Abgestrafte Feindbilder. Ein Absturz der regierenden SPÖ, ein Plus für die ewig schwache Landes-ÖVP, kaum Zuwachs für die Freiheitlichen - das brachten die Landtagwahlen in Kärnten. Was ist da passiert, fragen sich jetzt viele. Hannes Mößlacher, Chefredakteur der „Kärntner Krone“, versucht eine Antwort zu geben. Er schreibt von einer „Watschn“ für den Landeshauptmann. Es habe sich ein Trend fortgesetzt, der schon in den vergangenen Urnengängen in ganz Österreich zu beobachten gewesen ist. Mößlacher nennt es „die Abrechnung mit den Mächtigen“. Da sei es völlig egal, wer diese Mächtigen sind - die ÖVP in Tirol und Niederösterreich und eben die SPÖ in Kärnten. Der Kärntner „Krone“-Kollege meint zu Recht: „Das drückt die Stimmung im Land aus; nach der Pandemie und durch die Teuerungswelle ist offenbar alles, was bisher groß und mächtig gewesen ist, für viele zu einer Art Feindbild verkommen.“ Und diese Feindbilder werden bestraft - egal ob sie türkis, schwarz, rot oder sonstwie schillern. Oder besser: Geschillert haben.
Kärnten is lei ans. Den Spruch kennt man - auch weit über die Landesgrenzen hinaus: „Kärnten is lei ans“. Manche, die des Kärntnerischen nicht mächtig sind, missverstehen es als „Kärnten ist allein“. Stimmt natürlich nicht - weder inhaltlich, noch wäre es überhaupt so gemeint. „Kärnten is lei ans“ - korrekt übersetzt bedeutet es, „Kärnten ist einmalig auf der Welt“ oder einfach: Kärnten gibt es nur einmal.Stimmt! Auch Wahlergebnisse wie gestern Abend gibt es zumindest in Österreich wohl nur in Kärnten. So wie die Kärntner immer wieder für Wahlergebnisse sorgten, die im Rest des Landes so nicht denkbar wären.Es sind Wahlergebnisse, die auch die Meinungsforscher, die Analysten und selbst die Politiker überrascht haben. Niemand, auch nicht in der Volkspartei selbst, hätte auch nur einen Cent auf ein Plus für die Kärntner ÖVP gesetzt. Und kaum jemand auf ein SPÖ-Minus bis unter 40 Prozent. Nur bei den Blauen war zu erwarten, dass ihre Bäume im blauen Stammland nicht viel weiter in den Himmel wachsen.Kärnten is lei ans - der Rest Österreichs das andere? Nicht ganz. Die ÖVP, seit eineinhalb Jahre im Abwärtstrend samt Schlappe in Niederösterreich vor wenigen Wochen, wird Morgenluft wittern. Und bei der SPÖ? Die Debatte um die Bundesparteiobfrau wird noch lauter und schriller werden. Ob sie bei der Salzburg-Wahl im April noch Parteichefin ist? Kärnten is lei ans, ist einzigartig. Die SPÖ - die ist auch einzigartig. Und das keineswegs nur in Kärnten.
Kommen Sie gut durch den Montag!
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