Unternehmen warten ab

Pflicht weg, aber Schweizer bleiben im Homeoffice

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04.02.2022 14:48

Auf Pochen der Wirtschaftsverbände hat der Schweizer Bundesrat am Mittwoch die Homeoffice-Pflicht aufgehoben. Unternehmen lassen sich allerdings Zeit, ihre Mitarbeiter wieder ins Büro zu holen - wenn sie es überhaupt tun. Hört man sich bei großen Schweizer Arbeitgebern um, so scheinen sie von der wiedererlangten Teil-Freiheit vorerst noch wenig Gebrauch zu machen.

Das gilt gerade in Bezug auf die vom Verband genannten persönlichen Treffen: „Meetings und Veranstaltungen (etwa Schulungen) finden nach wie vor nach Möglichkeit virtuell statt“, heißt es etwa bei der Post. Auch die Credit Suisse gibt an, sie empfehle ihren Mitarbeitenden, weiterhin auf physische Meetings zu verzichten. Konkurrent Raiffeisen klingt sogar noch etwas entschiedener: „Auf physische Meetings soll, wenn immer möglich, verzichtet werden“, heißt es dort.

Auch aus den meisten anderen Antworten, der durch die Nachrichtenagentur AWP befragten Unternehmen, geht hervor, dass sie die Aufhebung der Homeoffice-Pflicht aktuell nicht als Antrieb sehen, ihre Mitarbeiter ins Büro zurückzuholen. Im Gegenteil sogar: Sie betonen, es bestehe schließlich weiterhin eine Empfehlung, der zu folgen sei. „Auch wenn die Homeoffice-Pflicht nicht mehr gilt, empfehlen wir unseren Mitarbeitenden weiterhin, im Homeoffice zu arbeiten“, schreibt etwa die Swisscom - und so klingt es bei vielen.

Mitarbeiter wünschen sich „hybrides Modell“
Selbst wenn der Bundesrat in einem nächsten Schritt auch die Homeoffice-Empfehlung aufhebt, dürften noch lange nicht alle Angestellten großer Schweizer Unternehmen wieder ins Büro zurückkehren. Denn viele Arbeitgeber haben in der Zeit der Pandemie festgestellt, dass ihre Mitarbeiter gerne im Homeoffice arbeiten und auch ihre Produktivität nicht leidet. Bei der UBS etwa wird die Arbeit von zu Hause aus laut einer Sprecherin „weiter eine wichtige Rolle einnehmen“.

Interne Umfragen hätten ergeben, dass sich die Mitarbeiter der Bank künftig ein hybrides Modell wünschten. Dieses Feedback habe die Großbank ernst genommen und biete deshalb künftig einen Mix aus Arbeit vor Ort und im Homeoffice an. „Damit werden wir auch als Arbeitgeber attraktiver und für ein breiteres Spektrum von Bewerberinnen und Bewerbern interessant, zum Beispiel für berufstätige Eltern oder Personen in Aus- und Weiterbildung“, so die Sprecherin.

Flexible Arbeitsmodelle
Flexible Modelle sind in der Zeit der Pandemie auch bei vielen anderen großen Arbeitgebern entstanden, etwa bei der Credit Suisse, der Raiffeisen, bei Novartis oder Swisscom. Bei den neuen Arbeitsmodellen mit Titeln wie „The Way We Work“, „FlexWork“ oder „Choice with Responsibility“ können die Mitarbeiter, die für ihre Arbeit nicht an einem bestimmten Arbeitsplatz gebunden sind, in Absprache mit ihren Vorgesetzten einen Teil (in der Regel maximal 80 Prozent) ihrer Arbeitszeit von zu Hause aus leisten.

Mitunter erschwerte Bedingungen im Homeoffice
Obwohl sich der Ansturm auf die Schweizer Büros aktuell in Grenzen hält, dürften sich die Gänge, Büros und Kaffeeräume in Geschäftsgebäuden wohl bald wieder deutlich beleben. Denn während die einsamen Wölfe unter den Mitarbeiter im Homeoffice durchaus in ihrem Element waren, wollen andere ihre Kollegen endlich wieder treffen. „Die Mitarbeitenden von Zurich Schweiz freuen sich darauf, bald freiwillig und zeitweise an den Arbeitsplatz zurückzukehren“, schreibt eine Sprecherin des Versicherers, der schon seit 2015 hybride Arbeitsmodelle kennt.

Und eine Sprecherin von Novartis spricht ein weiteres Problem an: Nicht jedermann hat ein gut ausgerüstetes Büro zuhause oder kann ungestört im Homeoffice arbeiten. Man sei froh, „dass Mitarbeitende, welche nur unter erschwerten Bedingungen im Homeoffice arbeiten können, wieder die Möglichkeit haben, ins Büro zu kommen“, so die Sprecherin.

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