Stehen in keiner Liste

Die geheimen Großrechner der Spione und Militärs

Elektronik
15.06.2022 06:01

Welches Land hat den mächtigsten Supercomputer? Wer Antworten auf diese Frage sucht, landet über kurz oder lang bei der offiziellen Top500-Liste der potentesten Großrechner der Welt. Doch diese Liste ist längst nicht vollständig, verrät der Informatiker, der sie betreut.

Jack Dongarra hat erst kürzlich an der jüngsten Auflage der Top500-Liste mitgewirkt, und erstmals landete mit dem US-System Frontier - siehe Video - ein Supercomputer mit einer Rechenleistung im Exaflops-Bereich (eine Trillion Gleitkommaberechnungen pro Sekunde) an der Spitze. Doch im Gespräch mit dem Wissenschaftsmagazin „New Scientist“ gesteht Dongarra ein, dass die mächtigsten Computer der Welt vielleicht gar nicht im Ranking auftauchen.

Wer in die Liste will, muss Benchmark-Resultat einreichen
Gelistet wird nämlich nur, was eingereicht wird - und das ist längst nicht bei jedem System der Fall. Um in die Top500-Liste aufgenommen zu werden, müssen die Betreiber den Benchmark-Test „LINPACK“ ausführen und das Ergebnis übermitteln. Die Rechenleistung wird in Flops, also in Gleitkommaberechnungen pro Sekunde, gemessen. Auf dieser Basis wird dann das Top500-Ranking erstellt.

Allerdings lassen sich Geheimdienste und Militärs ungern in die Karten schauen. Sie melden ihre Systeme nicht an die Macher der Top500-Liste - und operieren mit ihren Großrechnern „unter dem Radar“. Aber auch private Unternehmen, die Supercomputer für interne Zwecke nutzen, beteiligen sich oft nicht. Selbst rein wissenschaftlich genutzte Supercomputer tauchen teils nicht in der Liste auf - etwa das Blue-Waters-System des National Center for Supercomputing Applications der USA.

Nicht jeder Supercomputer brilliert bei „LINPACK“
Während bei Streitkräften und Geheimdiensten naturgemäß aus Gründen der nationalen Sicherheit nichts über die Supercomputer ausgeplaudert wird, haben Forschungseinrichtungen und Privatunternehmen andere Gründe. Nicht jeder Supercomputer schneidet im „LINPACK“-Benchmark gut ab: Es gibt mächtige Systeme, die für eine ganz bestimmte Aufgabe konstruiert wurden und in allgemeinen Benchmark-Tests nicht besonders gut abschneiden. Hier verzichten die Betreiber bewusst darauf, sich dem Vergleich zu stellen.

Manche Betreiber übermitteln auch nur dann Ergebnisse, wenn sie sich von der Nennung in der Liste Vorteile versprechen. So gibt es seit Monaten Hinweise darauf, dass China zwei Supercomputer mit Exascale-Leistung hat, allerdings gibt es keinerlei offizielle Angaben zu den Maschinen. Dass die Großrechner existieren, geht etwa aus wissenschaftlichen Veröffentlichungen hervor, in denen die Rechenmethodik skizziert werden muss. Geheime Großrechner, die nicht in der Top500-Liste auftauchen, dürfte es aber auch in anderen Ländern wie den USA geben.

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