Interventionen und Machtmissbrauch: Die Untersuchung der Zustände im ORF Niederösterreich durch eine Kommission - deren Ergebnisse sollten erst nach den Landtagwahlen (am Sonntag der nächsten Woche) öffentlich werden. Weil man, wie in der „Krone“ berichtet, nicht den Landtagswahlkampf damit beeinflussen wollte. Mittlerweile ist es höchst fraglich, ob dieser Zeitplan, ja, vielmehr, ob auch der Plan, die ORF-Affäre solle die Wahlen nicht beeinflussen, noch zu halten ist. Denn nun ist das zehnseitige Protokoll eines hochrangigen Ex-Mitarbeiters von ORF-Landesdirektor Robert Ziegler in die Öffentlichkeit gelangt. Darin belastet der Journalist, der mittlerweile vom Landesstudio in St. Pölten zur ORF-Zentrale am Küniglberg übersiedelt ist, seinen ehemaligen Vorgesetzten wegen dessen Naheverhältnis zur ÖVP massiv. So schreibt der ORF-Insider, der dem damaligen Chefredakteur und aktuellen Landesdirektor Ziegler direkt unterstellt war: „Ziegler war es, der das Landesstudio im Sinne der ÖVP NÖ geführt hat.“ Und er legt gleich noch einmal heftig drauf: „Machtmissbrauch und Interventionen standen an der Tagesordnung.“ Bei so starkem Tobak - da kann man nicht nur beim ORF nicht mehr einfach zur Tagesordnung übergehen.
ÖVP-freundlich. In seinem Protokoll schildert der ORF-Mitarbeiter ganz konkret, wie der ORF-Landes-Chefredakteur und spätere Landesdirektor Ziegler im Sinne der ÖVP handelte: „Als Redakteur wurde ich vielfach angewiesen, Beiträge umzuschreiben oder umzuschneiden, weil diese zu ÖVP-kritisch waren oder Politikerinnen und Politiker der ÖVP unterrepräsentiert waren.“ Wörtlich habe Ziegler etwa gesagt, „die Hanni kannst schon zwei, drei Mal reden lassen.“ Ganz generell sei über die Kampagnen und Projekte des Landes „völlig unkritisch berichtet“ worden. Der ORF-Mann gibt zu Protokoll: „Es gab keine journalistische Einordnung.“ Im Gegenteil. Ziegler habe „die Redaktion durch seinen autoritären Führungsstil über Jahre hinweg zu einer ÖVP-freundlichen Berichterstattung gedrängt.“ Nein, da kann man auch in der niederösterreichischen Landespolitik nicht mehr nur von einer „ORF-internen Intrige“ sprechen und einfach zur Tagesordnung übergehen.
Kommen Sie gut durch den Donnerstag!
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