Fast 15 Jahre lang sorgte das „Local“ unter den Wiener Stadtbahnbögen in Spittelau als Bühne für Newcomer und auch arrivierte Musiker zwischen Blues, Jazz, Rock und Singer/Songwritertum für Furore. Nun muss „Wiens Wohnzimmer für Livemusik“ für immer schließen. Ein herber Verlust für die einheimische Kulturszene. Die Verantwortlichen sind gefordert.
Für Stammgäste und Liebhaber heimischer Musik kam die Nachricht am Sonntagabend wie ein Keulenschlag. „Local“-Betreiber Christian Becker gab in wenigen, aber sentimentalen Worten das Ende des kultigen Lokals bei den Spittelauer Stadtbahnbögen bekannt. „Das sprichwörtliche Ende mit Schrecken für einen der letzten Liveclubs in Wien ist nicht zu verhindern. Nach knapp 15 Jahren und Tausenden Veranstaltungen ist es wirtschaftlich nicht mehr weiter möglich, den zur Institution gewordenen Club weiterzuführen“, wird er auf der Lokal-Homepage zitiert, „am vergangenen Freitag wurde durch die Rechtsvertretung unserer Firma der Konkursantrag beim Handelsgericht eingebracht und alle diesbezüglich notwendigen Schritte sind nunmehr in die Wege geleitet“.
Corona-Pandemie als Ursache
Als Grund für das, für viele abrupte, Aus gibt Becker mehrere Komponenten bekannt. Etwa die geringe Auslastung und Buchungslage, zahlreiche kurzfristige Absagen von Veranstaltungen aus gesundheitlichen Gründen und die dadurch fehlenden Perspektiven für eine erfolgreiche Weiterführung. Wie ein roter Faden zieht sich freilich die Corona-Pandemie als Ursache für das Ende durch alle weiterführenden Gründe. So wurden mit März 2022 die Corona-Hilfszahlungen eingestellt, was einen nicht mehr ausgleichbaren Einschnitt für die Lokalität bedeutete. Zudem setzt die Stadt Wien seit Ausbruch der Pandemie zunehmend auf Konzerte mit freiem Eintritt, die es Musikbegeisterten immer schwerer machen, für Indoor-Shows in Lokalen Eintritt zu bezahlen.
„Etwas mehr Aufmerksamkeit und Achtsamkeit gegenüber kleinen Veranstaltungsstätten wie der unseren wäre in vielerlei Hinsicht erfreulich gewesen“, führt Becker weiter fort, „ich nehme die Realität allerdings zur Kenntnis und sehe nun, dass der jahrelange Einsatz sich in diesem Zusammenhang am Ende des Tages leider nicht als erfolgreich erwiesen hat“. Das „Local“ stand seit Mai 2008 federführend für die Undergroundmusikszene Wiens, in der sich von Blues über Jazz bis hin zu Singer/Songwritern und Weltmusikern alles getroffen hat, was mit Leidenschaft und Enthusiasmus für die Musik lebte. Auch nationale und internationale Größen wie Willi Resetarits, Karlheinz Hackl, Wolfgang Ambros, Marco Mendoza oder Kip Winger machten dem Club gerne ihre Aufwartung.
Mangelnde Unterstützung
Durch die gute öffentliche Erreichbarkeit, das sympathische Personal und die leidenschaftliche Hingabe der Betreiber hatte das „Local“ in Musiker- und Musikbegeistertenkreisen über all die Jahre einen ganz besonderen Platz im kulturellen Herzen Wiens. Viele Nachwuchsbands und -musiker machten dort ihre ersten Live-Schritte und starteten unter den Stadtbahnbögen respektable Karrieren. Das Ende des „Local“ ist nicht nur pandemie-, sondern auch inflationsgetrieben. „Die steigenden Miet- und Betriebskosten, Forderungen für Energie und Waren u.v.a. sind weitere zu erwähnende Posten, die in der momentanen Situation, in naher Zukunft und in der geforderten Höhe nicht mehr erwirtschaftet werden können“, so Becker, „Wiens Wohnzimmer für Livemusik ist Geschichte.“ Das tragische Ende des „Local“ dient zugleich als Aufruf und Mahnung für die Verantwortlichen, sich für die vielseitige Kulturszene in Wien einzusetzen …
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