„Date Rape“

Mehr Übergriffe bei Dating-App-Treffen in Pandemie

Web
27.07.2022 10:06

Sexuelle Übergriffe bei Dates, die über Apps wie Tinder & Co. verabredet wurden, haben in der Corona-Pandemie offenbar zugenommen. Das zeigen Recherchen des investigativen Recherche-Formats „Vollbild“ vom SWR. Eine Umfrage unter mehr als 600 Beratungsstellen in Deutschland ergab demnach, dass viele der Einrichtungen in den vergangenen beiden Jahren vermehrt Meldungen zu Übergriffen bei Dating-App-Treffen erhielten.

Beim Frauennotruf Kiel haben sich etwa seit Beginn des ersten Lockdowns im Frühjahr 2020 mindestens 100 Betroffene sexualisierter Gewalt nach Verabredungen über eine Dating-Plattform beraten lassen. „Vereinzelt hat es diese Fälle schon vor Pandemiebeginn gegeben, in der Konzentration ist es jedoch auffällig, dass seit 2020 ein enormer Anstieg zu beobachten ist“, wird Natalie Wiemers, Beraterin beim Frauennotruf Kiel, in einer Mitteilung des SWR zitiert.

„Corona hat das Ganze einfach nochmal verstärkt und verschärft, da es durch den Lockdown nicht mehr möglich war, sich an neutralen Orten zu treffen“, bestätigt Emma Leonhardt vom Frauennotruf Mainz. Auch das „Einsamkeitsgefühl“ habe demnach während der Pandemie zugenommen. „Diese beiden Faktoren haben begünstigt, dass Online-Dating nochmal einen neuen Stellenwert eingenommen hat - und Date Rape leider auch“, so Leonhardt.

Übergriffe nicht statistisch erfasst
Den Behörden ist das Phänomen offenbar unbekannt: Offizielle Statistiken dazu existieren in Deutschland bisher nicht, wie Anfragen des Senders bei verschiedenen Bundesministerien und Polizeien ergaben. Aus dem Bundeskriminalamt hieß es: „Dem Bundeskriminalamt (BKA) liegen hierzu keine Informationen vor. In der Polizeilichen Kriminalstatistik werden keine separaten Daten zu Taten ausgewiesen, die über Dating-Plattformen stattgefunden haben.“

„Vollbild“-Interviews mit Betroffenen und Expertinnen legen zudem nahe, dass viele Übergriffe bei Dating-App-Treffen gar nicht zur Anzeige gebracht werden. „Viele befürchten, dass ihnen nicht geglaubt wird“, berichtet Christina Clemm, die als Fachanwältin für Familien- und Strafrecht in Berlin seit mehr als 25 Jahren Opfer sexualisierter Gewalt vertritt.

„Viele wissen, dass diese Verfahren relativ mühselig sind für die Betroffenen. Viele haben auch Angst anzuzeigen, weil sie vermuten, dass es dann Rache gibt oder Vergeltung durch die Täter. Viele schämen sich, trauen sich nicht, das zu offenbaren. Und viele brauchen auch einfach relativ lang, um das so richtig für sich zu realisieren, was da eigentlich geschehen ist.“

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