Streit um Wohnrecht

Bau-Milliardär dreht Senioren die Heizung ab

Niederösterreich
24.10.2021 07:00

Eine Tochterfirma der Familienstiftung von Bau-Milliardär Hans Peter Haselsteiner erwarb im Jahr 2018 den Marienhof im niederösterreichischen Mayerling, Bezirk Baden. Jetzt soll eine Vinzi-Rast ins Gebäude einziehen, doch die Ex-Gastronomen Johann und Cäcilia Hanner (beide 88) haben dort noch ein Wohnrecht - derzeit ohne Heizung.

Zur Erklärung: Das Ehepaar Hanner (Jahrgang 1933), ehemalige Wirtsleute am Marienhof und Eltern von Haubenkoch Heinz Hanner, haben ein lebenslanges im Grundbuch eingetragenes Wohnrecht für ihre Wohnung im ersten Stock, wobei auch die Nutzung der gesamten Liegenschaft inbegriffen ist. Im Jahr 2018 ersteigerte jedoch die ZMI GmbH – die über zwei Ecken zur Haselsteiner Familien-Privatstiftung gehört – die Liegenschaft in Mayerling zu einem sehr günstigen Preis. Wohl auch, weil das großzügige Wohnrecht der Hanners so manche Investoren abgeschreckt hatte.

Mittlerweile plant das Haselsteiner-Konsortium einen Umbau des ehemaligen Ausflugsziels zur Vinzi-Rast für Not leidende Obdachlose und Flüchtlinge. Ausgerechnet auf das betagte Ehepaar Hanner wird dabei aber offensichtlich keine Rücksicht genommen – Lift, Heizung und Warmwasser wurden teils abgeschaltet sowie abgedreht und werden trotz rechtskräftiger Gerichtsbeschlüsse und laufender Anträge nicht mehr in Gang gesetzt: „Wir leben jetzt wieder seit einer Woche ohne Heizung. Der Haselsteiner will uns wohl schnellstmöglich loswerden, aber das ist unser Zuhause, und wir gehen hier nicht weg“, erklärt Johann Hanner beim Lokalaugenschein der „Krone“.

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Der Haselsteiner will uns wohl schnellstmöglich loswerden, aber das ist unser Zuhause, und wir gehen hier nicht weg.

Johann Hanner

Schutt und Staub statt Lift und Heizung
Das großzügige Gelände und die Innenräume sind derzeit eine einzige Baustelle: „Schutt und Staub im Stiegenhaus beeinträchtigen das Ehepaar Hanner nach wie vor regelmäßig. Vor Kurzem wurde auch wieder lautstark und mit massiven Erschütterungen gearbeitet, sodass in der Decke meiner Mandanten auch Wasser austrat. Gegen diese Verstöße wurde ein Strafantrag beim Bezirksgericht Spittal an der Drau eingebracht“, erklärt der zuständige Jurist Hanns Hügel aus Mödling. Die verantwortliche Firma dürfte von den harten Vorwürfen aber eher unbeeindruckt sein, denn für eine Stellungnahme war man bisher nicht erreichbar.

Für die Zukunft wünscht sich das Ehepaar Hanner nur noch zwei Dinge: Heizung und Lift müssen wieder funktionieren. „Selbst für kleine Besorgungen muss ich sonst 54 Stufen bewältigen. Nach diversen Hüft- und Lendenwirbeloperationen ist das aber kein Spaß“, so Hanner.

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