Guten Morgen

28-Seiten-Protest | Atom-Deal

Es ist wirklich ein erschreckendes Szenario: Die EU versucht zwar, den so klimaschädlichen CO2-Ausstoß durch das Zurückdrängen von Gas, Kohle und Öl bei Wärme- und Energiegewinnung massiv zu verringern. Setzt dabei aber gleichzeitig stark auf die Kernenergie. Die mit Abstand riskanteste Energiegewinnungsmethode mit dem Potenzial, die Welt und Menschheit jahrtausendelang größter Gefahr auszusetzen. Und wir dachten uns, nach Tschernobyl und Fukushima sei die Atomkraft abgemeldet. Die Renaissance der Atomkraft sorgt in weiten Teilen Europas nur für mäßige Aufregung. Wenigstens in Österreich, seit der Anti-Zwentendorf-Abstimmung jahrzehntelang Hort größter Kernkraft-Ablehnung, lässt man es sich nicht einfach gefallen, wenn in Brüssel am Silvestertag wenige Stunden vor Mitternacht noch schnell die neue Strategie auf den Weg gebracht wird, Atomkraft als grün und nachhaltig und damit förderungswürdig einzustufen - über die Taxonomie. Dieses Klassifizierungssystem bestimmt, welche wirtschaftlichen Aktivitäten als nachhaltig und damit förderungswürdig einzustufen sind. Bis gestern mussten die eventuellen Einwände der Länder zu dieser Taxonomieverordnung nach Brüssel expediert werden. Österreich formulierte seinen Atom-Protest auf 28 Seiten. Darin wird kritisiert, dass der Entwurf in völligem Widerspruch zu den ambitionierten Klimazielen stehe. Denn diese zeichne Investitionen aus, die uns unseren Umweltzielen näherbringen, dabei aber keine Schäden anrichten. Und eben das sei bei Atomkraft so gar nicht der Fall. Aber bleibt Österreich mit dieser Position womöglich allein auf europaweiter Flur?

Atom-Deal. Atomkraft-Skepsis gibt es freilich nicht nur in Österreich. Auch Portugal, Spanien, Irland, Luxemburg, Dänemark und Deutschland sind gegen die Atomkraft in der Taxonomie. Europaministerin Karoline Edtstadler (ÖVP) setzte gestern ihre Gespräche zu dem Thema in Paris fort, Klimaschutzministerin Leonore Gewessler (Grüne) bekräftigte erneut, dass Österreich klagen werde, wenn die EU-Kommission ihre Pläne tatsächlich so in die Tat umsetzt. Fraglich bleibt allerdings, ob bei diesem Schritt auch andere Staaten mitziehen würden. Auch wenn - wie die „Krone“ heute im Samstags-„Wirtschafts-Magazin“ ausführlich berichtet, die Kernenergie weder grün, noch wirtschaftlich ist. AKW sind zu teuer: Neben exorbitanten Sanierungskosten ist auch der laufende Betrieb zu kostspielig. Franz Angerer, Chef der heimischen Energieagentur weiß: „Atomkraft ist die einzige Energiegewinnung mit negativer Lernkurve: Jede neue Anlage ist teurer als die vorige, während speziell Wind- und Solarstrom immer billiger erzeugt werden.“ Doch bei der EU, die sich zuletzt so für ihren „Green Deal“ brüstete, scheint sich stattdessen in Wahrheit gerade ein gigantischer Atom-Deal anzubahnen.

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