Die schwarzen Zahlen der Zillertalbahn mit Passagierplus und boomendem Holztransport werden überschattet, weil die Millionen-Pläne für einen revolutionären Antrieb stocken. Folgt eine biedere Oberleitungs-Lösung, nachdem vor einem Jahr noch große Hoffnungen gehegt wurden?
Gemischte Gefühle bei den Verantwortlichen der Zillertalbahn nach der Hauptversammlung in Mayrhofen. „Ja“, schnaufte Aufsichtsratschef Franz Hörl, „die Debatte um den Wasserstoffantrieb überdeckt die gute Arbeit“.
Zahlen belegen „gute Arbeit“
Erfreulich: Seit 2015 ist man stets im Plus, der Jahresüberschuss stieg 2021 um 47 Prozent auf 649.000 Euro. Parallel dazu übertreffen die Holztransporte der Fügener Firma Binder (Start im Mai 2021) alle Erwartungen. „4649 Güterwaggons bewirkten in einem Jahr auch eine Einsparung von 19.000 Lkw-Fahrten“, betonte der technische Vorstand Helmut Schreiner. Zudem stiegen die Passagierzahlen nach dem Pandemie-Einbruch um 63 Prozent auf 2,35 Millionen. „Keine andere Privatbahn hatte einen so hohen Zuwachs. Wir liegen fast wieder auf dem Niveau vor Corona“, blickte der kaufmännische Vorstand Wolfgang Stöhr auf die Statistik.
Im besten Fall ist nun ein Start Ende 2026 möglich
Mehr als ein großer Wermutstropfen ist das Megaprojekt Wasserstoffantrieb. Wie berichtet sollten dafür 75 Millionen Euro in die Züge und 100 Millionen Euro in die Infrastruktur fließen. Die Tourismusverbände erhöhten deshalb nach mühevollen Debatten sogar die Ortstaxe um 1,25 Euro.
Oberleitung als Plan B löst Ärger aus
Nun aber droht im besten Fall die Verzögerung auf Ende 2026, im schlechteren Fall die völlige Entgleisung! Bei Aufsichtsratschef Hörl verfinsterte sich die Miene: „Ich hatte mit LHStv. Geisler einen Termin bei Ministerin Gewessler. Da tauchte die Variante auf, dass doch eine Oberleitung kommt. Der Wasserstoff sollte eher für die Industrie verwendet werden.“
Auch LHStv. Ingrid Felipe und die Experten im Landhaus hätten das Risiko der neuen Technologie betont. „Es wird eher nach Gründen gesucht, warum es nicht geht“, bedauert Vize-Aufsichtsratschef Dominik Mainusch. Schreiner ist aber überzeugt, dass die Schweizer Firma Stadler Top-Züge anbietet: „Die ersten werden im September auf einer Messe präsentiert, fahren bald in den USA.“
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