Im Marienstüberl Graz

Mit viel Gottvertrauen hilft sie den Armen

Steiermark
23.12.2021 12:00

Seit 20 Jahren ist sie das Herz des Marienstüberls in Graz: Schwester Elisabeth nimmt alle mit offenen Armen auf, die hungrig sind - nach Nahrung und nach Zuneigung. Was sie mit der Witwe von Sarepta gemeinsam hat, wie sie Menschenhandel anprangert, woran sie glaubt.

Schwester Elisabeth kann nicht lange stillsitzen. Mit zwei Handys, oft genug gleichzeitig am Ohr, fegt sie wie ein Wirbelwind durch das Marienstüberl, ruft „die Äpfel gehören ins Lager“, rührt quasi im Vorbeigehen Suppe um, plaudert ein paar Worte mit einem Schützling, lacht herzlich mit dem Zivildiener. Immer in Bewegung sein, das hält sie jung. Immer auf Gott vertrauen - daran hält sie fest.

„Ohne Gottvertrauen ginge das hier nicht“, sagt sie, die seit 20 Jahren die Geschicke des Stüberls schupft. „So wie bei der Witwe von Sarepta. Sie kennen ja die Geschichte aus dem Alten Testament?“ Peinlich, umgehend merkt sie, dass hier Erklärung nötig ist: „Wo die alte Frau nur noch ganz wenig Öl und eine Handvoll Mehl hat und trotzdem dem hungrigen Fremden zu essen gibt. Der, übrigens Prophet Elias, sorgt dafür, dass ihr Ölkrug dann nie mehr leer wird.“ Dieses Gottvertrauen habe sie schon oft getragen, „wenn etwas gebraucht wird, kann ich sicher sein, genau das kommt wieder nach“.

Und mittlerweile ist es eine Tonne an Lebensmitteln am Tag, die ans Stüberl gespendet wird! Von Privaten, von Firmen, von Bäckern und Supermärkten. Da ist die Logistik dann schon eine riesige. Die schupft Schwester Elisabeth - Kochen, Zubereiten, Schlichten, „das ginge nicht mehr ohne das großartige Team von Ehrenamtlichen und Zivis“. 250 Mahlzeiten werden täglich ausgegeben.

Wichtigste Zutat: Wertschätzung. Für alle, für jeden. Für den Alkoholkranken, der hier Wärme sucht. Den Obdachlosen, der sich im dicken Schlafsack auf der Bank zusammenrollt. Die psychisch kranke Frau, die keine Freunde mehr hat. „Wir sind Familie. Der Ort, an den sie immer kommen können.“

Viele hat sie über Jahre begleitet – bis zum Grab. Für viele schlägt ihr Herz ganz besonders; für jene Frau Ende 30 etwa. Aufgewachsen im Kinderheim in Ungarn wurde sie mit 14 Jahren in ein „besseres Leben“ gelockt, hier in Österreich. Das war ein Bordell. Heute, erst Ende 30, ist sie krank, ohne Versicherung, körperlich und seelisch am Ende. „Es gibt den Menschenhandel, das ist so verwerflich, dass mir die Worte fehlen.“

Jetzt muss Schwester Elisabeth aber weiter. Kekse austeilen. Und Wärme spenden. Was für eine tolle Frau.

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