Stadttheater Kufstein

Ödipus Rex: Ein Klassiker in neuem Gewand

Tirol
19.06.2021 17:00
Nach „Antigone“ 2014 wagt sich das Stadttheater Kufstein nun an die ebenfalls von Sophokles verfasste Tragödie um den Mythos des Königs Ödipus, der seinen Vater erschlug und mit seiner Mutter Kinder zeugte. Der Start in die Spielsaison ist mit dieser Freiluft-Inszenierung am Fuße der Festung mehr als geglückt.

Mit Gefühl und großem Respekt hat sich Regisseur Klaus Reitberger des Textes aus der Hand von Sophokles, der diesen circa im Jahre 425 vor Christus auf Papyrus niederschrieb, in seiner Bearbeitung angenommen. Somit konnte am vergangenen Donnerstag im „Neuhof“ der Festung ein moderner, aber trotzdem dem sprachlichen Niveau des Jahrtausende alten Stoffes verpflichteter „Ödipus Rex“ seine Premiere feiern. Keine Kulissen nimmt die beeindruckende Sicht auf die Festung im Hintergrund. In diesem Falle wäre sie auch störend gewesen. Die Bühnenausstattung ist auf das Notwendigste beschränkt. Ein Rednerpult, ein paar Klappsessel und – der in Theben grassierenden Seuche geschuldet – ein Hygieneständer mit Desinfektionsmittel.

Nicht die Pest, sondern ein Virus
Im Kufsteiner „Ödipus Rex“ wütet nicht die Pest, sondern ein Virus, das die Lunge angreift, den Geschmacks- und Geruchssinn in Theben tötet, der größten Stadt Böotiens. Die noch lebenden Bürger flehen Ödipus an, sie noch einmal zu retten, wie damals, als er die Sphinx bezwang. Doch das delphische Orakel gibt preis, dass das Land durch einen Frevel befleckt ist. Denn der Mord an Laios, dem Vorgänger des Ödipus, ist ungesühnt. Das Schicksal und ein Kriminalfall, in welchen der Ermittler der Täter ist, ohne es zuerst zu wissen, nimmt seinen altbekannten Lauf.

Der Ermittler ist der Täter
So lässt Klaus Schneider als Ödipus mit einem hohen Maß an purer Leidenschaft und großem schauspielerischen Können den blinden Seher Teiresias, der in der Inszenierung als Mischwesen, nicht Mann und auch nicht Frau, ambitioniert von Maria Kaindl Gestalt erhält, per Festungslift von seinem treuen Schwager Kreon (ein bravouröser Franz Osl) zu sich bringen. Seine Ehefrau Jokaste (beeindruckende Grande Dame Hildegard Reitberger), die auch seine leibliche Mutter ist, will nicht glauben, was immer deutlicher ans Licht der Wahrheit dringt. Den Grundstock zur Aufklärung bringt der Bote (Martin Heis), aber nicht als reale Person, sondern per Video-Messenger-Call aus Korinth, der auch zur Schlüsselperson des Klassiker, zum Hirten (Urgestein Reinhard Exenberger), führt.

Nur ein Monat für Proben
Fazit: In Anbetracht, dass nur ein knapper Monat für Proben zur Verfügung stand, ist das erbrachte Resultat mehr als beachtenswert. Wobei die Grenze vom Laien- zum Profitheater anhand einiger schauspielerischer Leistungen fließend war. Das erkannte und respektierte durch anhaltende Standing Ovations auch das anwesende Premierenpublikum. Bravo! 

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