Ein kurzer Tag in Rom, dann steht wieder Wiener Alltag auf dem Programm - sprich, es wartet der Wahlkampf. Während seine sechs Konkurrenten bei der Hofburg-Wahl jedes nur mögliche Interview absolvieren müssen, um ihren Bekanntheitsgrad zu steigern, kann Bundespräsident Alexander Van der Bellen elegant die internationale Bühne nutzen.
Diese Woche Rom. Nächste Woche das Begräbnis der Queen in London. Danach geht es direkt weiter zur UNO-Generalkonferenz in New York. Internationaler Glanz statt nationaler Frust - ein Bonus, den Van der Bellen trotz Wahlkampf nützt.
Türöffner für hochkarätige Unternehmen
„Die Auslandsauftritte sind ein klares Unterscheidungsmerkmal zu den anderen Kandidaten. Die innenpolitische Themenlandschaft ist zudem für Van der Bellen unangenehm, weil sie den generellen Frust befördert“, erklärt Politik-Experte Thomas Hofer den Wert dieser Reisen.
Um den Wahlkampf kürzestmöglich zu unterbrechen, sind die Reisen straff organisiert. In Rom agiert der Bundespräsident als Türöffner für die grüne Wirtschaft. In Begleitung von WKO-Präsident Harald Mahrer und einer hochklassig besetzten Wirtschaftsdelegation - darunter auch das Innovationsgenie Helmut List, der Vorstandsvorsitzende der AVL List in Graz (Motorenantriebforschung).
Erstaunt über konkrete wirtschaftliche Kooperationen
Höhepunkt war das Treffen zwischen dem Energieriesen Enel und den Wirtschaftsbossen. Die Enel-Gruppe gilt mit 15,7 Millionen Kunden als die italienische Nummer 1 bei der Erzeugung und Verteilung von Strom. „Der Termin war nicht nur ein Kaffeekränzchen, sondern es gibt echtes Interesse am Know-how aus Österreich“, zieht Van der Bellen Bilanz. Auch AVL-Chef List war erstaunt, wie konkret die Italiener an wirtschaftliche Kooperationen denken.
Mit Italiens Präsident Sergio Mattarella stand der exorbitante Gaspreis im Mittelpunkt. Mahrer: „Endlich erkennt man europaweit, dass der Gaspreis gedeckelt werden muss. Es gibt Bewegung.“ Zudem sieht Van der Bellen einen möglichen Wahlsieg der rechtspopulistischen Politikerin Giorgia Meloni bei den Parlamentswahlen in Italien am 25. September nicht als Gefahr für Europa. „Europapolitisch müssen wir im Fall eines Wahlsieges von Melonis Partei Fratelli d‘Italia nicht in Panik verfallen“, so der Präsident.
Die Gruppierung ist transatlantisch, sie ist gegen den Angriff Russlands auf die Ukraine und es gibt keinerlei Anzeichen, dass sie aus der europäischen Solidarität ausscheiden will.
Bundespräsident Alexander Van der Bellen
„Aus meinen Gesprächen auf politischer Ebene habe ich den Eindruck, dass alle damit rechnen, dass Fratelli d‘Italia zur ersten Partei aufrückt und Giorgia Meloni Ministerpräsidentin wird. Fratelli d‘Italia ist zwar eine Rechtspartei, sie vertritt aber nicht Positionen anderer Rechtskräfte in Europa. Die Gruppierung ist transatlantisch, sie ist gegen den Angriff Russlands auf die Ukraine und es gibt keinerlei Anzeichen, dass sie aus der europäischen Solidarität ausscheiden will“, betonte Van der Bellen in Rom.
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