Der Kufsteiner Bergretter Martin Baumgartner (27) wagte die kostenintensive Ausbildung zum Hubschrauberberufspiloten und fliegt jetzt auch durch „seinen“ Wilden Kaiser. Auch die Rettungsfliegerei hat er im Visier.
Die Entscheidung fiel nach einem längeren Gespräch am Küchentisch. „Mach es!“, forderte Martin Baumgartners Vater Thomas seinen jüngsten, damals 20-jährigen Sohn auf. Gemeint hat er damit, dass der gelernte Maschinenbautechniker aus Ebbs beruflich umsatteln solle – vom Maschinenbautechniker zum Hubschrauberpiloten. Wissend, dass die Ausbildung dafür wohl rund 100.000 Euro verschlingen würde. Mit diesem „Mach es!“ sicherte er Martin gleichzeitig die Finanzierung zu.
Als Bergretter Interesse an der Fliegerei bekommen
Bemerkenswert: Die Fliegerei war eigentlich nie ein Kindheitstraum des Ebbsers, der auch bei der Bergrettung Kufstein aktiv ist. „Von den Rettungseinsätzen her hatte ich Heli-Erfahrung. Der Entschluss, den Beruf des Piloten zu ergreifen, reifte erst langsam“, erzählt der heute 27-Jährige. Sein Job bereitete ihm Freude, nach zahlreichen Flügen bei Bergrettungseinsätzen schaute er sich aber immer wieder Flugvideos an. Der Wunsch nach einem Wechsel in die Fliegerei wuchs. Erst vertraute sich Martin seiner Mutter an, dann dem Vater. Die Entscheidung fiel schließlich am besagten Küchentisch.
„Von den Rettungseinsätzen her hatte ich Heli-Erfahrung. Der Entschluss, den Beruf des Piloten zu ergreifen, reifte erst langsam.“
Martin Baumgartner
Im Jänner 2017 begann Martin die Ausbildung an einer Flugschule in Egelsbach in der Nähe von Frankfurt am Main. Nebenbei arbeitete er in seinem angestammten Job in Tirol beim Unternehmen „Seda Innovations“ weiter und war als Bergretter – auch als Einsatzleiter – in Kufstein aktiv. An sein „erstes“ Mal als „Pilot“ unter der Kontrolle des Fluglehrers am Nebensitz im März 2017 erinnert er sich nach wie vor sehr gut. „Das war doch etwas verkrampft“, lacht der Tiroler.
2019 hatte er die Lizenz in der Tasche
Es folgte die Funkerausbildung, die Abwicklung von Notfallverfahren wie etwa die Autorotation – Landung des Helis bei Triebswerksausfall – und der Checkflug: „Da saß der Fluglehrer neben mir und forderte verschiedene Manöver.“ Schließlich der große Moment: Soloflug auf dem Areal der Flugschule! Jetzt war der Ebbser total auf sich alleine gestellt. Die „Übung“ gelang, die Freude darüber fiel riesig aus. Martin setzte die Ausbildung fort, 2018 konzentrierte er sich auf die Theorie. Er schloss sich der Heli Austria Flight Academy von Roy Knaus an, seit Mai 2019 hat er die Berufspilotenlizenz samt Typerating für die Robinson R44 in der Tasche.
Um Flugstunden zu sammeln, charterte er immer wieder eine Maschine dieses Typs und unternahm Rundflüge für Passagiere. Dabei bildete der Wilde Kaiser, wo der Ebbser fast jeden Stein kennt und schon unzählige Bergrettungseinsätze leitete, eines der Hauptziele. So konnte er den Fluggästen sein „Wohnzimmer“ aus der Luft präsentieren. Und er selbst genoss diese ungewohnte Perspektive ebenfalls sehr intensiv.
Große Freiheit (fast) über den Wolken genießen
Im August dieses Jahres hat es geklappt: Martin heuerte als Berufspilot bei der AEROHELI International im deutschen Cottbus an. Jetzt fliegt er regelmäßig durch ganz Deutschland, um Pipelines aus der Luft zu kontrollieren. Die Rettungsfliegerei sei wohl irgendwann sein Ziel. Vorher will er aber die Lizenz zum Fliegen eines Turbinenhubschraubers erwerben. Und er möchte die Freiheit (fast) über den Wolken genießen – in seinem Traumjob im Cockpit.
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