Eisiges Klima zwischen Russland und Litauen: Der baltische Staat mit drei Millionen Einwohnern hat damit begonnen, den Schienenverkehr in die russische Exklave Kaliningrad einzuschränken. Vor allem der Güterverkehr ist betroffen, Passagierzüge dürfen noch durch. Bei der Durchreise versucht Litauen, Putins Zensur etwas entgegenzusetzen: Gratis-WLAN gibt es nur, wenn man sich vorher Fotos russischer Gräueltaten in der Ukraine ansieht.
Das berichtet „Sky News“-Reporter Adam Parsons, der sich die Lage vor Ort angesehen hat. Dem Lokalaugenschein zufolge trifft die in Russland als „Blockade“ bezeichnete Maßnahme vorrangig sanktionierte Güter - etwa Baustoffe oder Kohle. Die russische Regierung hat mit Gegenmaßnahmen gedroht. In Litauen sorgt das für Nervosität, doch die Einschränkungen bleiben bislang aufrecht.
Personenverkehr nach Kaliningrad weiterhin aufrecht
Passagierzüge aus Moskau dürfen derweil noch durch. Die Strecke führt sie über das weißrussische Machtzentrum Minsk und Litauens Hauptstadt Vilnius nach Kaliningrad. An der litauischen Grenze halten die Züge zur Zollkontrolle. Früher seien die Passagiere ausgestiegen, um sich die Beine zu vertreten. Heute blieben sie lieber im Zug sitzen, berichtet Parsons.
Wer WLAN will, muss Gräueltaten in der Ukraine ansehen
Der „Sky“-Reporter hat am Grenzübergang zudem eine interessante Maßnahme gegen die russische Zensur beobachtet: Russen, die das Gratis-WLAN am Bahnhof nutzen wollen, müssen sich Fotos russischer Gräueltaten in der Ukraine ansehen, bevor sie online gehen dürfen. Auch Plakate mit den Bildern wurden am Bahnsteig aufgehängt - gleich neben einem Info-Plakat, mit dem auf das kostenlose WLAN-Angebot hingewiesen wird.
Staatliche russische Medien werden streng zensiert
Der Hintergedanke: Viele Russen wissen aufgrund der Zensur in russischen Medien gar nicht im Detail, was in der Ukraine vorgeht - der Kreml spricht bis heute von einer „militärischen Spezialoperation“ und vermeidet das Wort „Krieg“. Unabhängige Informationen im Internet sind in Russland schwer zu bekommen: Westliche Nachrichtenmedien wie die britische BBC sind gesperrt und nur noch mit Hilfsmitteln, etwa VPN-Netzwerktunneln, erreichbar.
Auch Hacker sagen Russlands Zensur den Kampf an
Doch die russische Zensurbehörde Roskomnadzor kann nicht alles verhindern: Seit Kriegsbeginn gelang es Aktivisten immer wieder, Putins Propaganda zu unterlaufen. Hacker schleusten Informationen aus der Ukraine in Streaming-Dienste, Online-Medien und Fernsehsender ein. Sie ließen vernetzte Drucker Botschaften gegen Putins Krieg in der Ukraine ausspucken, platzierten Putin-Beleidigungen auf Displays von Elektroauto-Ladesäulen und torpedierten Putin-Auftritte im Staats-TV.
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