Auf Eis gelegt?

U1 fährt wohl doch nicht ab 2015 bis Rothneusiedl

Wien
14.01.2011 13:38
Die Verkehrsbetriebe haben am Freitag 2010 als "Jahr der Rekorde" gefeiert. Während für 2011 282 Millionen Euro für den U-Bahn-Neubau angekündigt wurden, dürfte sich der projektierte Ausbau der U-Bahnlinie U1 nach Rothneusiedl in Favoriten wohl verzögern. Das Vorhaben habe "nicht absolute Priorität", begründete SP-Finanzstadträtin Renate Brauner (Bild) eine zeitliche Rückstellung des Projekts. Zurückhaltender gab sich Brauner im Bezug auf die anstehende Tarifreform der Wiener Linien.

Gerüchte, dass die Verlängerung der roten U-Bahnlinie nach Rothneusiedl auf Eis gelegt und die Züge vorerst stattdessen nur bis zur Per-Albin-Hansson-Siedlung fahren sollen, wollte Brauner am Freitag nicht dezidiert bestätigen. Eine Verzögerung bedeute nicht, dass die Verlängerung der U1 gar nicht komme, betonte sie. 

Ursprünglich sollte die U1-Trasse nach Süden im Jahr 2015 in Betrieb gehen. Aber die Geschwindigkeit der Projektrealisierung hänge davon ab, wann die Stadt die - von der Verlängerung betroffenen - Grundstücke "zu einem vernünftigen Preis" erwerben könne. Somit sei eine Verzögerung des Streckenbaus bis Rothneusiedl durchaus denkbar.

Öffi-Nutzung könnte für manche teurer werden
In puncto neuer Ticketpreise - ein entsprechendes rot-grünes Reformpapier soll bis zum Sommer vorliegen - räumte die Finanzstadträtin ein, dass man es derzeit mit einer "unübersichtlichen Struktur" zu tun habe. Hinsichtlich der künftigen Tarifgestaltung, wollte Brauner Ergebnissen der Arbeitsgruppe (siehe Infobox) nicht vorgreifen. Dass die Öffi-Nutzung für bestimmte Fahrgastgruppen auch teurer werden könnte, schloss sie jedenfalls nicht aus. "Das jetzige Tarifmodell ist sehr erfolgreich", man müsse in Sachen Änderungen behutsam vorgehen, ergänzte Wiener-Linien-Geschäftsführer Günter Steinbauer (Bild).

Verkehrsbetriebe feiern 2010 als "Jahr der Rekorde"
Die Verkehrsbetriebe übten sich am Freitag in Superlativen. 2010 sei ein "Jahr der Rekorde" gewesen, hieß es aus dem Unternehmen. So habe man im vergangenen Jahr mit 355.838 bisher die meisten Jahreskarten verkauft. Außerdem rechnen die Wiener Linien mit einem Fahrgastrekord, wobei die genauen Zahlen erst Ende Februar vorliegen. Steinbauer geht jedoch von einer Steigerung um bis zu drei Prozent im Vergleich zu 2009 aus, wo knapp 812 Millionen Passagiere mit den Öffis unterwegs waren.

Ausbaupläne für die nächsten Jahre
Heuer wollen die Wiener Linien insgesamt 477 Millionen Euro investieren, 282 Millionen davon in den U-Bahn-Neubau. Außerdem wird die Fuhrparkerneuerung fortgesetzt, wonach 2011 fünf neue U-Bahnzüge, 20 Niederflurstraßenbahnen und 30 Busse angeschafft werden sollen. Der Baubeginn der 4,6 Kilometer langen neuen Strecke für die Linie 26 wird ebenfalls heuer in Angriff genommen, der ab 2013 Floridsdorf (U6), den Kagraner Platz (U1) und die Hausfeldstraße (U2) verbinden wird. 

Außerdem zeigen sich die Verkehrsbetriebe ab heuer polyglott: Im Lauf des Jahres sollen Durchsagen im Stationsbereich - etwa Hinweise auf Betriebsstörungen - zweisprachig ertönen. Eines der größten Projekte stellt die Erneuerung der Hauptwerkstätte dar, bis 2013 investieren die Wiener Linien 163 Millionen Euro für neue, moderne Gebäude und Anlagen.

FPÖ: "Gucci-Tarife" bei den Wiener Linien
Für FPÖ-Verkehrssprecher Toni Mahdalik wiederum sei die Bilanz der Wiener Linien für das Jahr 2010 leider meilenweit von "tutti paletti" entfernt. Die Pannenserie im Vorjahr, wo 20-minütige Verspätungen etwa bei der U3 zu manchen Zeiten eher die Regel als Ausnahme darstellten oder die stundenlange "Gefangenschaft" der Fahrgäste in der U4 zeigten ganz deutlich, dass in Sachen Verlässlichkeit und Sicherheit großer Aufholbedarf besteht, so Mahdalik.

Auch die Informationen über die häufigen Störungen waren meist unzulänglich und sorgten für heillose Verwirrung unter den Fahrgästen, so die Kritik der Freiheitlichen. Zudem würden laut Mahdalik 50 Prozent der Benutzer die Fahrpreise für zu hoch halten, was angesichts der rotgrünen "Gucci-Tarife" nicht wirklich verwunderlich sei.

ÖVP: Längst überfällige Hausaufgaben machen
Der Verkehrssprecher der Wiener Volkspartei, Wolfgang Gerstl, forderte von den Wiener Linien und der rot-grünen Stadtregierung die Erledigung der längst überfälligen Hausaufgaben. In puncto Anbindung, Service, Streckennetz und Intervalle seien die Wiener Linien den Bürgerinnen und Bürgern noch einiges schuldig. "Statt medial die Sektkorken knallen zu lassen, wäre es an der Zeit, das Netz der öffentlichen Verkehrsmittel umfassend und vor allem regionenübergreifend auszubauen. Im 21. Jahrhundert sollte die Verkehrsplanung nicht an der Stadtgrenze aufhören!", so Gerstl.

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