betonte zudem, dass für derartige Studien eigentlich eine Qualitätssicherung zu erfolgen habe. Fragen müssten ethischen Standards entsprechen. Nach Informationen des Ministeriums sei bei einzelnen Bildungsdirektionen angefragt worden, ob die Studie durchgeführt werden darf. Einige hätten abgelehnt.
„Ich persönlich lehne eine solche Art von Befragungen ab“, sagte der Minister. Kinder müssten sich in der Schule in einem sicheren, geschützten Raum aufhalten und gebildet werden können. „Das muss selbstverständlich mit dem gebotenen Respekt und Professionalität erfolgen, unter Wahrung der Persönlichkeitsrechte der Kinder.“
Projektleiter mit Vorgeschichte
Projektleiter ist übrigens Ednan Aslan. Er war bereits für die vielfach kritisierte Islam-Landkarte und die umstrittene Kindergartenstudie verantwortlich.
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