Zum zehnten Geburtstag seiner Wiener Bereitschaftseinheit (BE) spricht Oberst Manfred Ihle über anfängliche Startprobleme nach der Gründung der Truppe, die traumatische Terrornacht und Wünsche für die Zukunft.
„Krone“: Herr Ihle, was ist eigentlich die Bereitschaftseinheit?
Oberst Manfred Ihle: Wir machen Streifendienste, aber in der ganzen Stadt. Wir sind zuständig für alles im öffentlichen Raum, etwa neuralgische Punkte und die öffentlichen Verkehrsmittel. Wir sind rasch verfügbar und treten mindestens in Gruppenstärke, also zumindest zu fünft auf.
Wie kann man sich eure Einsätze vorstellen?
Wir sind da, wo Hilfe gebraucht wird. Baustellen- und Wettbürokontrollen, Tatortsicherung, Sperrkreise. Auch, wenn evakuiert wird, etwa U-Bahnen. Wir unterstützen, wenn bei einem Einsatz rasch eine größere Anzahl an Polizisten gebraucht wird. Wir sitzen aber nicht in der Rossauer Kaserne und warten auf den Einsatz, sondern sind neben dem Streifendienst in den Öffis bei Sondereinsätzen wie der Absicherung des U-Ausschusses oder bei Gerichtsverhandlungen unterwegs. Sobald wir hören, es wird Unterstützung gebraucht, kommen wir ins Spiel.
Bereitet man sich auch auf neue Szenarien vor?
Die Aufgabe ist, uns ständig weiterzuentwickeln. Wir sind auch bei der Blockade durch Klebeaktivisten zuständig oder für Covid-Amtshandlungen. Wenn am Praterstern 30 bis 40 Menschen kontrolliert werden sollen, musst du koordiniert agieren können.
Wie waren die Bedingungen vor zehn Jahren?
Das war herausfordernd. Als die Nacht-U-Bahn eingeführt wurde, wurde es konkret. Wir wussten, wir müssen konzentrierter auftreten. Zu Beginn hatten wir acht Autos und 24 Funkgeräte. Es sollte wenig kosten, von Neuanschaffung war wenig Rede. Unser Beliebtheitsgrad war enden wollend, da alles, was wir hatten, anderen weggenommen wurde. Es gab in Österreich keine vergleichbare Einheit, wir haben bei null angefangen.
Ist es mittlerweile besser?
Aktuell sind wir sehr gut aufgestellt. Mir stehen circa 200 Polizisten zur Verfügung. Die Leute kommen gern zu uns, da sie sich in Sachen Suchtgift, Fremdenrecht und Wienkenntnissen gut weiterentwickeln können. Mittlerweile gibt es in jedem Bundesland eine BE.
Was waren der schönste und schwierigste Moment?
Schön ist die Begeisterung der Jungen bei Erfolgen und generell, wie sie sich reinhauen. Schlimmes gibt es auch, zum Beispiel die Terrornacht. Ich hatte 700 Leute unter meinem Kommando. Es war trotz der schrecklichen Ereignisse schön zu sehen, wie sehr ein jeder den Wienern helfen und beistehen wollten. Zwei Drittel unserer Kollegen kamen aus ihrer Freizeit.
Sind Sie gerne der Chef?
Jeder ist wichtig und muss seinen Beitrag leisten. Ich verlange Disziplin, Hierarchie ist wichtig. Du musst aber da sein und ich helfe gerne, wenn Kollegen etwas brauchen. Sei es Unterstützung bei einer Amtshandlung, eine Schulung, etwas im Gesundheitsbereich, Zeit für Sport.
Was wünschen Sie sich für die Zukunft der Einheit?
Dass die Entwicklung, die wir seit zehn Jahren betreiben, egal ob bei Ausbildung, Ausrüstung etc., so weitergeht. Die Begeisterung und Motivation der Polizisten hat uns so weit gebracht.
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