Wird Krebs diagnostiziert, sitzt der Schock tief. An die Familienplanung denken dann die wenigsten. Doch Frauen mit Kinderwunsch sollten unbedingt vor Beginn der Therapie mit ihrem Onkologen auch über Maßnahmen zum Erhalt der Fruchtbarkeit sprechen.
Strahlentherapie sowie einige Medikamente, die bei Chemo- und Immuntherapien zum Einsatz kommen, können dauerhafte Unfruchtbarkeit verursachen. Dies macht vielen Frauen ebenso zu schaffen, wie die Diagnose des Tumors selbst. Es gibt jedoch verschiedene Maßnahmen, um trotz Krebserkrankung das Familienglück zu ermöglichen. Sie müssen schon vor Behandlungsbeginn durchgeführt werden.
„Junge Frauen, die mit der Diagnose Krebs konfrontiert sind, denken oft gar nicht daran, dass eventuell nach einer Therapie eine Schwangerschaft nicht mehr möglich ist. Daher liegt es an den betreuenden Menschen, dies aktiv anzusprechen und den Patientinnen Möglichkeiten aufzuzeigen“, erklärt Prim. Univ.-Prof. Dr. Lukas Hefler, Leiter der Abteilung für Gynäkologie und Geburtshilfe der Spitalspartner Ordensklinikum Linz und Konventhospital Barmherzige Brüder. Die Entwicklungen in der Medizin geben vielen Patienten Hoffnung auf ein erfülltes Leben nach dem Krebs - auch mit Kindern.
Konservierung von Eizellen
Eine Möglichkeit ist die Kryokonservierung, das heißt, das Einfrieren von Eizellen. Dazu wird mittels künstlicher Hormongabe die gleichzeitige Reifung mehrerer Eizellen in den Eierstöcken angeregt. Nach zehn bis vierzehn Tagen erfolgen die Entnahme der reifen Eizellen und ihre Konservierung in fast minus 200 Grad Celsius kaltem flüssigen Stickstoff. „Je jünger die Frau bei der Eizell-Entnahme ist, desto höher sind deren Qualität und Quantität und damit auch die Wahrscheinlichkeit einer späteren Schwangerschaft. Generell führen nur 10 % aller kryo-konservierten und später befruchteten Eizellen zu einer Schwangerschaft“, so OA Priv.-Doz. Dr. Mayer.
Besser seien die Erfolgsaussichten bei befruchteten eingefrorenen Eizellen (Embryonen). Durchschnittlich führe einer von drei Versuchen (= Transfer der Eizelle in die Gebärmutterschleimhaut) zur Schwangerschaft. Das Problem: Viele Frauen haben bei der Krebsdiagnose noch keinen Partner für die Familiengründung gefunden.
Ebenso kann Eierstockgewebe eingefroren und konserviert werden. Dabei entnimmt man vor der Therapie per Bauchspiegelung ein Drittel bis die Hälfte eines der beiden Eierstöcke und setzt sie nach der Genesung wieder nahe an seinem Ursprungsort ein. Die zeitraubende Eizellstimulation entfällt, eine natürliche Schwangerschaft und ein natürlicher Hormonhaushalt nach der Chemotherapie sind möglich. Das rücktransplantierte Gewebe ist vier bis fünf Jahre funktionstüchtig.
Ruhigstellung und „Organumzug“
Die Eierstöcke können während der Krebstherapie auch „ruhiggestellt“ werden. Dies geschieht mit Medikamenten, welche über das Gehirn die Produktion einiger Geschlechtshormone vorübergehend unterbinden. So reifen keine Eizellen heran. Die verminderte Aktivität soll die Eierstöcke weniger empfänglich für fruchtbarkeitsschädigende Therapien machen.
Bei einer Bestrahlung des Unterleibs bietet sich eventuell auch eine Verlegung der Eierstöcke an. Mittels Bauchspiegelung können sie aus dem Bestrahlungsgebiet verfrachtet werden und in einem zweiten Eingriff nach Therapieende wieder an ihren Heimatort „umziehen“, um dann ihre Arbeit wieder aufzunehmen.
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