Nach einem Pandemieschub stellt sich die boomende Chipindustrie wieder auf härtere Zeiten ein. Der US-Halbleiterhersteller Micron schraubt seine Investitionen herunter. Und auch südkoreanische Hersteller fahren ihre Chipproduktion zurück.
Die Ausgaben sollten um 30 Prozent gekürzt werden, sagte Micron-Firmenchef Sanjay Mehrota am Donnerstag bei der Vorlage der Quartalszahlen. Derartige Marktbedingungen wie im Moment habe es noch nie gegeben.
Auch Südkoreas Produktion von Halbleitern ist erstmals seit über vier Jahren gesunken. Wie Daten des nationalen Statistikamts vom Freitag belegen, ist die Produktion im August um 1,7 Prozent gegenüber dem Vorjahr zurückgegangen. Das stellt eine deutliche Kehrtwende dar, nachdem die Halbleiterproduktion noch im Juli um 17,3 Prozent anziehen konnte.
Südkoreaner erwarten Wachstumsdämpfer
Der jetzige Rückgang wird gemeinhin als Zeichen dafür gewertet, dass sich die südkoreanischen Hersteller auf eine deutliche Verlangsamung der globalen Nachfrage einstellen. Als Gründe für die Stagnation der Halbleiterexporte nennt das Statistikamt unter anderem die Lockdown-Maßnahmen in China sowie generelle Bedenken hinsichtlich einer globalen Konjunkturabschwächung, wie die Nachrichtenagentur Yonhap berichtet.
Was uns überrascht hat, ist, wie stark der Rückgang ausfällt.
Micron-Vorstand Sumit Sadana
„Was uns überrascht hat, ist, wie stark der Rückgang ausfällt“, sagte auch der für das operative Geschäft zuständige Micron-Vorstand Sumit Sadana. Für das erste Quartal des Geschäftsjahres rechnet Micron mit einem Umsatz von 4,25 Milliarden Dollar (4,4 Milliarden Euro) plus/minus 250 Millionen Dollar, während Analysten zuvor noch rund 5,62 Milliarden Dollar für möglich hielten.Man hoffe auf eine Trendwende in der zweiten Hälfte des Geschäftsjahres (bis Anfang September).
Zu schaffen macht dem Unternehmen, dass viele Verbraucher und Unternehmen angesichts der weltweiten Inflation Investitionen in neue Smartphones oder Computer auf die lange Bank schieben. Für das Jahr 2022 sei mit einem prozentualen Absatzminus bei Computern im hohen Zehnerbereich zu rechnen, sagte Micron-Manager Sadana. Bei Smartphones dürfte es um einen hohen einstelligen Prozentsatz abwärts gehen.
Industrie wird vielerorts stark gefördert
In Japan steht Micron hinsichtlich Investitionsbremse vor einer speziellen Situation: Dort erhält das Unternehmen von der Regierung Millionen für den Ausbau der Chipproduktion. Mit dem Geld solle die Herstellung von Speicherchips in der Fabrik in Hiroshima gefördert werden, teilte das Handels- und Wirtschaftsministerium mit. Micron bekommt dafür umgerechnet bis zu 330 Millionen Euro.
Japan war einst das weltweit wichtigste Zentrum der Halbleiterproduktion, hat inzwischen aber im Rennen mit Taiwan an Boden verloren. Auch die EU und die USA wollen die Chipindustrie mit milliardenschweren Förderprogrammen stärken.
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