Schlepper mit Herz

Fritz Karl im Roadmovie “Black Brown White”

Kino
16.02.2011 15:21
Ein europäisches Roadmovie aus Österreich: Dokumentarfilmer Erwin Wagenhofer ("Let's make money") hat mit "Black Brown White" seinen ersten Spielfilm gedreht, bleibt seinem bisherigen Oeuvre thematisch allerdings treu. Es geht um die Festung Europa, die sich vor den Flüchtlingen aus Afrika abschottet, und um diejenigen, die mit dem Elend anderer Geschäfte machen.

Trucker Don Pedro, gespielt von einem zuverlässig lakonischen Fritz Karl, fährt ukrainischen Knoblauch nach Marokko, wo dieser veredelt und mit dem Herkunftsaufdruck "Spanien" versehen wird. Auf der Rückfahrt nimmt er routinemäßig Flüchtlinge in einem geheimen Laderaum mit, um sie gegen Geld nach Europa zu transportieren.

Als sich die junge Jackie (Clare-Hope Ashitey) mit ihrem Sohn jedoch weigert, in das Versteck zu kriechen, muss Pedro improvisieren. Verfolgt von der Polizei, teils mit unfreiwilliger Hilfe eines deutschen Arztes (Wotan Wilke Möhring), gerät die sichere Routine des maulfaulen Fernfahrers ins Wanken und er öffnet sich seinen Mitmenschen.

Zart ist die Annäherung der Protagonisten, die Entwicklungen erfolgen im Zuge der Fahrt, des Sich-Fortbewegens, keinesfalls sprunghaft. Der Blick Wagenhofers - zumindest auf seine Figuren - bleibt stets differenziert. Zwar ist Don Pedro Schlepper, der sich primär für seinen Verdienst zu interessieren scheint, jedoch versteckt sich in der harten Truckerbrust auch ein Herz. "Gefühle? Muss ich mir Sorgen machen?", fragt sein Partner Jimmy (Karl Markovics in einem etwas größeren Cameo-Auftritt) erschreckt den einst kernigen Trucker - und er liegt aus seiner Sicht nicht falsch. Pedro wird weicher...

Das sagt "Krone"-Kinoexpertin Eva Schweighofer zum Film: Schlawiner mit Herz verkörpert Fritz Karl wie kein Zweiter. Und auch in diesem Roadmovie stellt er sein Charisma unter Beweis. Trotzdem reicht's nicht immer aus, um manch platte Dialoge und übertriebene Klischees, mit denen Regisseur Erwin Wagenhofer keineswegs geizt, zu überspielen. Dank stimmiger Landschaftsbilder, die im Gegensatz zur teils negativ skizzierten europäischen Mentalität die Schönheit unseres Kontinentes zeigen, kommt die Schlepper-Story dennoch in Fahrt.

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