Von Zirkus entsorgt

Vier Tiger seit 15 Jahren in Zugwaggon eingesperrt

Tierecke
17.02.2022 08:54

Nach 15 Jahren in einem zurückgelassenen Zugwaggon in der Provinz San Luis im Nordwesten Argentiniens gibt es nun Hoffnung für vier Tiger: Ein Vier Pfoten“-Team um den weltweit durch zahlreiche Rettungsaktionen bekannten Tierarzt Dr. Amir Khalil arbeitet unermüdlich daran, die Tiere bald aus ihrem Gefängnis zu befreien. Ein Wanderzirkus hatte 2007 einen Bauern vor Ort gebeten, sich sechs Monate lang um den heute 18-jährigen männlichen Tiger und die 15-jährige Tigerin zu kümmern. Der Zirkus kehrte jedoch nie mehr zurück.

Die Privathaltung von Wildtieren ist in Argentinien illegal, daher informierte der Bauer, der sich nach bestem Gewissen um die Tiger kümmerte, die Behörden zunächst nicht. Da die Tiere nicht sterilisiert sind, wurden über die Jahre Junge geboren. Mittlerweile leben die Tiger zu viert im Zugwaggon. Als die Behörden 2021 auf die unzureichenden Haltungsbedingungen der Tiger aufmerksam wurden, suchten sie nach einer Lösung: Ein „Vier Pfoten“-Team wird in den kommenden Wochen auf Einladung des Ministeriums für Umwelt und Nachhaltige Entwicklung nach Argentinien reisen, um die Tiger in das von der Tierschutzorganisation geführte „Lionsrock“ Großkatzenschutzzentrum in Südafrika zu bringen.

Fakten

  • Weltweit gibt es nur noch etwa 3900 Tiger in freier Wildbahn.
  • Der kommerzielle Handel mit Großkatzen floriert.
  • Lebende Tiger werden in die ganze Welt verschifft, um als Haustiere gehalten und zur menschlichen Unterhaltung in Zirkussen, Zoos oder für bezahlte Interaktionen missbraucht zu werden.
  • Tiger und andere Großkatzenarten werden wegen ihrer Haut, ihres Fells, ihrer Knochen und ihrer Zähne getötet.
(Bild: Vier Pfoten)

„Die Tiger lebten jahrelang verdreckt zwischen Exkrementen, Fleisch- und Knochenresten. Inzwischen wurde der Zugwaggon glücklicherweise gereinigt. Tiger müssen umherstreifen, rennen, spielen und baden können. Eingesperrt auf 75 Quadratmetern können sie nur ein paar Schritte vor- und zurückgehen. Das ist kein würdiges Leben für diese Tiere. All die Jahre auf solch kleinem Raum haben mit Sicherheit sowohl ihre geistige als auch ihre körperliche Gesundheit beeinträchtigt. Wir haben jetzt die Möglichkeit, sie zu retten, und das werden wir auch tun“, sagt „Vier Pfoten“-Tierarzt Dr. Amir Khalil, der die Rettungsmission leitet.

Zitat Icon

Durch die Rettung dieser vier Tiger schaffen ein Bewusstsein dafür, dass alle Tiere weltweit mit Respekt, Empathie und Verständnis behandelt werden müssen.

„Vier Pfoten"-Vorstandsvorsitzender Josef Pfabigan

„Vier Pfoten“ hat eine mittlerweile jahrzehntelange Erfahrung in Wildtierrettungen und -transfers. Wildtiere leiden auf der ganzen Welt „Missstände erkennen, Tiere in Not retten und sie beschützen - dieser Ansatz bestimmt unsere Arbeit. Indem wir Tiere wie diese Tiger retten und darüber sprechen, decken wir systemische Probleme und rechtliche Unzulänglichkeiten auf. Wir schärfen das Bewusstsein dafür, warum diese Themen wichtig sind. Ein Beispiel für eine solche Verbindung ist unsere aktuelle Kampagne ‚Break the Vicious Cycle‘, die aufzeigt, dass die illegale Haltung von Großkatzen Realität ist und ein Problem darstellt“, sagt „Vier Pfoten“-Vorstandsvorsitzender Josef Pfabigan.

Ein Zirkus ließ die Tiere einfach zurück. (Bild: "Vier Pfoten", Hristo Vladev)
Ein Zirkus ließ die Tiere einfach zurück.

„Lionsrock“: Ein artgemäßes Zuhause
Das „Lionsrock“-Großkatzenschutzzentrum in der Nähe von Bethlehem, Südafrika, bietet über 100 geretteten Tieren ein artgemäßes, lebenslanges Zuhause. Der Großteil der Tiere sind Großkatzen, welche die Tierschutzorganisation aus kriegszerstörten Zoos, Zirkussen, Privatbesitz und der Gatterjagd gerettet hat und die nicht wieder in die Freiheit entlassen werden können. Der Lebensraum ist naturnah und fördert natürliche Verhaltensweisen unter höchsten Standards, so wie auch die medizinische Versorgung der Tiere und die Sicherheitsstandards der Gehege. In „Lionsrock“ ist die Jagd, der Handel und die Zucht von Großkatzen strengstens verboten. Ebenso Interaktionen zwischen Wildtieren und Besuchern.

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