Live in der Arena

Nova Twins: Die Retterinnen des Alternative Rock

Musik
20.03.2023 10:23

Ein tief wummernder Bass, freche Lyrcis, Grime-Ästhetik mit Rock‘n‘Roll-Attitüde und sehr viel Gesellschaftskritik - die Nova Twins gehören nicht nur zu den derzeit spannendsten Bands Englands, sondern auch den Rettern der dahinsiechenden Rockmusik. Wie es bei Amy Love und Georgia South so schnell so weit kommen konnte, ergründeten wir im Gespräch.

Hip-Hop, Grime, Rap, vielleicht etwas Punk und Pop in all seinen Ausführungen - will man heute musizierend das Herz der Jungen gewinnen, dann sollte die E-Gitarre lieber gar nicht oder maximal hintergründig vorkommen. Nichts ist uncooler als eine Rockband, dieses statische Tesosteron-Vehikel aus einer nebulösen Vergangenheit. Dass dem freilich auch heute nicht so ist, beweisen unzählige Bands im Untergrund, die einem totgeglaubten Genre wieder neues Leben einhauchen. Gerade die britische Insel ist mit Acts wie Shame, Wolf Alice, Dry Cleaning oder Wet Leg (um nur ein paar wenige zu nennen) ganz vorne dabei, wenn es darum geht, eine für bereits mehrere Generationen Musikfans mumifiziert wirkende Szene mit neuem Leben zu befüllen. Man muss sich halt auch ein bisschen bemühen, denn dadurch entlockt man einer scheinbar auserzählten Welt noch immer spannende neue Geschichten.

Raketenstart
Die aus dem südlichen London, der europäischen Hemisphäre für popkulturelle Kreativität und Umbrüche, stammenden Nova Twins knallten in den letzten Jahren wie ein Komet auf die Erde und ließen sich ihren rasanten Fahrtwind noch nicht einmal von der Pandemie bremsen. Wo andere Acts zwischen diversen Lockdowns gegen Schreibblockaden oder Depressionen ankämpften, ratterten die beiden Freundinnen Amy Love und Georgia South wie ein ICE durch die härtere Musikszene. Das nur zwei Wochen vor dem ersten Lockdown veröffentlichte Debütalbum „Who Are The Girls?“ machte breitflächig auf das Duo aufmerksam. 2021 dann der Durchbruch. Zuerst spielten sie Corona-gerecht bei den renommierten Reading und Leeds Festivals, daneben arbeitete man akribisch am zweiten Studioalbum „Supernova“, das schon im Titel Wesen und Sein der Band bestmöglich widerspiegelt.

„Das Album war im Endeffekt die Geburt einer wirklich turbulenten Phase“, rekapituliert South im „Krone“-Talk die wilde Zeit, „die Zeiten waren auch für uns schwierig. Die Pandemie hat uns verunsichert, Amy und ich mussten das erste Mal seit fast zehn Jahren in getrennten Haushalten arbeiten und dann startete auch noch die ,Black Lives Matter‘-Bewegung so richtig durch. Das Album ist eine Kampfansage. Eine Botschaft an uns selbst, dass wir gestärkt und verbessert aus dieser schweren Zeit gehen werden.“ Das Ergebnis übertraf alle Erwartungen. Erstmals landeten die Nova Twins unter den Top-30 der britischen Charts, es gab Nominierungen beim Mercury Prize und bei den BRIT Awards, doch gegen die übermächtige Konkurrenz in Form von Wet Leg, Fontaines D.C. und Little Simz war wenig zu holen. Ein untrügliches Zeichen dafür, dass die Musik der Gegenwart und Zukunft von der Insel kommt.

Gemeinschaft als Botschaft
Musikalisch haben die Nova Twins den totgeglaubten Alternative-Rock mit neuem Leben befüllt. Die Gitarren braten, Punk- und Grime-Einflüsse galoppieren durch die einzelnen Songs und die Texte strotzen nur so vor Selbstermächtigung, Feminismus, Polit- und Gesellschaftskritik. Genau die richtige Mischung, um die Jugend von heute authentisch abzuholen, denn mit inhaltsleerem Dicke-Hose-Glam-Rock lässt sich bei einer Generation voller Unsicherheiten und Ängste längst kein Blumentopf mehr gewinnen. „Wir sind sehr politische Menschen und scheuen uns nicht davor, den Finger auf Dinge zu richten, die wir als falsch empfinden“, betont Love bestimmt, „wir sind Frauen und haben unterschiedliche Hautfarben. Schon allein das lässt dich in einer von alten weißen Männern dominierten Welt aufhorchen. Unsere Konzerte sind das allerbeste Beispiel dafür, dass die Mehrheit wir alle sind. Gemeinsam sind wir stärker und besser - das ist die Message.“

Frontfrau Love hat nigerianische und iranische Wurzeln, South jamaikanische und australische. Ganz selbstverständlich vermischen sich auch in ihrer Musik alle Einflüsse, ohne dass dabei etwas erzwungen oder entrückt wirkt. Die wichtigste Grundformel: Bass und Stimme. „Ohne diese beiden Pole geht bei uns gar nichts“, lacht Love. Freundin South ergänzt: „Unseren Sound zu beschreiben, ist schwierig. Wichtig ist auf jeden Fall eine feine Balance zwischen den Instrumenten und die Songs müssen immer ordentlich nach vorne gehen.“ Über die Jahre haben die Nova Twins nicht nur bei Festivals wie dem Nova Rock oder dem Frequency gespielt, sondern auch im Vorprogramm von Acts wie Wolf Alice, Prophets Of Rage, Sleaford Mods, Skunk Anansie oder Enter Shikari. Eine so bunte Aufzählung, wie auch die Musik der beiden Freundinnen klingt. „Wir haben privat viel dafür geopfert, um so weit zu kommen“, unterstreicht South, „wir haben früher oft an uns gezweifelt, aber jetzt ernten wir die Früchte. Auch deshalb, weil wir uns keinem großen Label ausliefern, sondern die Zügel selbst in der Hand halten.“

Selbst ist die Frau
Die D.I.Y.-Attitüde ist den Nova Twins das allerwichtigste Anliegen. „Komplett frei und unabhängig zu sein, ist nicht immer leicht, aber am Ende lohnt es sich. Wenn du das ganze Business wirklich richtig verstehen willst, dann tauche selbst darin ein und kümmere dich. Das ist anfangs natürlich viel härter, zahlt sich auf langer Strecke aber aus. Es gibt kaum etwas Wichtigeres, als dauerhaft mit Menschen zu arbeiten, die völlig gleich ticken und mit denen man sich gut versteht. Das ist das A&O der gesamten Arbeit.“ Love besuchte einst gar die „British Academy Of New Music“ in London - zu ihren Mitstudentinnen gehörten die Weltstars Ed Sheeran und Rita Ora. Amy wählte für ihre Vorstellung des musikalischen Glücks lieber die dunklere Karrieregasse. „Wir sitzen nicht herum und träumen von den nächsten Schritten. Wir arbeiten jeden Tag hart weiter.“

Live in der Arena
Am 30. März sind die Nova Twins in der Wiener Arena zu sehen. Auf www.arena.co.at gibt es eine Handvoll der allerletzten Karten für die Top-Show zu ergattern. Da heißt es nun schnell sein.

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