Tierqual im Tourismus

Wenn die Urlaubsidylle zur Hölle für Tiere wird

Tierecke
01.07.2025 11:50

Was für Urlauber wie ein exotisches Erlebnis aussieht, bedeutet für viele Tiere weltweit puren Leidensweg. Esel, die unter der brennenden Sonne bis zur Erschöpfung schuften, oder Tigerbabys, die ihren Müttern entrissen werden, nur damit Touristen sie für Selfies missbrauchen können –  Tierquälerei hat in beliebten Ferienregionen System.

Weiße Häuser, das Meer im Sonnenlicht und mittendrin: Esel, die unter der Last von Touristen stöhnen. Was für viele Reisende nach pittoresker Authentizität aussieht, ist für Tiere in Ferienregionen grausame Tortur. Ob in Griechenland, Thailand oder Ägypten – wo Tourismus boomt, ist Tierleid meist nicht weit.

So gehört es etwa in Bangkok zum Alltag, Krokodilfleisch frisch vom Grill am Straßenrand zu kaufen. Viele Urlauber sind überrascht, zücken ihre Handys, um Fotos zu machen, manche probieren das Fleisch. Doch kaum jemand denkt daran, dass hinter diesem scheinbar exotischen Erlebnis ein Leben steht, das für diese Show grausam beendet wurde.

Tierhilfe K.O.S. (steht für Kastration und Obhut für Straßentiere) ist ein Paradebeispiel für ...
Tierhilfe K.O.S. (steht für Kastration und Obhut für Straßentiere) ist ein Paradebeispiel für effizienten Straßentierschutz. Unsere „Krone“-Tierecke unterstützt diese wichtige Arbeit regelmäßig mit Futterspenden.(Bild: Tierhilfe K.O.S. – tierhilfe-kos.org)

Wenn gut gemeint das Gegenteil bewirkt
In vielen Urlaubsländern prägen streunende Hunde und Katzen das Stadtbild. Sie wirken zutraulich und hungrig – und wecken Mitleid. Doch wer sie füttert, hilft selten nachhaltig. „Streuner gewöhnen sich an Touristen als Futterquelle“, warnt „Krone“-Tierschutzexpertin Maggie Entenfellner. „Wenn die Saison vorbei ist, bleiben leere Straßen und der Hunger.“

Oft sterben die Tiere, viele verhungern mit ihren Jungen. Regelmäßige Fütterung fördert zudem unkontrollierte Vermehrung. Wer helfen will, unterstützt am besten lokale Tierschutzorganisationen. Diese kümmern sich um medizinische Versorgung, Futterstellen und vor allem um Kastrationen.

Reiten bis zum Umfallen
Elefantenreiten zählt zu den Klassikern im Reiseprospekt. Was kaum jemand weiß: Die Tiere werden meist schon als Babys gebrochen – mit Gewalt, Isolation und Entzug. Die Prozedur heißt „Phajaan“ und hinterlässt Spuren fürs Leben. Danach folgt ein Alltag aus Angst, Überforderung und Schmerz.

Auch Esel, Pferde und Kamele, die in Urlaubsregionen Touristen durch die Hitze tragen, leiden. Ihr Alltag besteht überwiegend aus Überlastung, schlecht sitzendes Sattelzeug, kein Schatten, kein Wasser, keine medizinische Betreuung.

Selfie mit dem Leid
Tigerbabys auf dem Arm, Äffchen in Windeln, Papageien auf der Schulter – für viele ein Urlaubsfoto, für die Tiere ein Albtraum. Sie werden früh von ihren Müttern getrennt, oft mangelernährt oder ruhiggestellt. Stress, Enge und ständige Menschenkontakte machen sie krank. Ihre Lebenserwartung ist erschreckend kurz.

Erschütternd: Ein Tiger in Ketten gelegt für das perfekte Erinnerungsfoto.
Erschütternd: Ein Tiger in Ketten gelegt für das perfekte Erinnerungsfoto.(Bild: © Aaron Gekoski)

Wer so ein Angebot nutzt, unterstützt Tierquälerei. Auch Delfinarien und schlecht geführte Zoos fallen in diese Kategorie: zu kleine Becken, keine Rückzugsmöglichkeiten, Monotonie. Tiere, die im Kreis schwimmen oder sich apathisch verhalten, sind keine Attraktion, sondern ein Hilfeschrei.

Illegale Souvenirs – legaler Wahnsinn
Exotische Mitbringsel wie Korallenketten, Haifischzähne, Taschen aus Schlangenleder oder ausgestopfte Tiere wirken reizvoll, sind aber oft illegal oder stammen aus grausamer Produktion. Am Zoll drohen Strafen, die Umwelt zahlt ohnehin den höheren Preis. Denn jeder Kauf bringt eine Tierart näher an den Rand des Aussterbens. Informieren Sie sich bitte auf der Seite das Bundesministerium für Finanzen (BMF) über Artenschutz und die geltenden Ein- und Ausfuhrbestimmungen, bevor Sie Souvenirs aus dem Ausland mitbringen.

Vom Urlaub ins Heim
Dann sind da noch die Fälle, in denen das Mitleid mit dem Streuner so groß wird, dass er kurzerhand mit nach Hause genommen wird – legal oder auch nicht. Doch mit dem Flugticket endet die Geschichte nicht: Quarantäne, Tollwuttests, Impfpflichten, Chipkennzeichnung. Wer die Regeln missachtet, macht sich strafbar. Und wer die Verantwortung unterschätzt, bringt das Tier nach ein paar Wochen ins Heim.

„Viele dieser Tiere sind krank, traumatisiert und nicht an ein Leben in einer Stadtwohnung gewöhnt“, sagt Entenfellner. Österreichs Tierheime quellen längst über von solchen „Urlaubslieben“, die zur Belastung wurden.

Was wirklich hilft
Es ist verständlich, dass Tierfreunde auch im Urlaub den Kontakt zu Tieren suchen. Doch wahre Tierliebe zeigt sich nicht in flüchtigem Mitleid oder einem Erinnerungsfoto, sondern in verantwortungsvollem Handeln. Die internationale Tierschutzorganisation „Vier Pfoten“ empfiehlt, Nationalparks oder seriöse Schutzzentren zu besuchen. Orte, an denen Tiere in ihrer natürlichen Umgebung beobachtet werden können. Wer wirklich helfen will, informiert sich vorab und unterstützt gezielt vertrauenswürdige lokale Tierschutzprojekte.

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