US-Experte im Talk:
„Als Nächstes werden Homosexuelle eingeschränkt“
In einer hitzigen Debatte rund um die jüngste Entscheidung des obersten Gerichts in den USA, die Abtreibungen erheblich erschwert, erklärt US-Anwalt Robin Lumsden, dass es wohl nicht bei dieser Änderung bleiben wird. Einer der Richter habe in Aussicht gestellt: „Jetzt wurde einmal mit den Abtreibungen begonnen und als Nächstes kümmern wir uns um die ‚Gay Rights‘“, also um die gleichgeschlechtliche Partnerschaft. Absurd: Auch die Verhütung zwischen Eheleuten soll in Zukunft eingeschränkt werden ...
So seien nämlich neben der Entscheidung des Obersten Gerichts, das die Abtreibungen in den USA erheblich erschwert, auch „Zusatzsätze“ angeführt, die laut dem renommierten Juristen Lumsden „sehr kritisch sind“. Die Richter hätten darin nämlich den Bundesstaaten „die Rutsche gelegt“, auch andere Themen - wie LGBTQI-Rechte - anzugehen und einzuschränken.
Abtreibungsgegner sieht „neue, große Bewegung“ aufkommen
Der Abtreibungsgegner Ludwig Brühl lässt mit seiner Meinung aufhorchen. Für ihn sei die Entscheidung des Supreme Court „ein großer Erfolg“ für die „Demokratie, die Gerechtigkeit und für Frauen und Kinder“, denn in seinen Augen hatten die USA ein „extremistisches Abtreibungsregime“. Er sieht nun eine „neue, große Bewegung“ aufkommen und freut sich, die Frauenrechte nun geschützt zu sehen. „Auch das Ungeborene hat ein Recht auf Leben“, sagt der Organisator der ultrakonservativen Bewegung „Marsch fürs Leben“.
„Warum wollen Männer über meinen Körper bestimmen?“
Für die Journalistin Annie Müller Martínez ist dieser Denkansatz „absurd“. Für sie sei es unvorstellbar, dass jemand - in diesem Fall das Oberste Gericht - über den Körper der Frauen bestimmt und in einem so belastenden Fall wie einer ungewollten Schwangerschaft jegliche Optionsmöglichkeiten nimmt. Wer die Kinder austragen müsste, soll auch entscheiden dürfen. „Das Urteil der US-Gerichte hat nichts mit Gerechtigkeit zu tun“, so Müller Martínez. Frauen würden dadurch in die Illegalität getrieben, was sie massiv in Gefahr bringe.
„In Österreich breiter Konsens, dass Abtreibungsregel unantastbar ist“
Jurist Lumsden führt aus, dass drei Viertel der Amerikaner für die Beibehaltung der Abtreibungsregelung wären. Ob ein ultrakonservativer Trend auch nach Österreich überschwappen könnte? „Dieses Problem sehe ich nicht“, sagt Lumsden. In Österreich gebe es einen „breiten Konsens, dass die aktuelle Regel der Abtreibungen unantastbar ist“, erklärt der Anwalt.
Der Talk mit Katia Wagner geht in eine Sommerpause! Sehen Sie bald zu selber Zeit - jeden Mittwoch um 20.15 Uhr - die „krone.tv Sommergespräche“. Das Team wünscht einen schönen Sommer!
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