Richter redet Klartext

Qualzucht von Hunden: „Das ist nicht mehr normal“

Dietmar Maurer (links) sieht Entwicklungen in der Hundezucht sehr kritisch. Rechts: Ein siegreicher Hund bei der Grazer Rassehundeschau.

(Bild: z.V.g., Krone KREATIV)

Nach der Rassehundeschau bei Graz ist Qualzucht wieder heißes Thema. Der steirischer Richter und Hundezüchter Dietmar Maurer lässt mit klaren Worten aufhorchen.

„Krone“: Herr Maurer, Sie kamen als Richter bei der jüngsten Rassehundeschau in Graz indirekt selbst in die Kritik, weil ein Schäferhund mit einem stark abfallenden „Froschrücken“ Sieger wurde. Was war da los?
Dietmar Maurer: Das war der einzige Hund, der angetreten ist - und wurde damit zum Sieger. Glauben Sie mir, bei mehreren Bewerbern wäre dieser Hund nach hinten gereiht worden. Zudem hat er korrekte Gesundheitszeugnisse, damit konnte er nicht ausgeschlossen werden.

Das heißt, Sie haben selbst keine Freude, wie der Schäferhund sich entwickelt hat?
Nein, ich sehe das ausgesprochen kritisch. Seit 1985 wird diese abfallende Rückenlinie gezüchtet, obwohl der Hund damit instabil wird, beim Gehen und Stehen Probleme bekommen kann.

Warum darf man diese einst so stolze und gesunde Rasse überhaupt so züchten?
Es ist ein Standard vorgegeben - die Zuchtergebnisse weichen mittlerweile aber schon extrem davon ab. Das wird vor allem von osteuropäischen Staaten so vorangetrieben, wo Tierschutz vielfach weniger oder kaum einen Stellenwert hat. Wir in Österreich sind da eine kleine Nummer, wir können nur immer wieder sagen, dass wir das nicht haben wollen.

Symbolbild

(Bild: stock.adobe.com, krone.at-Grafik)

Sie wären also dafür, dass der Deutsche Schäferhund wieder die Form wie vor dem Jahr 1985 bekommt?
Auf jeden Fall - und das so schnell wie möglich. Bei Hunden geht das ja rasch, es braucht nur einige Generationen. Es wird nur schon schwierig, Tiere mit einem geraden Rücken zur Zucht zu finden. Und: Es muss halt ein geeinter Wille dahinter stehen, dass sich was ändert; den vermisse ich. Dabei ist das die einzige Rettung für den Schäferhund.

Der Schäfer ist nicht der Einzige, der betroffen ist. . .
Nein, diese Fehlentwicklungen sind eine Katastrophe und nicht mehr normal. Französische Bulldoggen etwa kämpfen vielfach ihr ganzes Leben lang um Luft, weil ihre Schnauzen und Nasenlöcher fast nicht mehr vorhanden sind. Es gibt Züchter, die ihren Kunden schon beim Welpenkauf sagen, dass der Hund eine OP brauchen wird, um Luft zu bekommen - unglaublich.

Der Chihuahua (Symbolbild)

(Bild: Lifeonwhite.com)

Und dazu kommt, dass diverse Käufer dieses Schnaufen und Schnarchen noch süß finden - als könnte verzweifeltes Ringen um Luft süß sein. Sind noch weitere Rassen betroffen?
Die Liste ist lang: Chihuahuas können vielfach nicht mehr auf natürlichem Weg ihre Jungen bekommen, weil ihre Becken so klein gezüchtet sind. Oder Rassen, die so viele Falten haben, dass sie gar kein Sichtfeld mehr haben. Da gehört sofort der Retourgang eingelegt.