24.02.2022 11:00 |

Panosch im Interview

„Wir werden Putins Einmarsch nicht stoppen können“

Martin Panosch ist Ex-SPÖ-Politiker, Versicherungsmanager und Honorarkonsul der Ukraine in Salzburg. Er und sieben Kollegen haben den hochkochenden Konflikt zwischen der Ukraine und Russland zum Anlass genommen und einen Brief an das Konsularische Korps in Salzburg verfasst; vor allem aber an ihren russischen Konsul-Kollegen Sergej Maguta - bisher ohne Antwort. Die „Krone“ hat Panosch am Tag vor der Invasion durch Wladimir Putin zum Interview getroffen.

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Die „Salzburg Krone“ traf Martin Panosch am Mittwoch, dem 23. Februar, zum Interview. Bereits in der Nacht auf Donnerstag übertraten russische Militärs die ukrainischen Grenzen in noch größerem Ausmaß als zuvor in den unabhängig erklärten Gebieten Donetsk und Luhansk. In zahlreichen ukrainischen Städten schlugen zudem Raketen ein. Der von Martin Panosch angesprochene Einmarsch Putins in die Ukraine ist zur Zeit im Gange.

Herr Panosch, weshalb das Schreiben an ihren russischen Kollegen Maguta?
Es war uns allen ein Anliegen. Wir werden Putins Einmarsch in den Donbas nicht mehr stoppen, aber jeder von uns kann aufstehen, wenn die Rechtsstaatlichkeit in Gefahr ist oder die Demokratie bedroht ist.

Sie fordern im Brief „Kommunikation statt Konfrontation“, haben Sie schon eine Antwort bekommen?
Nein, aber uns verbindet das Bemühen, dass wir einander immer respektvoll begegnen. Er wird sicherlich nicht von der Kreml-Linie abweichen, dessen bin ich mir bewusst.

Wie sehen Sie die aktuelle Entwicklung in der Ukraine?
Es ist seit Jahren eine gewisse Resilienz vorhanden. Die Menschen gehen zwar wie gewohnt ins Kino oder Essen - das ändert sich aber, je weiter man in den Osten kommt. Im wirtschaftlich bedeutenden Mariupol ist der Krieg sehr nahe. Ich selbst war zuletzt im Herbst in Kiew, seitdem aber immer wieder per Videokonferenz verbunden.

Wie geht es den 500 Auslandsukrainern in Salzburg?
Europäische Medien berichten teils sehr deutlich. Viele sind entsetzt über die Schmierenkomödie von Wladimir Putin. Die Auslandsukrainer sehen das nicht so entspannt wie die Ukrainer im Land.

Wie steht es um die politischen Bestrebungen seit 2019?
Das „Schurkenstaat“-Image, das stark von Putin geschürt wurde, will man ablegen. Die Ukraine ist bemüht und will der Welt zeigen, dass sie den Weg zu einer lebendigen Demokratie eingeschlagen hat. Man setzt viel in Bewegung, um auf europäische Standards zu kommen. Es ist eine lebendige Demokratie, das zeigen auch die Wahlen. Im ukrainischen Parlament „Werchowna Rada“ sitzen sicher auch nicht mehr Abgeordnete des rechten Randes als im österreichischen Parlament.

Glauben Sie, überlebt die Ukraine das alles?
Putins Aktionen haben die Ukraine auch gestärkt - unbewusst. Viele sind durch die Vielzahl an Konflikten zu glühenden Ukrainern geworden.

Der Jurist Martin Panosch (54) war bis 2013 Berufspolitiker, unter anderem SPÖ-Vizebürgermeister in der Stadt Salzburg. Heute ist Panosch Landesdirektor der „Wiener Städtischen Versicherung“ und sitzt im Aufsichtsrat von drei ukrainischen Versicherungen. 2016 wurde der Vater von vier Kindern zum Honorarkonsul der Ukraine ernannt.

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