4 Mio. Euro Schaden

Pyramidenspiel-Prozess in Graz hat begonnen

Steiermark
23.08.2011 15:40
Der Prozess rund um ein von der Steiermark ausgehendes Pyramidenspiel mit einem Schaden von mehr als vier Millionen Euro hat am Dienstag im Grazer Straflandesgericht begonnen. Die 15 Angeklagten haben sich durch die Bank nicht schuldig bekannt. Während die Staatsanwaltschaft von einem Kettenspiel sprach, sahen die Verteidiger einen "laufenden Strukturvertrieb" des in Unterpremstätten bei Graz gemeldeten Unternehmens.

In einem der kleineren Gerichtssäle war für die zwölf erschienen Angeklagten, ihre Verteidiger und die Presse gerade genug Platz. Richter Günter Sprinzel hatte mehr Arbeit mit der Sitzplatzeinteilung als mit der Klärung der Generalien. Unter den Angeklagten waren Frauen und Männer im Alter von 24 bis 69 Jahren, Angestellte, Pensionisten und Geschäftsführer aus Deutschland, Österreich, Slowenien und Kroatien.

Die Staatsanwaltschaft sprach im Eröffnungsplädoyer vom Vorwurf der kriminellen Organisation bzw. der Teilnahme an einem Pyramidenspiel im Zeitraum von Mitte 2007 bis Mitte 2009. Die Angeklagten sollen teilweise in leitendenden Funktionen Kunden angeworben haben, die rund 5.500 Euro für Seminare über Wirtschaft o.ä. bezahlten. Die seien aber laut Gutachten nur etwa 1.800 Euro Wert gewesen. Der Rest sei als Einsatz in das Pyramidenspiel eingebracht und im Schneeballsystem mit neuen Kunden weiterverarbeitet worden.

Bis zu 200.000 Euro an Provisionen kassiert
Jeder Teilnehmer konnte je nach angeworbenen Neukunden in der Hierarchie aufsteigen und höhere Provisionen erzielen, so der Ankläger. Einige der Beschuldigten sollen bis zu 200.000 Euro an Provisionen kassiert haben. Die Verteidiger dagegen wollten nichts von einem Pyramidenspiel wissen, denn die Seminare seien ihrem Gutachten zufolge sehr wohl den Preis wert gewesen. Außerdem sei nicht für die Anwerbung neuer Vertriebspartner die Provision ausgezahlt worden, sondern nur für die Empfehlung.

Keine "asozialen Betrüger, sondern unbescholten"
Ein Pyramidenspiel setze weiters Geschädigte voraus, die es aber in diesem Fall nicht gebe: "Alle Seminarteilnehmer waren zufrieden und haben daraus persönlichen Vorteil für ihre Zukunft gezogen," so einer der Verteidiger. Die Angeklagten seien keine "asozialen Betrüger, sondern unbescholten" und hätten für ihre Provisionen gearbeitet und Steuern bezahlt. Über den Wert der Seminare ließe sich wie auch beim hohen Preis eines Markenprodukts streiten, aber es handle sich keinesfalls um eine kriminelle Organisation.

Die Angeklagten erklärten sich durch die Bank für nicht schuldig. Nur der Gründer der Muttergesellschaft, ein Deutscher, wollte erst noch als Geschäftsführer Verantwortung übernehmen, schließlich distanzierte aber auch er sich vom Pyramidenspiel. Die Verhandlung wird ab 26. September täglich im Schwurgerichtssaal fortgesetzt und dürfte mehrere Wochen dauern.

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