Heldinnen des Jahres

Drei Frauen, die täglich Leben retten

Österreich
24.12.2021 11:15

Sie stehen an vorderster Front in der Pandemiebekämpfung, erleben Leid, Krankheit und Tod. Die „Krone“ hat drei Frauen für ihre Leistungen als „Heldinnen des Jahres“ ausgezeichnet.

Jeder, der mit Corona infiziert ist, landet in der Schleuse. Um niemand anderen im Spital anzustecken, werden Covid-Patienten nur hier aufgenommen. Solche, die sich selbst ins Krankenhaus einweisen lassen, weil sie ein wenig husten. Und solche, die kaum noch Luft kriegen und bereits um ihr Leben kämpfen.

Urlaubs- und Überstunden häufen sich
Dort wartet Patricia Zangerl und kümmert sich um sie alle. In voller Schutzmontur, um sich keinesfalls anzustecken. Schon in der ersten Welle 2020 war Zangerl in der Schleuse tätig, neben ihrem Fulltime-Job als Betriebsrätin. Immer wieder sind es Zwölf-Stunden-Dienste, die die Krankenschwester übernimmt. Und immer wieder muss sie einspringen, weil wieder ein Krankenstand abzudecken ist. Urlaubs- und Überstunden häufen sich gleichermaßen an. Nicht nur bei ihr.

Patricia Zangerl, Krankenpflegerin

Die diplomierte Krankenschwester arbeitet seit 22 Jahren im Spital. Neben ihrem Fulltime-Job als Betriebsrätin im Landeskrankenhaus Bregenz hat sie schon im Frühjahr 2020 das erste Mal in der Coronaschleuse Dienst getan. Oft bis zu zwölf Stunden dauern die Schichten, die unter besonderen Vorsichtsmaßnahmen geleistet werden. Wird ein neuer Covid-Patient aufgenommen, muss er durch Zangerls Schleuse.

Die Coronawellen haben die prekäre Situation in den Krankenhäusern noch einmal angefeuert. „Seit Jahren machen wir auf den Personalmangel aufmerksam“, sagt Zangerl. Viele würden in die Schweiz abwandern. „Fraglich ist, wie sich die Impfpflicht auswirken wird. Deutschland und auch die Schweiz wollen da nachziehen. Wo werden die Mitarbeiter, die sich nicht impfen lassen wollen, dann arbeiten?“, fragt sie.

Von dem Auseinanderdividieren der Menschen in „geimpft“ und „ungeimpft“ hält Zangerl nicht viel. Aber wenn dann im Spital Zettel verteilt werden, auf denen steht: „Ihr ungeimpften Mitarbeiter seid erwünscht“, fragt sie sich: „Die geimpften nicht?“

Silvia Dobler, Ärztin

Ärztin Silvia Dobler wurde für ihren mühevollen Einsatz auf der Intensivstation am Klinikum Pyhrn-Eisenwurzen als oberösterreichische Heldin ausgezeichnet. Die 41-Jährige kämpft dort als Leiterin der Abteilung Anästhesiologie und Intensivmedizin täglich um das Leben schwer erkrankter Covid-Patienten. Die im Innviertel aufgewachsene Medizinerin fliegt außerdem als Ärztin im Rettungshubschrauber mit. 

Vernünftiger wäre es, meint sie, für jeden Coronatoten eine Kerze anzuzünden. Dass man an Corona sterben kann, verstünden nämlich immer noch nicht alle. Würde der eine oder die andere Zangerl vielleicht einen Tag lang bei ihrem Job begleiten können – vielleicht wäre das Thema Corona ebenso emotional aufgeladen wie jetzt. Aber mit Empathie.

Die Letzten, die die Verstorbenen sehen
So etwas wie Covid habe Natascha Leser in ihrer gesamten Berufslaufbahn noch nicht erlebt. Durch die vielen Schutzmaßnahmen, die getroffen werden müssen, ist die Arbeit körperlich sehr belastend. Auch die psychischen Belastungen seien enorm: „Wenn Patienten noch wach und ansprechbar kommen, dann intubiert in den Tiefschlaf versetzt werden müssen und letztendlich trotz aller Bemühungen versterben, ohne dass sich die Angehörigen nochmals verabschieden konnten, dann geht einem das nahe.“

Natascha Leser, Intensivpflegerin

Die diplomierte Anästhesie- und Intensivpflegerin arbeitet seit 2004 auf der Intensivstation des Eisenstädter Spitals. Die Betreuung von Covid-Patienten verlangt der 42-Jährigen und ihren Kollegen mental und körperlich alles ab. So müssen Patienten unter anderem regelmäßig auf den Bauch gedreht werden. Viele Infizierte haben Todesangst, ihre psychische Betreuung gehört zu den Aufgaben der Schwestern und Pfleger.

Leser und ihre Kollegen sind die Letzten, die die Verstorbenen sehen, bevor der Leichensack geschlossen wird. Wenig Verständnis hat sie für Impfverweigerer: „Die Impfung schützt. Ohne sie wären noch viel mehr Menschen mit schweren Verläufen in den Spitälern.“ Die Intensivpflegerin unterstützt die Impfkampagne in einer Impfstraße. Aus der Ruhe bringen kann die 42-Jährige so schnell nichts. „Wenn wir alle zusammenhalten, können wir die Krise meistern und vielleicht gestärkt aus ihr hervorgehen.“

„Ich habe täglich mit schwer kranken Patienten zu tun“, erzählt Ärztin Silvia Dobler. Corona hat ihren Arbeitsalltag verändert. „Die Patientenzahlen schwanken ständig, sodass der Tag kaum planbar ist.“ Und: „Es ist belastend, wir haben auch junge Patienten verloren. Oft stehen Familiendramen hinter den Leiden, besonders wenn jemand nicht geimpft war.“ Aber es gibt auch schöne Momente, wenn alles gut ausgeht.

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Ich dachte: ,Ich werde nie mehr munter.‘ Aber es ist jemand bei mir gesessen und hat gesagt: ,Ich passe auf Sie auf!‘ Das milderte die Todesangst. Alle Ärzte und Pflegekräfte sind Engel.

Eine ehemalige Covid-Patientin

Bei der Verleihung der Auszeichnung „Heldin des Jahres“ von „Krone“ und ORF traf sie eine ihrer Patientinnen wieder, bei der es um Leben und Tod ging. Vor einem Jahr erkrankte Ingeborg Buchegger schwer an Corona und musste auf die Intensivstation: „Mein Körper war am Ende. Einmal dachte ich: Wenn ich jetzt die Augen schließe, werde ich nie mehr munter.“ Doch plötzlich spürte sie, dass sie gehalten wurde: „Es ist jemand bei mir gesessen und hat gesagt: ,Ich passe auf Sie auf!“ Das milderte ihre Todesangst, sie konnte weiterkämpfen. Wer es gewesen ist, konnte sie nicht erkennen: „Alle Ärzte und Pflegekräfte sind in Schutzkleidung gehüllt.“ Sie hat sie alle einfach als „Engel“ bezeichnet. Gemeinsam haben sie Corona besiegt, Buchegger ist heute wieder gesund.

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