Kritik an Broschüre

Amazon bezeichnet Arbeiter als „Industriesportler“

Web
04.06.2021 09:35

Amazon steht erneut wegen seiner Arbeitsbedingungen in der Kritik. Einer aktuellen Studie zufolge verletzen sich Arbeiter des Online-Händlers in den USA deutlich häufiger als Beschäftigte in vergleichbaren Jobs in der Branche. Verantwortlich dafür zeichnen soll das hohe Arbeitstempo. Doch dieses scheint durchaus gewollt zu sein, wie eine nun durchgesickerte Broschüre verdeutlicht. In ihr werden Amazon-Angestellte als „Industriesportler“ bezeichnet, die ihren Körper darauf vorbereiten müssten, „bei der Arbeit Höchstleistungen zu erbringen“.

Laut einer Studie des Strategic Organizing Center (SOC), hinter dem vier US-Gewerkschaften stehen, kam es 2020 bei 5,9 Prozent der Amazon-Arbeiter zu schweren Verletzungen, dies seien fast 80 Prozent mehr als beim Rest der Logistik-Branche. Das SOC macht dafür Amazons „Besessenheit“ von hohem Arbeitstempo verantwortlich.

„Hier bei Amazon wirst du zum Industriesportler“
Doch dieses ist offenbar gewollt, wie eine durchgesickerte Amazon-Broschüre verdeutlicht, die dem US-Magazin „Motherboard“ vorliegt. Darin heißt es: „Hier bei Amazon wirst du zum Industriesportler. Genau wie ein Athlet, der für eine Veranstaltung trainiert, müssen Industriesportler ihren Körper darauf vorbereiten, bei der Arbeit Höchstleistungen zu erbringen.“

In sechs Punkten - Ernährung, Flüssigkeitszufuhr, Schlaf, Schuhwerk, ergonomisches Arbeitsverhalten und Verletzungsprävention - wird Arbeitern anschließend erklärt, wie sie sich bestmöglich auf ihre Arbeit vorbereiten können. So rät Amazon nebst Training an freien Tagen etwa zum Kauf von geeigneten Schuhen für geschwollene Füße oder dazu, „die Urinfarbe zu überwachen“.

Schließlich müssten Mitarbeiter „bis zu 21 Kilometer pro Tag“ laufen oder während einer Schicht „insgesamt 20.000 Pfund“ heben.

Amazon: „Broschüre irrtümlich erstellt“
Alle Tipps von Amazon zur Vermeidung von Arbeitsunfällen ignorierten jedoch die einfachste Lösung, schreibt „Motherboard“: die Reduzierung des Arbeitstempos.

Gegenüber dem Magazin erklärte Amazon, dass die Broschüre „irrtümlich erstellt und sofort entfernt“ worden sei. Dem widerspricht allerdings ein Arbeiter des Online-Händlers, der die Broschüre „Motherboard“ zuspielte. Demnach soll er erstmals im November 2020 in einem Lagerhaus in Tulsa, Oklahoma, auf die Broschüre gestoßen sein, wo er erst vor einigen Wochen eine physische Kopie dieser abgeholt habe.

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