Der Polizei ist ein bedeutender Schlag gegen die Drogenszene im Tiroler Unterland gelungen: Die Ermittler nahmen eine hochprofessionelle, 16-köpfige Dealerbande hoch, die im Bezirk Kufstein Dutzende Kilo Kokain und Marihuana verkaufte. Die Methoden der Drahtzieher kennt man normalerweise nur aus Filmen.
Bereits im vergangenen Frühjahr gingen bei der Polizei zahlreiche Hinweise ein, dass im Bezirk Kufstein eine größere Gruppe mit Suchtgift handelt. Für das Landeskriminalamt Tirol begann daraufhin monatelange Ermittlungsarbeit, die schließlich in einem Erfolg gipfelte: Die Beamten konnten 16 Beschuldigte ausforschen, 13 von ihnen wurden im November und Dezember 2022 verhaftet. Im selben Zeitraum führten die Ermittler zudem 13 Hausdurchsuchungen durch. Dabei stellten sie neben Handys und einem Auto auch 26 Kilo Marihuana sicher. Straßenverkaufswert: 260.000 Euro!
Die mutmaßlichen Täter wurden befragt und zeigten sich auch teilweise geständig. In den vergangenen zwei Jahren soll die Gruppe demnach bis zu 32 Kilogramm Kokain und 100 Kilo Marihuana nach Österreich geschmuggelt und hauptsächlich im Bezirk Kufstein verkauft haben. Dabei gingen die Dealer laut Katja Tersch, der Leiterin des LKA Tirol, höchst professionell vor: „Man kann sicher von einer sehr gut organisierten Tätergruppierung sprechen.“
Einer der Hauptbeschuldigten steht im Verdacht, mit schweren Drohungen gegen Schuldner selbst bzw. gegen deren Familien vorgegangen zu sein, um diese zur weiteren Zusammenarbeit zu nötigen.
Die Ermittler
Bande bedrohte sogar Familien von Schuldnern
Die Drogenbande setzte auf Arbeitsteilung: Einige Mitglieder waren für die Einfuhr der Drogen zuständig, heuerten weitere Kuriere an und legten fest, wo das Suchtgift gelagert wurde. Andere setzten die mutmaßlichen Haupttäter dazu ein, die „Ware“ zu verkaufen. Für diese Aufgabe habe man Personen ausgesucht, die selbst auch konsumieren. Diese hätten so Schulden „abarbeiten“ können, die sie eventuell selbst bei den Dealern hatten. Die Ermittler fanden zudem heraus, dass einer der Hauptbeschuldigten seinen „Schuldnern“ gegenüber schwere Drohungen ausgesprochen habe: Er würde gegen sie oder sogar gegen deren Familien vorgehen, wenn sie die Zusammenarbeit einstellten.
Überdies stehen die Mitglieder der Gruppe im Verdacht, drei Einbrüche im Tiroler Unterland verübt zu haben, bei denen Geld, Waffen, Gold und Schmuck im Gesamtwert von mindestens 50.000 Euro aus Wohnhäusern entwendet wurden.
Die Fahndung nach drei weiteren Beschuldigten läuft. Sie dürften untergetaucht sein.
Katja Tersch, Leiterin LKA Tirol
Zwölf Personen in U-Haft, drei auf der Flucht
Bei den Beschuldigten handelt es sich um 16 Männer zwischen 19 und 50 Jahren mit teils österreichischer, teils osteuropäischer Staatsbürgerschaft. Drei von ihnen konnten bislang nicht festgenommen werden, nach ihnen wird gefahndet. Die mutmaßlichen Haupttäter konnten jedoch dingfest gemacht werden, insgesamt wurden 12 Männer in U-Haft genommen. Nur einer wurde auf freiem Fuß angezeigt.
Auch zahlreiche Abnehmer der Gruppe wurden ausgeforscht. Bislang sind es 20 Personen, die deswegen mit einer Anzeige bei der Staatsanwaltschaft rechnen müssen.
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